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Außenseiter
Wie war das mit der LKW-Maut?
Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus
Das vorletzte Schwein
Menschen und Delphine
Urteil und Vorurteil
Internet und Open Source: Der Krieg ist nicht der Vater aller Dinge
Bananenhaufen
Konzerne und Mittelständler
Spiegelsaal
...was Business Intelligence (BI) mit Bertrands Paradox zu tun hat?
Häuptling Däumling
Selbstverständlichkeiten
Religion – Alpha aut Omega?

Wussten Sie schon?

Außenseiter

Oder: „Die Nadel im Heuhaufen“

Christian Morgenstern, Galgenlieder, Der Gaul:
Der Gaul, da keiner ihn versteht,
schnalzt bloß mal mit der Zunge,
dann kehrt er still sich ab und geht
die Treppe wieder hinunter.
Die dreizehn schaun auf ihren Herrn,
ob er nichts sprechen möchte.
„das war“, spricht der Professor Stein,
„ein unerhörtes Erlebnis!“...

- „Im Jahre 1905 veröffentlichte der 26jährige, als 'Technischer Experte III. Klasse' beim Patentamt in Bern angestellt im Band 17 der 'Annalen der Physik' drei Abhandlungen, deren jede geeignet war, dem Verfasser unsterblichen Ruhm zu verschaffen. Der Einfluß dieser Arbeiten war nicht nur bedeutend für die Naturwissenschaft, sondern veränderte auch das menschliche Denken insgesamt.

Die Folgerungen, die man aus der neuen 'Relativmechanik' ziehen mußte, standen im Gegensatz zum bisherigen physikalischen Denken und zur Anschaulichkeit. Max Planck , der zu der Zeit führende theoretische Physiker in Deutschland, bekannte sich dennoch schon wenige Monate nach der Veröffentlichung der Einsteinschen Arbeit zu dessen Gedanken; Arnold Sommerfeld folgte 1907. Wenige Jahre später hatte sich die Spezielle Relativitätstheorie in der Fachwelt vollständig durchgesetzt.“

Armin Hermann 'Lexikon - Geschichte der Physik A-Z', Aulis-Verlag Deubner & Co KG 1978

- „His father, who had died shortly before Newton was born, was a yeoman farmer, and it was intended that Newton should carry on the paternal farm. He was sent to school at Grantham, where his learning and mechanical proficiency excited some attention. In 1656 he returned home to learn the business of a farmer, but spent most of his time solving problems, making experiments, or devising mechanical models; his mother noticing this, sensibly resolved to find some more congenial occupation for him, and his uncle, having been himself educated at Trinity College, Cambridge, recommended that he should be sent there.“

From ‚A Short Account of the History of Mathematics' (4th edition, 1908) by W. W. Rouse Ball.

- „Leonardo - Der "Bastard"... Da Leonardo ein unehelicher Sohn von Ser Piero war, konnte er weder den Beruf seines Vaters noch einen anderen höhergestellten Beruf erlernen. Unehelichen Kindern war damals - sofern es sich nicht um solche aus adeligen oder einflussreichen mächtigen Familien handelte, der Zugang zur Universität versperrt. So wurde Leonardo nicht einmal in der lateinischen Sprache unterwiesen, die zu jener Zeit die unabdingbare Basis jeder guten schulischen Ausbildung war.“

http://www.avinci.de/avinci/davinci/bastard.html, © 2002 Avinci AG

- „It was at this time that Emmy broke away from the normal expectations of women and decided to take mathematics classes at the university of Erlangen. While nowadays women may attend university freely it was not easy for women to do so in the early years of this century. Women were allowed to audit courses, with the professor's permission, but were not allowed to write examinations.

One difficulty remained. In general women could not attend a secondary school to get the preparation they needed for university admission. Instead they could take the matriculation examination. Emmy, focused on going to university , began to study for this examination. She was able to get permission to audit courses at the university from 1900 to 1902 , and in July 1903, she took and passed the matriculation examination.“

http://www.math.sfu.ca/histmath/Europe/20thCenturyAD/Emmy.html

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Wie war das mit der LKW-Maut?

Oder: „Die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen“ – mit Entschädigung, natürlich, für das erlittene Ungemach

Christian Morgenstern, Galgenlieder, Zazilie:
Zäzilie soll die Fenster putzen, sich selbst zum Gram, jedoch dem Haus zum Nutzen
„Durch meine Fenster muss man“, spricht die Frau,
„so durchsehn können, dass man nicht genau
erkennen kann, ob dieser Fenster Glas
Glas oder bloße Luft ist. Merk dir das.“
Zäzilie ringt mit allen Menschen-Waffen...
Doch Ähnlichkeit mit Luft ist nicht zu schaffen...
Doch alsbald ersieht man, was geschehn,
und sagt einstimmig. „Diese Magd muss gehen“.

- U.S. CEOs mehr als 500x soviel wie ein amerikanischer Durchschnittsverdiener erhalten?

http://www.commondreams.org/headlines04/0218-09.htm (s. Link unter „U.S. CEOs“, genaues Zitat wegen © unterlassen) - s. auch Eine Krähe...

- „die amerikanische Krankheit“ auch in Deutschland grassiert? Dass es in Deutschland immer noch 195mal soviel ist? Dass sich manche obersten Herren satte 60% (in Worten sechzig Prozent) Gehaltserhöhung zusprechen und damit in zweistellige Millionenbeträge pro Jahr geraten? Und dass das Gerücht, es wäre den Aktionären scho’ recht, wohl auch nicht mehr ganz zu stimmen scheint, denn besagter Herr, der eine im Kurs kräftig gefallene Bank leitet, wurde bereits wegen seiner fürstlichen Vergütung gerügt.

„Michael Adams, Wirtschaftsrechtler an der Universität Hamburg, spricht denn auch im Hinblick auf die Topgehälter mancher Vorstände von der "amerikanischen Krankheit". Er hält es zwar prinzipiell für sinnvoll, Manager erfolgsabhängig zu bezahlen, damit sie bereit sind, unternehmerische Risiken einzugehen. Exzessive Vergütungen aber seien eine "Ausplünderung der Firmen und eine soziale Katastrophe". Was Adams vor allem stört: "Die Ursache dieser hohen Gehälter ist eben nicht der Wettbewerb um die Besten und Tüchtigsten. Sie kommen zu Stande, wenn strukturell korrupte Manager sich selbst kontrollieren." “

„Explosion der Gier“, http://www.jobpilot.de/content/journal/gehalt/manager14-04.html, © jobpilot

Frage: Wie hoch ist eigentlich der Durchschnittsverdienst bei der Deutschen Bank? Wie viele Stellen müssen gestrichen werden, Leute entlassen werden, um alleine die 60% Gehaltserhöhung des obersten Chefs zu bezahlen?

Zweite Frage: Wo leben wir? In einem Land, in dem die, die nicht für Fehler bezahlen, über Dinge entscheiden, deren Machbarkeit sie gar nicht abschätzen können, und dafür üppige Rechnungen stellen dürfen, während die, die arbeiten und das Ergebnis überhaupt erst realisieren, nur noch „Kostenfaktoren“ sind, die sich am besten zum Nulltarif verschenken? Erinnert sich hier jemand an den Nachrichtensprecher bezüglich der LKW-Maut und seinem herrlichen Vergleich mit dem Grimms-Märchen vom König, der behauptet, seine Tochter könne Gold spinnen? - s. auch Eine Krähe...

Anschlussfrage: Was hat das alles noch mit dem „Leistungsprinzip“ zu tun?

- dass hier ein bitteres Zitat eines Siemens-Betriebsrats fehlt, weil sowohl die Computerwoche als auch der Metaller nicht interessiert an einer Veröffentlichung auf einem unbekannten Blog waren? Allen, denen die GierFrisstHirn-Mentalität der 90er Jahre Sorge bereitet oder die einfach nur an süffisanten Textstellen Spaß haben, empfehle ich CW 7/2004, „Siemens will 500 ICN-Stellen streichen", S. 7 zu überfliegen. Der Ausspruch des Metallers ist göttlich.

Um was er sich dreht? Um die gegensätzliche Orientierung von Gehältern – die Manager messen ihre eigenen Gehälter an westlichen Fürsten, die normalen Leute dagegen sollen sich mit fernöstlichen Hungerlöhnen bescheiden (nun, natürlich war der Originaltext diplomatischer).

Ist es da ein Wunder, dass jobpilot von „purer Selbstbereicherung“ spricht? Was mir freilich wirklich als Wunder erscheint ist, wie selbstgefällig die kleinen Leute oft denken, dass all die Probleme Arbeitslosigkeit, sinkende Renten und medizinische Leistungen nur die „anderen“ betreffen, weil sie selbst ja so tolle Hechte sind, dass ihre Arbeitgeber geradezu dankbar sind, sie zu verwöhnen - und sie deshalb so wunderbar egozentrisch und gierig auftreten können wie die Essers, Ackermanns, Holtrops, Ken Lays, Sandy Weills und wie sie alle heißen, die „es geschafft“ haben, auf die Spitze des Bananenhaufens zu klettern.

Dummheit limiert sich selbst und wenn die kleinen Leute vergessen, dass sie alleine nichts zählen, dann werden sie eben als die Null behandelt, die 1/6.000.000.000 wirklich fast ist – und in 5 Jahren, wenn die Weltbevölkerung weiterhin billige Sklaven in Millionenstärke produziert, wird dieser „Kelch“ an noch wenigeren vorüber gehen...

Schöne neue Welt.

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Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus

Oder: „Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß“

Christian Morgenstern, Galgenlieder, Vom Zeitunglesen:
Korf trifft oft Bekannte, die voll Sorgen
wegen der sogenannten Völkerhändel. Er rät:
„Lesen Sie doch einfach die Zeitung von übermorgen.“

- U.S. CEOs erhalten mehr als 500x soviel wie ein amerikanischer Durchschnittsverdiener erhalten

- dass diese Zahl „500 mal soviel wie ein Durchschnittsarbeiter“ so unangenehm sein musste, dass der ReutersTM-Artikel der von der obigen Site zitiert wurde, um 6:28h am Abend des Tages nur noch von „44 mal soviel“ spricht, obwohl auch noch andere Sites auf die „500 mal“ verweisen (ebenfalls als Originalzitat gekennzeichnet!)?

(Quelle ReutersTM-Artikel 21.02.2004

(Beispiele 21.02.2004:
http://www.chicagotribune.com/business/chi-0402190331feb19,1,4987305.story?coll=chi-business-hed,
http://xtramsn.co.nz/business/0,,5008-3101375,00.html,
http://story.news.yahoo.com/news?tmpl=story&cid=1896&e=2&u=/nm/governance_summit_compensation_dc
die Links sind nicht als Hyperlinks gekennzeichnet, um bei einem späteren möglichen Entfernen der Sites nicht als Fehler 404 zu enden, scheinen schließlich überwiegend dynamische Adressen zu sein).

U.S. CEOs sind also nur noch 44 Mal besser dran als der Durchschnitt, ist jetzt zu lesen, ohne Hinweis auf Japan. (s. Link unter „U.S. CEOs“, genaues Zitat wegen © unterlassen)

- dass die Zahl „500 mal“ soviel aber wohl korrekt war? Weil bereits 1999 vom Faktor 419, 2000 von 475 die Rede war? Und andere „Lefty“-Sites (hoffe, hier niemandem zu nahe zu treten, wenn doch – please excuse me, no offense intended) in 2003 bereits von „about 500 times“ berichten?

(Quelle 21.02.2004 für „419“, für „475“, für „about 500 times“, für „Vergleich“, s.u.: pdf-File, 1,15 MB, weitere Links, s.u.: 1., 2.)

Das muss alles von Finanzexperten leicht nachzuprüfen sein und meiner Erinnerung nach ist es wirklich schon des Öfteren erwähnt worden, wie viel amerikanische Manager mehr verdienen als anderswo – wieso ändert dann eine so respektable Newsversorgungs-Einrichtung wie ReutersTM diese Angaben?

Auch einen Freund bewegte diese Korrektur sehr. Von ihm habe ich weitere Links (s.o.), die den Faktor 500 erwähnen, darunter einen hochinteressanten Vergleich von amerikanischen und deutschen Gehältern, wenn ich das richtig sehe, für das Jahr 2003.

Das Jahr der Schmerzen für Deutschland.

Und was sehe ich?

Die deutschen Führungsetagen, die so viel weniger als amerikanische Top Manager erhalten, stehen sage und schreibe global an 3. Stelle mit 391.462 Dollar – dagegen sind die Amerikaner mit 513.618 Dollar doch lange nicht mehr so schrecklich bevorzugt. Nur die Schweizer (!) Manager verdienen noch mehr (aber nicht wirklich bedeutend mehr).

Nun ja, 391.000$ sind heutzutage (rund, grob) 391.000 Euro, das ist doch nicht zuviel Jahresgehalt? Zu Zeiten, als ich noch im Finanzamt arbeitete, lang, lang ist’s her, waren bereits die Jahresgehälter von Geschäftsführern durchschnittlich gut verdienender Mittelstandsfirmen auf 200.000 DEM angestiegen, das wäre....

(reine Spekulation: für Top-Manager von deutschen Top-Konzernen in 20 Jahren gerade mal eine Vervierfachung? Wo die amerikanischen Spitzengehälter seit 1990 um 535% anwuchsen? Ich schätze also, wir reden hier von Monatsgehältern und die Jahresgehälter bewegen sich um die 5 Mio Euro. Das ist in Deutschland glücklicherweise noch nicht das 500fache des Durchschnittsverdienstes, doch wer weiß? Die Amerikaner sind die besseren Geschäftsleute, wir müssen ihnen folgen, wenn unsere Wirtschaft überleben will... - Nachtrag: gut geschätzt! Und 5 Mio sind noch nicht mal das Ende der Fahnenstange.)

Ob da die Korrektur herkommt? Wenn ich den Faktor 531 aus dem iht-Link verwende? 531 / 12 = 44 – die Zahlen, die der ReutersTM-Artikel erwähnt, stammen schließlich auch von Towers Perrin, genau wie mein internationaler Vergleich. Das kann aber doch nicht wahr sein?

Dann müssen wir uns vielleicht auch auf die „Schattenseiten“ gefasst machen? Enron, hypes and crashes – die LKW-Maut ist wohl nur ein Anfang und die Tatsache, dass hier offensichtlich die Führung diejenigen übertönte, die die Arbeit zu machen hatten, ist immerhin schon mindestens einmal in den Nachrichten erwähnt worden: Den Vergleich mit dem Märchenkönig, der schlicht behauptete „meine Tochter kann Gold spinnen“ und es der Tochter dann überließ, das Versprechen einzuhalten, werde ich sicher nicht mehr vergessen – ein Fall von „Gier frisst Hirn“?

Wenn uns die „deutsche Blamage“ zu „geschäftsschädigend“ wird, können wir uns ja umbenennen, wie seinerzeit die große Beraterfirma (Anderson (?)), die nach einem ähnlichen Malheur auch einen unbelasteten Namen wählte.

Statt „Deutschland AG“ vielleicht „Old European Technology“?

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Das vorletzte Schwein

Oder: „Das Problem mit Hierarchieleitern“

Christian Morgenstern, Galgenlieder, Der Traum der Magd:
„Das Horn, o denkt euch, war aus Salz
und ging zu essen, und dann...“ - „Halt’s –
halt’s Maul“, so spricht die Frau, „und geh
an deinen Dienst, Zäzilie!“

Erinnert mich an eine Verhaltensforschungs-Studie, von der ich früher mal hörte. Deshalb Entschuldigung – keine Quelle, war wohl irgendeine TV-Reportage, ist schon viele Jahre her (wäre dankbar um Hinweise). Ging um die Hierarchie bei Schweinen. Das Ergebnis fand ich so bemerkenswert, dass es mir (hoffentlich korrekt) immer wieder einfällt:

Einer sauber hierarchisch geordneten Gruppe von Schweinen wurde während dieser Studie Alkohol angeboten. Da natürlich die Führung sich zuerst bedienen durfte, war sie auch zuerst besoffen. Weibliche Hierarchien sind aber wohl weniger als Stabs- denn als Autoritätshierarchie ausgebildet, somit verlor die „erste Sau“ durch ihr unkontrolliertes Verhalten so gewaltig an Ansehen, dass sie ihre Führungsrolle einbüßte.

Sie hat nie wieder einen Tropfen angerührt und sich mit eiserner Disziplin erneut an die Spitze hochgearbeitet. Was freilich noch viel interessanter war, waren die beiden untersten Hierarchiestufen. Das „letzte Schwein“, das deshalb auch nur zuletzt trinken durfte, genoss wohl immer wieder seine paar Tröpfchen, lebte aber mit einer gewissen Lässigkeit anscheinend nach dem Motto: „und ist der Ruf erst ruiniert“...

Geradezu tragisch empfand ich indessen das Schicksal des vorletzten Schweins.

Mit dem letzten Schwein noch unter sich, weidete sich dieses Tier offenbar im Bewusstsein, die „erste“ Stufe der Hierarchieleiter bereits erfolgreich erklommen zu haben. Zu weiteren Höhenflügen reichte es aber nicht und die ständigen Misserfolge führten zu einem solchen Frust, dass das arme Schwein zum Alkoholiker wurde.

Karriere scheint ein wirklich tief sitzender Trieb in höheren Säugetieren zu ein.

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Menschen und Delphine

Oder: „Die Kunst des Fragens ist eine Kunst der Meister“

Christian Morgenstern, Galgenlieder, Das Problem:
Der Zwölf-Elf kam auf sein Problem
und sprach: „Ich heiße unbequem.
Als hieß ich etwa Drei-Vier
statt Sieben – Gott verzeih mir!“
Und siehe da, der Zwölf-Elf nannt sich
von jenem Tag ab Dreiundzwanzig.

Seit Jahren suche ich eine Quelle (Nachtrag 2005: habe sie nun als Weihnachtsgeschenk erhalten, die "Wasseraffen-Theorie") - eine Hypothese über die Menschwerdung, die in sich so schlüssig war, dass sie mich beim ersten Lesen packte. Ein Anthropologe (Sir Alister Hardy) aus den 60er Jahren des vorherigen Jahrhunderts (1960!) soll die These aufgestellt haben, dass die frühen Menschen nicht in die Steppe gingen, um dort Sprache zu lernen, den aufrechten Gang zu erwerben und das Fell zu verlieren - weil das wenig Sinn gemacht hätte.

Sprache, so heißt es heute, sei aus dem Bedürfnis der Jäger geboren worden, bei einer organisierten Jagd zu kommunizieren und die nackte Haut sei bei der Jagd von Vorteil gewesen, weil sie das Schwitzen leichter gemacht hätte. Auch der aufrechte Gang ist eine Erfindung der Jäger, vielleicht weil sie sich dann über das hohe Gras erheben konnten, um einander den Beginn und Verlauf der Jagd mit der neuen Erfindung „Sprache“ mitzuteilen.

Warum hätten dann aber Wölfe und Löwen keine Sprache entwickelt, die eine sehr ausgefeilte soziale Jagd vorweisen können, wurde gefragt. Auch Schimpansen jagten in fast militärisch wirkenden Rotten und doch sei das oberste Gebot bei der Jagd immer Stille. Kommunikation dürfte nur lautlos stattfinden, ganz wie bei den amerikanischen Sportarten mit ihren diversen Geheimzeichen. Warum hätte die für die tatsächliche Jagd ausreichende Kommunikation dann nicht auch für deren Planung genügen sollen, warum hätte also überhaupt ein Bedarf nach akustischer Kommunikation bestanden?

Und die nackte Haut und die Jagd? Auch Hyänen jagen in der Steppe. Und warum haben dann Männer, außer auf dem Kopf, mehr Haare als Frauen? Jagten früher die Weibchen?

Weitaus nahe liegender schien deshalb eine andere Lösung:

Die Menschen sind den Bonobos am nächsten verwandt. Das sind nicht nur die intelligentesten Menschenaffen, sondern auch die kleinsten und schwächsten und leben bis heute wohl nur in Waldgebieten.

Das Klima an der Geburtsstätte der Menschheit (Zentralafrika) begann nun vor einigen Millionen Jahren extrem zu schwanken, Wälder kamen und gingen, Seen kamen und gingen, Steppen kamen und gingen...

Das bedeutete immer, dass Lebensraum knapp wurde – und wen trifft es dann zuerst? Die Schwächsten...

Von den Vorläufern von Schimpansen, Bonobos und Menschen schafften es die Bonobos wohl nicht, Lebensraum außerhalb der Wälder zu finden, vermochten es freilich, innerhalb der bestehenden zu überleben. Wie, wenn das für die vielleicht ähnlich schwachen Vormenschen nicht galt? Und was sind die schwächsten der Schwachen? Trächtige Weibchen, Weibchen mit Säuglingen...

Trächtige Weibchen, vom schützenden, fruchtbaren Wald vertrieben, haben in der Steppe kaum eine Überlebenschance – sogar Schimpansen jagen und fressen gerne andere Affen und gegen eine sauber organisierte „Militär-Einheit“ von Schimpansen gibt es kaum ein Gegenmittel, erst recht nicht gegen Hyänen oder Löwen.

Deshalb, so lautete die Hypothese, wäre die erste Welle der Vormenschen hinein in die Steppe einfach ausgestorben. Es dauert schließlich einige Zeit, bis Verhaltensweisen bei den Männchen entwickelt sind, sich als Schutzburg um die Weibchen und Säuglinge aufzustellen. Im Wald ist das nicht nötig, weder die männliche Aufopferung noch die weibliche Bezahlung in Unterwerfung. Bonobos zeigen hier recht eindrucksvoll „Waldverhalten“, vielleicht auch die frühen Menschen?

Wohin sind sie aber dann geflüchtet?

Dorthin, wovor sie selbst Angst hatten – ins Wasser. Hier folgen fast keine Raubtiere des Landes und es gibt Nahrung in Hülle und Fülle.

Dass Landbewohner zurück ins Wasser gingen, ist auch kein Einzelfall. Und selbst, dass sie irgendwann wieder auf das Land zurückkehrten, nicht: Elefanten sollen ebenfalls eine „Wasserperiode“ hinter sich haben, weisen ebenfalls nackte Haut auf und eine Verschiebung innerer Organe, die auf eine Streckung der Körperachse hinweisen, wie sie beim Schwimmen nützlich ist.

Und sie haben eine geschützte Nase – neben den Menschen hat nur noch eine andere Art von Affen eine richtige „Nase“ und zwar solche, die sich viel in Flüssen aufhalten.

Gerade Köperhaltung und nackte Haut sind, wie alle im Meer lebenden Säuger beweisen, deshalb eine zwangsläufige Folge von Wasser als Lebensraum. Salzige Tränen soll es auch nur bei Tieren geben, die viel Kontakt mit Meerwasser haben, und Akustik ist geradezu das Kommunikationsmittel der Meere (Stichwort Walgesänge und Delphingeschnatter), was eine prächtige Brücke zwischen Sprache und der ansatzmäßig längst vorhandenen Lautkommunikation der Säuglings-Hominiden schlägt - und selbst für die weit verbreitete Spinnenangst oder die langen Haare der Menschenfrauen wurde eine plausible Antwort gegeben:

Die Spinnenangst sei gar keine Angst vor Spinnen, die oft nützlicher als schädlich für Menschen sind, sondern eine Erinnerung an Strand bewohnende Krebse, die mit scharfen Scheren Verletzungen zufügen konnten und die langen Haare seien als „Halteseile im Wasser“ günstig gewesen für die Nachkommenschaft, die sich bei Säugern lange bei der Mutter aufhalten muss.

Nun ja, die Nachkommenschaft – bis heute lieben Neugeborene das Schwimmen. Ist das bei anderen Menschenaffen auch so?

Ich schätze mal, nein. Denn wozu sollte Mutter Natur Jungtieren das Schwimmen beibringen in der Steppe oder im Wald?

Genau das ist es, was ich an dieser Hypothese vom „Wassergang“ der Menschheit bevorzuge: Sie erklärt auch die Dinge, an die du zuerst nicht denkst. Die Jagd, die aus Affen Menschen machte, wie kürzlich auch in einem bekannten deutschen Magazin wieder betont, ist beleibe kein so taugliches Erklärungswerkzeug, denn Jäger gibt es im Tierreich viele – Menschen aber sind einmalig.

Nachtrag:

Auch ein Spiegel-Artikel kürzlich scheint diese These (wieder einmal) zu stützen:

„Hoover, der sprechende Seehund“ (Quelle 16.07.2004):

Darin wurde von einem Seehund berichtet, der als verwaister Welpe von einem alten Fischer aufgezogen wird, bis er im Boston Aquarium landet. Nachdem er die Geschlechtsreife erlangte, die bei männlichen Seehunden mit viel Lärm verbunden ist, um Nebenbuhler zu verjagen, fällt einem Tierpfleger auf, dass dieser Seehund tatsächlich seinen Namen spricht. Nach und nach gibt „Hoover“ dann ein gutes Dutzend Worte von sich, klingt dabei wie sein alter Ziehvater und legt deshalb die Vermutung nahe, dass er von diesem seinen Sprachschatz lernte. Da er die Worte eher zufällig verteilt, spricht nichts dafür, dass er eine „Bedeutung“ in ihnen sah.

Was bezüglich der These interessant ist, die frühen Menschen hätten eine erkleckliche Zeit im Wasser lebend verbracht, sodass sich die Rasse teilweise an dieses Medium gewöhnte (wie beispielsweise über Laute und nicht über Zeichensprache zu kommunizieren), war die folgende Feststellung dieses Artikels:

Die Fähigkeit, nicht angeborene Laute zu imitieren, sei eine erste Voraussetzung für Sprache, doch nur wenige Lebensformen dieses Planeten verfügen über diese Kompetenz: Menschen, Delphine, Wale und etwa 300 Vogelarten.

Eine Gemeinsamkeit dieser Mischung ist, dass sie eine gute Atemkontrolle aufweisen, weil Meeressäuger und Vögel für die Bewegung in ihrem Element eine effiziente Atmung brauchen. Deshalb seien die Primaten auch entsprechend untalentiert bei Lautimitation, obwohl sie genügend Intelligenz aufbringen, die Gebärdensprache zu lernen.

„Normale“ Primaten sind also nicht in der Lage, über Klänge zu kommunizieren, weil sie wohl die „gute Atemkontrolle“ nicht brauchten, die Meeressäuger im Wasser definitiv haben müssen.

Menschen aber haben diese Fähigkeit von Meeressäugern – vielleicht weil sie es selbst einmal waren, wie diese Hypothese von der Wasserphase in der Evolution der Menschheit postuliert?

Ist schon seltsam, wie gerade die plausibelsten Erklärungen am wenigsten verbreitet sind – wenn es um Menschwerdung und Menschsein geht

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Urteil und Vorurteil

Oder: „Der Vater des Gedankens“

Christian Morgenstern, Galgenlieder, Die unmögliche Tatsache:
Oder war vielmehr verboten,
hier Lebendige zu Toten
umzuwandeln, - kurz und schlicht:
Durfte hier der Kutscher nicht-?
Eingehüllt in feuchte Tücher
prüft er die Gesetzesbücher
und ist alsobald im klaren:
Wagen durften dort nicht fahren!
Und er kommt zu dem Ergebnis:
„Nur ein Traum war das Erlebnis.
Weil,“ so schließt er messerscharf,
„nicht sein kann, was nicht sein darf.“

Und noch eine Quelle ist mir entgangen (wäre dankbar um Hinweise) : Ich könnte schwören, sie müsste in einem meiner Bücher sein und suche sie immer wieder, sie bleibt freilich verschwunden – sind eben doch ein bisschen viele Seiten und Buchstaben, zu viele zum Wiederfinden. IKI, wie immer: In der Masse geht alles verloren.

Es drehte sich um einen bekannten englischen Anthropologen, wohl einer der Väter seiner Zunft, der eines Tages bemerkte, dass sie die ganze Zeit einen Fehler bei der Suche nach den ersten Menschen gemacht hätten. Sie, zumeist gebildete Engländer, hätten irgendwie sich selbst als so selbstverständliche Basis des Menschseins angesehen, dass sie auch erwartet hätten, der erste Mensch müsste „mit Schirm, Charme und Melone“ durch die Welt gegangen sein.

Er schien dies im Zusammenhang mit den frühen Funden fast affenähnlicher Vormenschen gesagt zu haben und deutete wohl auch an, dass genau solche „Selbstverständlichkeiten“ den Blick vernebeln für die Realität. Sie erwarteten „Engländer“ zu finden als erste Menschen und übersahen deshalb die tatsächlichen Reste von Prähominiden.

Gerade bei Archäologie und Anthropologie ist Detektivspiel angesagt, aus wenigen Funden soll eine Erklärung für das gefunden werden, was wirklich geschah.

Wenige Funde und viel „Selbstverständlichkeit“ – viele Erklärungen funktionieren genau nach dem Prinzip und jedes Mal...

jedes Mal fällt mir der britische Anthropologe ein.

Andererseits gibt es da noch Trotzki:

Leo Trotzki 1879-1940
Vielleicht kann ich die Wahrheit finden, indem ich die Lügen vergleiche

Oder mit anderen Worten: welche Selbstverständlichkeiten werden bevorzugt?

Bei der Reinlichkeit der indischen Frühzeit („Gott der Reinlichkeit“) wurde die Selbstverständlichkeit „Religion“ als dominant behauptet, nicht die Selbstverständlichkeit unseres heutigen Alltags, dass jede Wohnung ein Bad hat. Bei der Menschwerdung wurde die Selbstverständlichkeit der Jagd in frühen Kulturen als prägend erkannt, nicht jedoch die Bedeutung des Nachwuchses in einer Rasse, die so sehr auf Kultur aufbaut, dass ohne Erziehung gar nichts mehr läuft.

Vorurteile sind notwendiger Bestandteil einer hochintelligenten Echzeit-Informationsverarbeitung, sie sind so etwas wie „Unterlassungslösungen“, die zumeist ihre Richtigkeit haben. Das Großhirn wurde von Mutter Natur jedoch nicht deshalb in die Köpfe gepflanzt, weil Vorurteile meistens richtig sind, sondern eben weil sie manchmal in die Irre führen. Und hier kann dann nur eine situationsgerechte Intelligenz funktionieren, die genau prüft, was für die „normale“ Lösung spricht und was dagegen.

„Wir dachten eben,...“

es müssten Engländer sein.

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Internet und Open Source: Der Krieg ist nicht der Vater aller Dinge

Oder: „Wenn der Klügere nachgibt, gewinnt der Dumme“

Christian Morgenstern, Galgenlieder, Der Glaube:
Niemand anders als mein Glaube
hat die Berge hier versetzt.
Daß sich keiner was erlaube.
Denn ich fühle stark mich jetzt.
Aller Augen sind gigantisch
offen, als er dies erzählt.
Doch das Land war protestantisch,
und in Dalldorf starb ein Held.

Es heißt immer, dass das Internet erfunden wurde, um im Kriegsfall den Rechnerausfällen durch Feindeinwirkung vorzubeugen. Danke, Herr Christian Ullenboom, dass Sie in Ihrem Buch („Java ist auch eine Insel“ (3. Aufl.), ISBN 3-89842-365-4, Fußnote zu Kap. 16.8.1 ) darauf hinwiesen, dass dies keinesfalls so war und dass einer der wesentlichen Erfinder des Internets wohl eher meinte, dies sein ein Trick gewesen, um eben der spendabelsten Einheit Amerikas Forschungsgelder zu entlocken.

Ich habe dazu folgende Quelle auf dem Internet gefunden, die dies unterstützen:

A NetAction White Paper (Quelle 07.03.2004):

„However, President Eisenhower's personal experience in the military made him distrustful of the bureaucratic interests in the Pentagon, which led him to support the creation of new institutions largely independent of specific military branches. One example was NASA, which ended up with much of the day-to-day applied research of the military, while a new agency called the Advanced Research Projects Agency (ARPA) was created to help coordinate overall R&D spending...

What is startling about Engelbart's achievement, often ignored due to the institutional liquidation of ARC, is how many of the conceptual computing breakthroughs and initial implementations were achieved by his team. To name just a few critical to the networked economy:

•Pioneering distributed electronic mail and e-mail lists five and seven years before ARPAnet.

•Implementing word processing a decade before it began to appear in offices.

•Designing the mouse as an input device sixteen years before Apple introduced it to the world.

•Creating a windowing environment twenty years before Microsoft.

•Envisioning hypertext-linked documents in a distributed environment a quarter-century before the World Wide Web.

All of this was paid for by the federal government due to the vision of Licklider, Sutherland and Bob Taylor at ARPA...

A key part of the success of the Internet was the fact that the public space of the network harnessed the energy of universities, both paid staff and volunteers, to provide a continuous stream of open source software to improve its functionality.“

Eine Diplomarbeit (?) aus Österreich (Quelle 07.03.2004):

„Drittens: das Subnetz mußte autonom arbeiten können. (Die damaligen Computer mußten üblicherweise für mehrere Stunden pro Woche abgeschaltet und gewartet werden.) Die IMPs konnten es sich nicht leisten, von einem lokalen Host-Rechner oder dem zuständigen Personal abhängig zu sein; sie sollten weiterlaufen und den Netzwerkverkehr lenken, ob ein Host lief oder nicht“...

Das ARPANET war nach der Grundidee gebaut, daß Netzwerke unzuverlässig sind. Deshalb wurden sie so konstruiert, daß die Kommunikation auch dann funktioniert, wenn Teile des Netzes ausfallen. Die Kernidee des Designs ist ein Computer, der als Schaltstelle fungiert, die Datenpakete weiterleitet und die Verbindung zwischen Quelle und Ziel herstellt. Wenn diese Aufgabe bei einem großen Netzwerk auf viele Computer verteilt wird, so hat der Ausfall eines der Router keinen Effekt auf die Funktion des Netzwerks als Ganzes...

So führte das Netz ein Schattendasein und blieb auf einige wenige Institutionen wie z.B. Universitäten beschränkt. In den 70er Jahren wuchs das Netz sehr langsam. Alle 20 Tage kam ein Computer dazu. In den frühen 80er Jahren wurden viele militärische Knoten eingefügt und aus Sicherheitsgründen entschloß sich das Verteidigungsministerium, eigene Wege zu gehen und ein separates Netz aufzubauen...

1969 Erste Arbeiten zu einem paketvermittelnden Rechnernetz

1972 Das ARPANET wird der Öffentlichkeit vorgestellt

1973 "Ethernet is born"

1975 Die DCA (Defence Communications Agency) übernimmt die Federführung im ARPANET“

Sieht das nicht ganz danach aus, dass das Internet tatsächlich zwar dafür konzipiert wurde, locker mit Rechnerausfällen fertig zu werden, aber keinesfalls „auf dem Mist“ des Militärs gewachsen ist? Sicher macht seit Jahrtausenden kein anderer Grund soviel Geld locker wie Krieg, doch genauso sicher hat Krieg noch nichts „geschaffen“ – er ist schließlich zum Zerstören da.

Wäre das nicht eine Untersuchung wert? Wie viele Erfindungen „Vater Krieg“ zugesprochen wurden, die längst existierten und die durch die höchst aussagekräftige Bereitschaft der Menschen, für Vernichtung, Folter und Mord zu bezahlen, nur „gefördert“ wurden?

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Bananenhaufen

Oder: „Freedom is just another word for nothing left to lose“

Christian Morgenstern, Galgenlieder, Die Weste:
Es lebt in Süditalien eine Weste
an einer Kirche dämmrigem Altar.
Versteht mich recht: Noch dient sie Gott aufs beste.
Doch wie in Adam schon Herr Haeckel war,
(zum Beispiel bloß), so steckt in diesem Reste
Brokat voll Silberblümlein wunderbar
schon heut der krause Übergang verborgen
vom Geist von gestern auf den Wanst von morgen.

Und noch eine Quelle ist mir entgangen (wäre dankbar um Hinweise): Ich las über ein Experiment mit Affen, Schimpansen meiner Erinnerung nach, das mich mit der menschlichen Leichtigkeit, sich zum Narren zu machen, doch ein wenig aussöhnte.

Nicht, weil wir Menschen es besser machen – sondern weil es wenigstens nicht unsere Erfindung ist, sondern nur biologisches Programm, und weil das die Hoffnung gibt, dass Menschen diese freiwillige Minderwertigkeit überwinden können.

Auch wenn's Mühe macht.

Die Geschichte des Experiments ging so: Einer Horde Affen wurden Bananen in Massen ins Revier gelegt, geradezu haufenweise. Sehr schnell hatte der Alpha-Affe die Beute für sich beansprucht und gönnte keinem anderen nur einen Bissen davon. Denn Alphas sind nicht darauf programmiert, die Herde zu versorgen, sondern sie zu beschützen – und das nie ohne Bezahlung: Ihr Lohn ist Vorzugsbehandlung in Sex und Futter...

und Anerkennung.

Das machten sich die übrigen Affen zunutze und küssten ihm untertänigst die Füße, die Weibchen boten ihren Hintern an, die Männchen machten „Liebkind“. Zum Dank dafür verteilte der Alpha die Bananen an seine Untertanen je nach Lust und Laune.

Das Experiment zeigt schön, dass Sklavenmentalität und Hurentum dasselbe sind, zwei Seiten einer Medaille, und weder an Alter noch an Geschlecht hängen – und dass Unterwerfung Verachtung erzeugt.

Wie man sich bettet, so liegt man – oder wer kriecht, der wird getreten.

War auch mal Thema einer netten Spiegel-Reportage, dass Macht Verachtung im Gefolge hat: wie Alphas tatsächlich denken, etwas Besseres zu sein, zur Herrenrasse zu gehören, während die anderen nur „kriegen, was sie verdienen“. Alphas sind nun mal nur eine Erbschaft aus unserer Tiervergangenheit, nichts, auf das ein Mensch stolz sein dürfte. Aber was heißt das schon, wenn du die Bananen besetzt hast und die anderen müssen bei dir betteln? Wen interessiert da schon, welcher Instinkt da wen trieb?

Die Moral von der Geschicht'?

Unterwirf' dich nicht, wenn du nur einen Funken Stolz besitzt. Warum?

Wer die Verantwortung abgibt, muss immer noch den Preis bezahlen
nur kann er ihn nicht mehr aushandeln.

Apropos Hurentum: Prostitution ist nicht das älteste Gewerbe der Welt, auch wenn es Schimpansenweibchen bereits praktizieren – denn wir Menschen sind am nächsten mit den Bonobos verwandt und nicht mit den Schimpansen.

Und Bonobos kennen keine Alphas.

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Konzerne und Mittelständler

Oder: Dinosaurier vs. Säuger

Wer ein Problem symbolisieren kann via Bild oder Wort,
der hat bereits einen Zugang dazu gefunden,
wer die Frage stellt,
hat die Antwort bereits umrissen...

„Die großen Firmen nie. Die haben ihre Personalabteilungen als perfekt funktionierende Firewalls, die von der Kernkompetenz ihres eigenen Arbeitgebers nicht besonders viel Ahnung haben, weil das das Prinzip der Arbeitsteilung ist: Ihre Kollegen tun den Firmenjob, sie tun die Arbeit, die mit der Anstellung der Kollegen zu tun hat.“

+

„Und dann überraschen dich die deutschen Mittelständler – offen, neugierig, flexibel, unvoreingenommen und zwar nicht nur in Lippenbekenntnissen wie die Großkonzerne.“

habe ich gestern geschrieben (10.04.2004)...

und mir damit selbst wieder Stoff zum Grübeln gegeben, denn die Starre der Großen gegenüber der Beweglichkeit der Kleinen ist nicht nur ein historisch bekannter Nachteil im Krieg – und sie hat ganz reale Ursachen.

333, bei Issos Keilerei – ja, solche tollen Eselsbrücken werden heute nicht mehr in der Schule gelehrt, schätze ich, aber die wirkten tatsächlich. Ich habe sicher kein gutes Gedächtnis für unnützen Kleinkram, „333“ freilich habe ich nicht vergessen (auch wenn ich jedes Mal nachsehen muss, um was es dort ging: Alexander gegen Darius, den Perser). Na ja gut, auf das wollte ich weniger hinaus, dafür weiß ich zuwenig über die taktischen Gegebenheiten dieses Scharmützels, ich wollte eher die Schlacht von Salamis ansprechen, bei der die großen mächtigen Schlachtschiffe der Perser von den kleinen, wendigen Griechen besiegt wurden oder auf den Untergang der spanischen Armada, besiegt von der Schnelligkeit der Kleinen.

Es ist, wie bei Großkonzernen und Mittelstand, eben alles eine Frage der Information und ihrer Bestimmung durch die Informationsverarbeitungen. Aktive und passive IV - ein Begriff?

Nun ja, sicher nicht. Aber Dinosaurier sind bekannt, diese Ungetüme der Vorzeit, die güterwaggonschwer waren. Vielleicht sind dann auch die Thesen bekannt über den Untergang dieser hoch angepassten Tiere nach dem Kometeneinschlag vor 65 Mio. Jahren, der das Klima drastisch veränderte? Überlebt haben die winzigen, wieselflinken, schwächlichen Säuger.

Und wohl auch weniger bekannt ist in unserer gewaltverliebten, hollywood-geprägten Sicht von der grundsätzlichen Zweiteilung der Arten in Räuber und Beute, Sieger und Loser, dass die „Loser“ in der Frühgeschichte der Menschheit überlebten, nicht die Sieger. Die großen, robusten Australopithekinen mit mächtigen Muskeln und Kiefern sind nichts weiter als Knochenfunde, die zierlichen dagegen vererbten ihre Gene weiter.

Denn das ganze Spiel des Lebens hat nichts mit stark und schwach zu tun, das ist nur Selbstbeweihräucherung der Sieger, deren Skrupellosigkeit ihren eigenen, von Mutter Natur nicht umsonst biologisch verankerten Anstand (als Systemweisheit zum Schutz der Gruppe, die dem Individuum Sicherheit und damit realistische Aussichten auf Überleben zu garantieren hat) so tief verletzt, dass sie sich tausend und eine Ausrede ausdenken müssen, um ihre eigenen Schuldgefühle zum Schweigen zu bringen. Die Furien oder Nemesis sind nichts weiter als mythologische Verbrämungen genau dieser biologischen Schutzfunktion „Anstand“, die die genauso biologisch programmierten Triebe Futterneid und Fortpflanzung zum Wohle der Gruppenexistenz im Zaum zu halten hatte und bei Verletzung mit dem Wissen um den hervorgerufenen Schaden reagierte – nichts weiter sind Schuldgefühle. Und während wohl die alten Kulturen dies noch respektierten, gilt heute wieder, wie schon bei den Tieren, der Stärkere hat immer Recht. Bananenhaufen-Experiment – ein Begriff?

Ok, gegen alle Ströme – wenn es also nichts mit stark und schwach zu tun hat, mit was denn sonst?

Mit Information, mit was denn sonst?

Information ist Leben und jeder Fortschritt in ihrer Verarbeitung ist etwas, was wir in der Biologie in Entwicklungsstufen sehen können – und in den menschlichen Kulturen genauso.

Kleiner Exkurs in die Physik der Information, 2.3.1 Der Vorteil von Abbildungen, 2.3.2 Abbildungsstrategien, 4.2.1 Aktive und Passive Informationsverarbeitung:

Angefangen hat wohl alles mit chemischer Selbstorganisation, die ihr Wissen über den eigenen Bauplan zuerst analog, dann „digital“ mithilfe der Gene speicherte, um es nicht nur von der gefährlichen Außenwelt abzuschotten, sondern auch, um es als „Blaupausen“ für Reparaturen und Teilungen zu verwenden. Wissen in materiellen Strukturen gespeichert – passive Informationsverarbeitung – hat freilich den Nachteil, nur über Veränderung dieser körperhaften Struktur ergänzt und korrigiert werden zu können. In der Biologie heißt das schlicht, dass auf dieser Ebene nur über Generationenwechsel gelernt werden kann.

Das scheint zu genügen für Pflanzen – einfach deshalb, weil sie keine aktive Verarbeitung entwickelt haben. Es genügt freilich nicht für mobile Lebewesen, deren Umgebungen sich radikal ändern können und die deshalb eine Informationsverarbeitung benötigen, die Wissen nicht in festen Schubladen speichert, sondern die sich „ihre Schubladen“ sozusagen selbst aus den jeweiligen Einzelfällen erzeugen kann. Deshalb mussten Tiere schon früh eine „Echtzeit“-Informationsverarbeitung entwickeln, die auf recht beliebigen Signalen und deren Auswertung beruhte. Augen, Ohren, Nase nahmen diejenigen Reize der Umwelt auf, auf die sie zugeschnitten waren und leiteten sie weiter zu diversen Mustererkennungssystemen, die daraus die jeweilige Situation so exakt als möglich modellierte, um als Basis für die Entscheidungen dienen zu können: „weiterlaufen auf das Futter zu“ oder „weglaufen vom Fressfeind“ – die Geburtstunde der Gehirne.

Was die zweite Methode vor der ersten so ganz besonders auszeichnet, ist die „Lernperiode“ – während passive Informationsverarbeitung nur über Generationenwechsel lernen kann, sind Individuen mit aktiver Informationsverarbeitung zu individuellem Lernen fähig. Sehr schön wird dies an der „Übernahme“ von Wissen deutlich. Da „Wissen“ die gesamte bereits vorhandene Abbildung einer Intelligenz ist und eine der praktischen Eigenschaften von Abbildungen ist, dass sie kopiert und deshalb schlicht weitergegeben werden können, kann Lernen einfach auch dadurch erfolgen, dass „Gelerntes“, also bereits vorhandenes „Wissen“, kopiert und übertragen wird. Die passive Informationsverarbeitung tut dies genauso wie die aktive – doch jede in ihrem Rahmen. Über die Generationen via Sexualität bei der passiven Informationsverarbeitung, zwischen einzelnen Individuen durch Nachahmen, bei Menschen auch Wort und Schrift bei der aktiven Informationsverarbeitung.

Die Zugewinnfunktion der Intelligenz ist in beiden Fällen nicht linear. (Exkurs Ende)

Was das mit dem Mittelstand und den Großkonzernen zu tun hat?

Genau dasselbe wie die Frage, wann mengenmathematische Funktionen prächtig dazu taugen, reale Vorgänge zu beschreiben, obwohl sie doch nichts weiter als zeitlose Beziehungen zwischen ihren Mengenelementen sind und die einzige „Veränderung“, die sie erzeugen, die Positionierung ist, die auf aktuelle Mengenelemente zeigt (Element-Hopping). Auch solche Funktionen sind letztendlich „in Strukturen gespeichertes Wissen“, weil sie Regeln darstellen, die von einem zum nächsten Mengenelement führen.

Und sie taugen ganz besonders für wohlbekannte Problemgebiete: Wenn alle Zustände des Systems offen liegen genauso wie ihre jeweiligen Abhängigkeiten voneinander, dann können die Regeln fixiert werden, nach denen dieses System sich verhält. Das ist bei den Naturgesetzen so, das ist bei den Umgebungen so, auf die sich Pflanzen optimiert haben und das war auch bei den Sauriern so, die sich ihrer Umwelt so perfekt angepasst hatten. Dass die biologische Anpassung nie so vollständig sein kann wie eine mathematische, ist aufgrund der nicht auszuschaltenden Wechselhaftigkeit der Natur verzeihlich.

Die Saurier – und die robusten Australopithekinen – zeigen dann auch hübsch die Grenzen dieses Prinzips: Ändern sich die Umweltbedingungen über ein Maß, dass diese Systeme als „Störungen“ noch schlucken konnten, sind passive Systeme nicht mehr in der Lage, korrekt zu reagieren und werden zerstört. Bei den Sauriern war es wohl ein Komet, der die natürlichen Verhältnisse radikal umstürzte, bei der frühen Menschheitsentwicklung war es das flatterhafte Klima Zentralafrikas, das eine körperliche Anpassung sinnlos machte.

Warum nun Großkonzerne passiv und Mittelständler aktiv Information verarbeiten?

Ist eine Frage der „Fliege“, der Arbeitsteilung: Um Massen von Information verarbeiten zu können, müssen Systemstrukturen gebildet werden, die die eingehenden Ereignisse empfangen, aufbereiten, auswerten und zur Entscheidung führen. Das ist so bei Firmen, das ist so im Körper mit seinen Organen, das ist so beim Gehirn.

Das Problem dabei?

Menschen.

Eine aktive Verarbeitung muss die Aufgaben regelbasiert verarbeiten können, soll heißen, dass die Zustandsfolgen der Verarbeitung nicht fixiert sind wie in der passiven Verarbeitung, sondern abhängig vom eingehenden Signal und den tauglichen Regeln. Das berührt freilich das Thema „Ritualisierung“ – Stichwort: Glaube statt Wissen. Oder mit anderen Worten: Für viele Menschen ist es leichter, bestimmte Verhaltensweisen auswendig zu lernen statt zu verstehen, warum es so und nicht anders am besten ist, was wiederum nötig wäre, um aus den vorhandenen Regeln die beste auszuwählen. Solche Menschen können die tollsten Dinge lernen, solange sie sich eben nicht verändern, haben aber echte Probleme, wenn Anpassungen des Rituals nötig werden.

„Also muss all das, was an Kompetenz im Firmenjob steckt, standardisiert, normiert und typisiert werden, sodass es in Checklisten auffangbar wird und gegenüber den Bewerbungsformularen geprüft werden kann wie Promotion, Auslandsaufenthalt, verhandlungssicheres Englisch und J2EE.“ habe ich am 10.04.2004 noch geschrieben.

Und nun ist es offensichtlich, nicht wahr? Denn Standards, Checklisten, Formulare sind immer fixiertes Wissen, wie mathematische Formeln, wie Vorschriften beim Militär, wie Gene bei Pflanzen und Tieren. Sie können nicht einzelfallabhängig gestaltet werden.

Oh, ja sicher gibt es auch streng stabshierarchisch geführte Mittelständler, doch hier funktioniert oft noch die Kommunikation soweit, dass ein problematischer Einzelfall zum flexiblen Chef vordringen kann und dort adäquat bearbeitet wird. (Nachtrag: Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel.) Bei größeren Firmen ist dies allein aus der Masse eintreffender Einzelfälle völlig unmöglich.

Wie bei den Sauriern funktioniert dies prächtig, solange sich die Umwelt nicht sehr verändert – solange bedeutet Größe Stärke und damit Vorteil. Wenn sich aber die Zeiten ändern, Kometen oder Flugzeuge vom Himmel fallen und das Klima am Himmel oder auf den Wirtschaftsmärkten umstürzen...

dann wird Größe zum Nachteil.

Und Amerika ist hier sicher nicht das Gegenbeispiel. Seine Großkonzerne sind wie Tyrannosaurus Rex so mächtig geworden, dass sie jede andere Nation vernichten können und deshalb weder die Zustimmung der eigenen noch fremder Bevölkerungen oder Gesetze nötig haben, seine Politiker sind dabei, ihre Macht über jegliches demokratische Maß hinaus auszudehnen, wie es so viele Male bereits in der Menschheitsgeschichte geschehen ist – und gerade dadurch regen sie den Widerspruch der vielen kleinen Leute im eigenen Land und im Ausland in einem Maße an, das eine am Verkauf orientierte Gesellschaft kaum aushalten wird. Und ob Amerika mit seiner demokratischen Vergangenheit sich einfach zum Kolonialherren wandeln kann, der mit purer Gewalt fremde Länder ausbeutet, steht glücklicherweise noch in den Sternen. Unsere Politiker und Konzernführer sollten also vorsichtig sein mit dem, was sie sich so zu ihrem eigenen Vorteil wünschen. Könnte sein, dass das Klima sich wieder gewaltig ändert.

Und dann sind die kleinen Beweglichen im Vorteil – weil sie ihre Informationsverarbeitung weniger standardisieren müssen, weniger in „Stein meißeln“ müssen und ihren einzelnen Organen mehr zumuten können und müssen.

Im Mittelstand haben die meisten Leute verschiedene Aufgaben, im Großkonzern oft nur klar umrissene Funktionen – und die „großen Denker“, die genau deshalb hoch bezahlten Bosse in Nadelstreifen, sind viel zu weit weg vom normalen Arbeitsalltag, um ihre angebliche hohe Intelligenz und Flexibilität wirklich dort einbringen zu können, wo sie nötig wäre. Ganz im Gegenteil neigen solche Leitungsfunktionen dazu, die Menschen zu verführen: Macht korrumpiert. Sie versuchen dann, ihre Vorstellungen mit der Gewalt ihrer Position durchzusetzen, ohne freilich noch den Kontakt zur Realität zu haben, der erforderlich wäre, die richtigen Entscheidungen zu treffen (Stichwort Spiegelsaal): Bertrands Paradox.

Doch selbst wenn diese emotionalen Triebe nicht in den menschlichen „Subsystemen“ der Konzerne stecken würden, so ist der Menschentyp, der notwendig wäre, all die diversen anfallenden Aufgaben in solchen riesigen Firmen zu bewältigen, noch nicht geboren. Sie müssen sich also auf Ausbildungen und Standards zurückziehen, es bleibt ihnen gar nichts anderes übrig – ihr Erfolgsrezept zur Überwindung dieser „Informationsverschluckung“ durch Größe ist im Moment der Computer, der ihren „Gehirnen“ an der Spitze sagen soll, wie die Umwelt sich draußen verhält. Der Computer hat jedoch noch längst nicht die Mächtigkeit eines menschlichen Gehirns erreicht.

Und solange, schätze ich, hat der Mittelstand Vorteile in veränderlichen Welten mit seinen weitaus höheren Ansprüchen an die einzelnen Personen, ihre Kompetenz UND ihren Anstand (sprich Systemverantwortung), mit seinen kürzeren Kommunikationswegen und seinen schnellen Reaktionszeiten.

Denn wie hieß es kürzlich bei ©jobpilot („Wie du mir, so ich dir“ von Kai Oppel, Quelle 26.04.2004): „Je unwahrscheinlicher eine korrekte rationale Entscheidung aufgrund von Zahlen oder Wissen ist, desto eher funktionieren ganz einfache Faustregeln.“

Während bei langsam veränderlichen, wohlbekannten Problembereichen die Abbildung ausgereift genug werden kann, also genügend Wissen vorhanden sein kann für eine „korrekte rationale Entscheidung“, ist es kaum möglich, bei schnell veränderlichen Rahmenbedingungen genügend aktuelles Wissen für solche Entscheidungen anzusammeln. In solch einem Fall hilft nie „Glauben statt Wissen“, hilft nie das Auswendiglernen, das starre Befolgen von Befehlen und Vorschriften - nur das Selberdenken.

„desto eher funktionieren ganz einfache Faustregeln.“

Regeln – nicht Rituale.

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Wussten Sie auch das schon?

Spiegelsaal
...was Business Intelligence (BI) mit Bertrands Paradox zu tun hat?
Häuptling Däumling
Selbstverständlichkeiten
Religion – Alpha aut Omega?

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© bussole IV 2004 (außer Zitate)

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