24.06.2005
George Bernard Shaw (1886-1950): Was
wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an,
wohin uns die Normalen gebracht haben.
Und ein paar Verrückte habe ich gesehen –
an den Linux-Tagen. Oh nein, keine Irren, keine Schizophrenen,
keine realitätsfernen Träumer…
aber Leute, die offensichtlich nicht dem
„normalen Trott“ des giergetriebenen Schnäppchenjägers
folgen, die nicht dem „normalen Weg“ karrierehöriger
Jung-Albert-Speers nacheifern…
sondern einfach einen guten Job abliefern
wollen und dafür auch ihr gutes Geld zu verlangen
beabsichtigen.
Selbst die Messestände der Großen
wie Microsoft®, IBM® oder Sun® waren angenehm
sachlich. Sicher war leicht zu sehen, dass ihre Ausrüstung
exquisit war, viel „professioneller“ als die meisten
anderen Stände, doch ihre Mannschaft verhielt sich erfreulich
wenig marktschreierisch, nicht wie auf anderen Messen, wo alleine
die örtlichen Ausmaße alle Interessenten von ihrer
Gewalt überzeugen sollen, wo lautstarke Mikrophone die
Gespräche der anderen Teilnehmer fast unmöglich machen,
wo alleine das Outfit der Frauen zeigt, ob sie etwas von der Sache
verstehen oder ob sie schlicht dazu da sind, wie bei der
Autoreklame Hormone anzuheizen, um das Hirn der männlichen
Kundschaft für Marketingzwecke chemisch kurzzuschalten.
Nichts davon hier. Im Gegenteil.
Sachorientierung, die wenigen Plakate genutzt
dafür zu beschreiben, was hier zu finden sei – nicht
was die staunenden Jahrmarktsbesucher möglicherweise zu
finden wünschen - , kleine Stände, der absolute Hauch
von „normalen Leuten“, der durch die Hallen weht -
statt Disneyland und Las Vegas -, von Sachlichkeit, Offenheit und
ja, von der Hemdsärmeligkeit von Menschen, die ihre Arbeit
noch selbst tun…
das sind die Linux-Tage.
Alles hier scheint nicht „ganz normal“
zu sein – die Behördenstände? Nichts von der
„trögen Mentalität“, die den Beamten
nachgesagt wird. Die Universitätsstände? Entsprachen
keinesfalls dem Vorurteil des weltfremden, leicht blasierten
Studenten, das so häufig gepflegt wird.
Dafür fehlten die bunten Bildchen und
dieser Mythos von Perfektion, gemischt mit überirdischer
Kompliziertheit, den moderne Software – preistreibend - so
gerne erzeugt, alles sah so pragmatisch und bezahlbar aus, wie für
dich gemacht. Für dich ganz normalen Durchschnitt, nicht zum
Unter-dem-Fußboden-lebenden Plebs und nicht zur
Über-den-Wolken-schwebenden Führungsklasse gehörig,
sondern irgendwo dazwischen täglich mit irgendwelchen
Problemen und Problemchen kämpfend, für die du hier, auf
den Linux-Tagen, zu einem anständigen Preis und anständigem
Verhalten eine Lösung findest, bei der du keine Angst haben
muss, dass du sie gar nicht bezahlen – und schon gar nicht
ohne Hilfe handhaben kannst.
Das ist deshalb die eigentliche Botschaft der
Linux-Tage: Computer sind tolle Werkzeuge, aber eben nur
Werkzeuge, Software ist tolle Arbeit, aber eben nur Arbeit.
Nichts, was die normale, arbeitende Bevölkerung
nicht verstehen könnte.
Und ich schätze, das haben wir, gerade in
den ländlichen Gegenden Deutschlands, auch noch bitter nötig.
Denn hier beginnt sich eine Zweiklassen-Gesellschaft auszubilden:
diejenigen, die mit dem Computer umgehen können – und
die anderen, die ihn regelrecht fürchten.
Und die deshalb weder Kompetenzen noch
Motivation dafür mitbringen, Deutschlands Fortschritt und
Effizienz – und damit ihre eigenen Arbeitsplätze –
zu bewahren. Denn ohne Computer läuft schließlich gar
nichts mehr.
11:19:21 Dixi: there
is an end of the matter; everything that could be said has been
said – for today
19.06.2005
Homo hominis lupus: Der Mensch ist
des Menschen Wolf.
Rettet Europa! Belgier,
Schweizer und Deutschtürken,
auf, auf! Rettet das friedliche Miteinander – weltweit!
Warum kann das mächtige Prinzip „Open
Source“ nicht als das Grundrezept der Menschheit zum
Überleben erkannt werden? Denn genau das ist es – die
kleinste, zierlichste Menschenrasse überlebte all die starken
Muskelprotze, weil sie zusammenarbeitete, weil sie als Kulturwesen
einen geistigen Überbau ermöglichte, der die
Kommunikation, den Informationsaustausch förderte.
Aber Kultur zählt nicht mehr bei den
modernen Homo Sapiens – das Sapiens wird zugunsten des Homo
völlig vergessen. Deshalb…
armes Europa!
Wie konnte das bloß so schnell geschehen?
Werden sich zwar viele fragen…
ist aber eigentlich doch kein Wunder –
unser aktuelles, giergetriebenes Profitsystem funktioniert nicht.
Alphamännchen sind keine zukunftsorientierten
Programmeinheiten, sie sind nichts weiter als Selektionsverfahren.
Und weil Selektion nicht benötigten
Überfluss bedeutet, konnte dieser Überfluss nebenbei
dazu verwendet werden, das Kernstück der Rasse zu beschützen,
notfalls mit dem eigenen, überflüssigen Leben.
Deshalb muss diese Untermenge der Rasse anderen
Gesetzen folgen als das Kernstück – denn diese
Untermenge ist als Veredelungsprozess des Genpools gedacht –
alles, was nichts taugt, hat darin nichts verloren. Also…
darf nicht nur, es muss selektiert werden –
und wenn dies dem zu erhaltenden Kernstück, der
Nachkommenschaft, zum Vorteil gereicht, dann ist ein fundamentales
Prinzip von Effizienzsteigerung – zwei Fliegen mit einer
Klappe zu schlagen – erreicht. Deshalb musste Mutter Natur
es in diese Untermenge programmieren.
Konkurrenz, Selektion, Auslese – auf
Teufel komm’ raus, ohne jegliche Zukunftsorientierung.
Zukunft ist nicht nötig – dafür
sorgt schon die Programmierung der Komplementärmenge, die das
Kernstück der Rasse bildet, den Hort für die
Nachkommenschaft.
Klingt plausibel, einfach und logisch.
Ist es auch.
Ist nur leider bei den Menschen ein wenig aus
dem Gleichgewicht geraten – denn der Selektionsmechanismus
bestimmt nun das Geschehen auf der ganzen Welt, nicht nur in
seinem angestammten Revier – in jedem kleinen
Familiengrüppchen, in jeder kleinen Dorfgemeinschaft, in
jedem Staat, in jedem Staatenverbund. Konkurrenz ohne
Zukunftsorientierung, Machtgewinn für den Augenblick…
Albert Speer als Idealbild einer ganzen Welt.
Also, ehrlich, Leute…
was ist jetzt noch so verwunderlich, dass
Europa zerbricht?
Denkt doch einfach ein bisschen nach!
Cui
Bono.
Wer hat denn etwas davon, dass Europa
zerbricht? Wer ist den Gegner von internationalen Verbänden?
Wer hat etwas zu verlieren?
Aua, ich höre euch schon
„Verschwörungstheorien“ schreien.
Und frage mich kopfschüttelnd, was ihr in
den letzten Monaten gemacht habt. Denn ihr seid doch sicher –
des Deutschen mächtig – mit einer großen
Wahrscheinlichkeit nicht nur deutschsprachig, sondern auch der
deutschen Nation zugehörig.
Und die wurde in den letzten Monaten angesichts
des sechzigjährigen Jubiläums des Kriegsendes wahrlich
mit Reportagen überhäuft – wie alles so kommen
konnte, wie alles geschah. Wie die reichen und mächtigen
Herren der Industrie – deutsch und amerikanisch – der
lästigen Demokratie der Weimarer Republik Einhalt gebieten
wollten, wie die Rechte zuerst der Arbeitnehmer, dann der gesamten
Bürgerschaft und am Ende gar die Menschenrechte einiger
ausgewählter Sündenböcke verkauft wurden für
Macht und Geld.
Wie das alles über Jahre stattfand,
mächtige Seilschaften errichtet wurden mit Geduld, Gier und
Rücksichtslosigkeit – habt ihr das alles verschlafen?
Verschwörungstheorien wurden die paar
klaren Einsichten seinerzeit auch genannt – nicht nur ein
Albert Speer hat damit prächtig Karriere gemacht, den
Zeitgeist zu erkennen und die Denkfaulheit der Menge korrekt
einzuschätzen.
Und er schaffte es tatsächlich sogar
zweimal. Zweimal!
Nachdem der nationale Selbstmord das Volk der
Dichter und Denker zum Volk der Monster und Mörder gemacht
hatte, erkannte er den Zeitgeist erneut und schwamm auf der
Verdrängungswelle der Masse mit, wurde zum Buchautor, der den
unschuldig in die Irre geleiteten Deutschen als ein Flaggschiff in
den Anstand zurück diente.
Nur, um Jahre danach wieder entlarvt zu werden.
Also, was ist jetzt mit Verschwörungstheorien?
Wie viele Downing
Street Minutes braucht ihr denn?
Cui
Bono ist ein physikalisches Prinzip, nichts weiter:
Information ist physikalisch, Informationsverarbeitungen
funktionieren nur physikalisch und Informationsgewinn verbessert –
nachweisbar und messbar, evolutionär bewiesen durch die
Steigerung des Gehirnvolumens – Prognose und damit
Entscheidungsqualität.
Cui Bono ist deshalb ein sehr zuverlässiges
Mittel, informationsverarbeitende Systeme zu beurteilen.
Und als eine der Ursachen für den
Irak-Krieg wird Saddams Entscheidung angesehen, seine Ölverkäufe
auf den Euro umzustellen.
Eine Entscheidung, die Amerikas Geldpolitik –
die darauf beruht, dass der Dollar als Reservewährung von
praktisch allen Nationen dieser Welt getragen wird, keinesfalls
nur von der weit überschätzten amerikanischen Ökonomie
– im Mark erschüttert hätte…
und die von der extrem schnellen Regelung
Amerikas im Irak nach der Machtübernahme bestätigt wird,
dass Irak nie wieder daran denken darf, auf den Euro umzusteigen.
Nun hat sich der Weg über Krieg als nicht
ganz so erfolgreich bestätigt wie zu Alexanders und Roms
Zeiten – glücklicherweise…
der Weg Rupert Murdochs, über
Billigzeitungen Mehrheiten zu steuern, ist jedoch ungebrochen
tauglich.
Nicht nur in Amerika wird so Krieg, Zerstörung,
Folter, Mord, in Massen sogar an Kindern, als „gut und
richtig“ wie zu Nazi-Zeiten verkauft, auch in Deutschland
hören wir doch schon lange nichts mehr über den Versuch
einer Supermacht, ein kleines, ruhig vor sich hin lebendes –
und dabei längst nicht so unglücklich wie heute
existierendes – Volk einfach aus Lust und Dollerei, aus Spaß
an der Gier und dem Machtgewinn zu ruinieren.
Wen kümmert’s?
Wen kümmert’s, dass die beiden
europäischen Kriegsgegner nun politisch vor der „Wende
heim ins Reich“ stehen, dass das Buschzäpfchen Merkel
nun die Außenpolitik wieder bestimmen kann – in bester
christlicher Manier unbekümmert von Not und Elend der anderen
-, dass der Bush-Poodle Blair mit seiner Entscheidung gegen Europa
nun beweist, wo seine Prioritäten liegen (eine Tatsache, die
das deutsche Sprichwort, man könne nicht auf zwei Hochzeiten
tanzen, wieder einmal bestätigt)…
dass Europa, das sich bereits stolz als
Herausforderer Amerikas in die Brust warf, nun am Ende ist…
und dabei die Zukunft seiner Bürger mit
ruiniert, nur aus einem kleinlichen Gehacke heraus…
das – wie immer – von der Herde
viel zu unkritisch getragen wird.
Diese Herde, die bereits Hitler trug, die Bush
unbekümmert Kinder morden lässt, die Alexander bejubelte
und Napoleon unterstützte…
diese Herde, die jetzt der französischen
und niederländischen Herde gegen Europa folgt…
vorhersehbar…
schließlich ist es kaum verwunderlich für
eine Herde - zu folgen. So sind Herdenwesen nun einmal
programmiert. Und clevere Alphamännchen wie Rupert Murdoch
und Axel Springer wissen das nur zu gut.
Sie wissen, dass es nun leicht ist, Europa den
Gnadenstoß zu geben – sie lassen sogar…
hört, hört…
wieder nach der Einführung der D-Mark
rufen – sprich – nach dem Aus für den Euro.
Oh, Kinder, lässt sich da überhaupt
noch an etwas anderes denken als an ein Komplott wie weiland zur
Förderung Hitlers? Schon einmal etwas von der Heritage
Foundation gehört?
Dabei geht es doch anders!
Die Open-Source-Bewegung beweist es –
hier werden Arbeitsplätze geschaffen, die noch auf Anstand
basieren, die noch auf die eigene Leistung bauen und auf die
Anerkennung der Leistung anderer.
Hier – und nicht in den verknöcherten
Stabshierarchien der Branche – wird die Zukunft entworfen –
die reichen Konzerne schöpfen diese Kreativität mit
ihrer finanziellen Übermacht nur ab. Und das wird dann noch
als „Innovationsfähigkeit“ bewundert!
Dabei lebt eine solche Fressversion von
Kreativität ausschließlich davon, dass es etwas zu
fressen gibt. Aber Raum für eine solche Form der Innovation
gibt es nur in wohlhabenden Gesellschaften, wo es sich Individuen
schlicht erlauben können, unentgeltlich für eine Idee zu
arbeiten.
Wenn die „neuen Zeiten“ der
Wirtschaftsfreundlichkeit anbrechen, werden unbezahlte
Überstunden, wie in Amerika längst geschehen, ganz
einfach den Nährboden für solche Innovationen
austrocknen. Weder können Profis sich dann erlauben, in einer
nicht mehr vorhandenen Freizeit noch etwas zu tun, noch werden
Studenten weiterhin in diesen Massen Open Source zu tragen
vermögen.
Warum?
Weil ihnen die reduzierten Möglichkeiten
zum Gelderwerb die Gelegenheiten nehmen werden – entweder
können es sich ihre Durchschnittseltern nicht mehr erlauben,
sie studieren zu lassen oder wenn, dann müssen sie es so
schnell und so erfolgreich tun, dass sie keine Zeit für
„unnütze Spielereien“ mehr haben.
Amerika ist uns hier schon ein schönes
Stück voraus! Dort gibt es keinerlei Fluktuation mehr
zwischen den Klassen – außer natürlich nach
unten. Wagen es Studenten aus niederen Kreisen zu studieren, so
sind sie nach dem Studium mit vielen Hunderttausenden von Dollars
verschuldet und haben keine andere Wahl mehr, als jeden, wirklich
jeden Job anzunehmen.
Wir in Europa kennen das noch aus früheren
Zeiten – Schuldsklaverei ist uns wohlbekannt aus dem
Mittelalter, nicht wahr?
Und damit sind wir zurück – zurück
bei dem Europa, das nur gemeinsam stark wäre, das nur
gemeinsam seine vierhundert Millionen Bürger gegen eine
Globalisierung der Verarmung und Ausbeutung wie in früheren
Zeiten verteidigen könnte.
Und das sich nun von genau diesen Bürgern
zerstören lässt…
weil die (wohl sogar zu Recht) gesehen haben,
dass die fünfte Kolonne Blair mit ihrer menschenverachtenden
Thatcher-Liberalisierung nun auch den gesamten europäischen
Kontinent zum Abschuss für die Superbosse freigeben wollte.
Armut für alle heißt die Devise –
denn Reichtum ist nichts weiter als Konzentration von Arbeit –
und weil einer allein nicht soviel arbeiten kann, muss er die
Arbeit der anderen abschöpfen, will er reich werden.
Klingt irgendwie bekannt, nicht wahr?
Und der Witz dabei?
Die Masse folgt mit Hurra – wie damals
bei den Ägyptern, als sie alle (vermutlich freiwillig) für
den Gottkönig schufteten, wie damals in Sumer, als die Führer
Reichtümer aufhäuften, während ihre Untertanen vor
Hunger stahlen und dafür noch die Hände verloren, wie
damals in Rom, als sie mit Brot und Spielen bei Laune gehalten
wurde zugunsten einer herrschenden Klasse, die irgendwann nicht
einmal mehr vorgab, demokratisch zu sein und sich die Kaiserkrone
aufsetzte, wie damals in Berlin, als das Volk der Dichter und
Denker mit Geheule den totalen Krieg verlangte, um endlich zum
Volk der Monster und Mörder werden zu dürfen…
aber…
nicht wie in Harappa
und Mohendjo-Daro,
nicht wie in der Open Source.
Auf, Europa, nimm’ dir ein Beispiel an
diesen Erfolgsrezepten: Arbeit für alle gibt es nur, wenn
Anstand und Respekt vor den Menschen wichtig sind – nicht
nur für sich selbst.
Geiz ist nicht geil.
Geiz ist nur ein Zeichen von Armut...
finanzieller oder geistiger.
12:11:31 Dixi: there
is an end of the matter; everything that could be said has been
said – for today
10.06.2005
Faust, Vorspiel auf dem Theater: Wer
vieles bringt, wird manchem etwas bringen, Und jeder geht
zufrieden aus dem Haus
Nun ja.
Das will – und kann ich nicht. Vieles
bringen für jeden, dazu fehlt mir schlicht die „manpower“.
Deshalb habe ich mich jetzt entschieden, von jeglicher Freeware
die Finger zu lassen.
Geiz ist geil?
Aber nur für die Verkäufer. Denn wem
bringt es sonst etwas, wenn Preise purzeln?
Wenn etwas billig ist, dann hat es entweder
keine Qualität – und ist zu recht billig – oder
irgend ein anderer hat den Preis bezahlt. Kinderarbeit in Asien
macht Textilien und Teppiche billig, umweltvernichtende
Billigtransporte machen uns Obst und Gemüse billig…
die dritte Lösung, wenn etwas billig ist?
Es ist ein Lockvogelangebot.
Bei Freeware ist das – bis auf wenige
„Open-Source“-Irrläufer – genau dasselbe.
Entweder taugt sie nichts oder sie ist ein Lockvogel, bei dem du
für das bisschen Geld, das du sparst, weder Betreuung,
Haftung noch Komfort hast.
Dieses ständige „Wenn du dies und
das willst, dann kauf dir eben mein Produkt“ mag zwar reine
Gewöhnungssache sein, aber hast du einmal mit OS gearbeitet,
nervt es dich wirklich sehr. Und sind wir doch ehrlich: Die paar
Kröten, die die Vollprodukte meistens kosten, kann sich in
Deutschland (noch) fast jeder leisten.
Open Source ist da viel sauberer. Klar findest
du dort auch unnützes Zeug, doch es gibt so etwas wie eine
„Evolution“. Was sich dort längerfristig
behauptet, hat Zuspruch gefunden – und das deshalb, weil es
sich irgendwie verwenden lässt. Prüf’ Status,
Aktualität, Downloads und Verarbeitungsrhythmus und du
bekommst einen gar nicht so schlechten Eindruck, wie es um das
Projekt steht.
Und auch wenn ich in dem Fach erst
Einsteigerqualitäten aufweise – was ich sehe,
beeindruckt mich doch häufig sehr. Open Source bietet so
vielfältige Produkte, irgendetwas, was du gerade brauchst,
findest du immer, du musst nur…
ein bisschen flexibel sein.
Und manches von dem Zeug ist richtig, richtig
gut.
Wo der „Preis“ für die
OS-Entwickler dann liegt? Nun, wenn es gut ist, können sie
damit sehr wohl ehrliches Geld verdienen – ohne jemanden
übers Ohr hauen zu müssen.
Und gar nicht zu vergessen – ist der
„Zuspruch“, die Anerkennung.
09:06:22
Dixi: there is an end of the matter; everything that could be
said has been said – for today
02.06.2005
N.N: The difference between genius
and stupidity is that genius has its limits.
Das lange Schweigen in der Wüste?
Ja, vielleicht war ich deshalb so lange still –
und das, obwohl sich so viel, was dem Weg Amerikas so erschreckend
ähnelt, gerade abspielt, mit all den zu erwartenden Folgen,
die wir in Amerika sich so „herrlich“ entfalten sehen
- so lange, bis ich diesen Spruch fand: der Unterschied zwischen
Genie und Dummheit ist, dass Genie Grenzen hat. Auch wenn ich
„Genie“ für mich auf „gute Idee“
reduziere, reicht es noch, um ein wenig Wehmut auszulösen.
Die Definition
der Information, die ML-Methode,
die Struktur
und Strategie von
Informationsverarbeitungen und die Konsequenz
für die Berechenbarkeit ihrer Strukturen – das sind
alles so mächtige und doch so einfache Konzepte, die sich in
praktisch jeder Wissenschaftsdisziplin anwenden lassen. Ganz
schnell, ganz kostengünstig, ganz problemangepasst.
Sie interessieren freilich keinen.
Hinter einem Mr. Bush, der einen
ungerechtfertigten Krieg anstößt, der viele
Zehntausende tötet und das Mehrfache an menschlichem Leben
verkrüppelt, der die Existenz eines ganzen Volkes ruiniert
und gebildete Leute in die Steinzeit zurückschickt, hinter
solch einem Führer laufen sie hinterher. Hinter einem Hitler,
einem Stalin, einem Napoleon oder Alexander, da laufen sie her,
auch wenn die Einzigen, die etwas davon haben, die Herren und ihre
Führungskader sind. Hinter einem Khomeini oder Papst, da
laufen sie hinterher, interessanterweise ganz besonders die
Frauen, denen doch genau von diesen Philosophien ihre
Menschenwürde streitig gemacht wird mit einem nicht einmal
von der Hand zu weisenden Argument, sie seien ja gar keine
richtigen Menschen vor Gott (homo, hominis, l’homme, der
Mensch, he, the man, m.)…
wie kommt das bloß? Wieso folgen Menschen
anderen Menschen sogar gegen ihre ureigensten Interessen?
Zu Tausenden rennen sie hinter solchen Leuten
her und je weniger Verstand diese in ihren Worten ansprechen, umso
mehr. Herr Bush beispielsweise antwortet auf die Vorwürfe von
Amnesty International ganz schlicht und einfach damit, dass diese
Kritik „absurd“ sei, während seine
Pressegefolgschaft AI fantasielos Parteilichkeit vorwirft („highly
politicised pressure group“) und seine Vize sich gar
gekränkt („offended“) fühlt, der Ärmste.
Und stell’ dir vor, alle Welt versteht das! Unsere
Deutschen, die jetzt so glücklich wieder konservativ wählen,
mit all der Wirtschaftskompetenz, die 1998 trotz eines
explodierenden Wirtschaftswachstums durch die Kohl’schen
MöchtegernDerGroße-Milliardenschulden zu
Arbeitslosigkeit und Sozialabbau führten – ohne dass
Kohl und seine CDU/CSU eine globale Klimaveränderung in der
Politik von dermaßen gigantischen, negativen Auswirkungen zu
erleben hatte wie die Rot-Grünen nach 09/11 -, unsere
Deutschen kümmert das nicht. Keiner fragt, wieso AI gegenüber
irgendwelchen schwächeren Ländern Recht hat und
gegenüber dem Stärksten zufälligerweise unrecht –
purer Neid auf wahre Größe durch die Menschenrechtler?
Freilich dürfte sich nicht nur keiner
fragen, warum AI so „parteilich“ ist, das Thema
„Menschenrecht“, das diese „überholte
Organisation“ verteidigt, ist einfach nicht mehr „in“.
Hauptsache, ich kassiere noch mein Gehalt und
kann billig fliegen und billig kaufen und billig konsumieren –
wen kümmert’s, wer das zu bezahlen hat, solange ich es
nicht bin? Hemden für ein paar Euro im Supermarkt von kleinen
asiatischen Händen genäht – wen juckt’s? Für
ein paar Euro schnell mal in den Urlaub geflogen, die Umwelt rein
zum Spaß versaut – nach mir die Sintflut! Und wenn ich
Lust auf irgendein Obst habe, das mein Nachbar mir nach seinem
Exotenurlaub als „Experten-Geheimtipp“ verkauft, dann
muss ich das praktisch umsonst auch kriegen, damit er mir ja
nichts voraus hat!
Alphamännchen-Spiele,
Bananenhaufen-Mentalität
- wer das anspricht, der hat schon gewonnen.
Also habe ich verloren. Denn genau das kann ich
gerade nicht ansprechen – ich muss die Intelligenz der Leute
nutzen, um ihnen eine „gute Idee“ zu verkaufen, doch
dafür müssen sie Zeit investieren…
und die hat heute, trotz angeblicher
37-Stunden-Woche, keiner mehr in Deutschland – höchstens
Arbeitslose.
Und die haben wohl nicht die Energie dafür.
Grenzen.
Vielleicht erkennst du daran generell das Gute
gegenüber dem Schlechten, nicht nur das Genie gegenüber
der Dummheit: Nur das Gute hat Grenzen, das Schlechte ist
grenzenlos.
Bestätigt schließlich auch die
Globalisierung.
Anstatt, wie lange gehofft, Wohlstand und
Gesundheit für alle Menschen der Erde zu bringen, haben
unsere politischen und Industrie-Bosse nichts weiter getan, als
Armut und Elend für alle Menschen - bis auf, siehe oben, die
Rattenfänger mit ihren Führungskadern – in alle
Ewigkeit zu garantieren.
Auch eine Form gleicher Lebensbedingungen.
Nun ja, deshalb vielleicht das lange Schweigen.
Denn auch wenn du Ungerechtigkeit nicht ertragen kannst und immer
noch bemerkst, dass selbst die schwarzmalendsten Reportagen im
Fernsehen über die Klimakatastrophe zu vergessen scheinen,
dass als Krönung des Weltuntergangs der Golfstrom sehr wohl
aussetzen kann – was gerade Europa bis ins Mark trifft -, so
wirst du angesichts der Lethargie deiner Nachbarn einfach ruhig.
Was soll’s? Umweltschutz, soziale
Gerechtigkeit, Emanzipation – von Drittweltländern,
Frauen, Minderheiten, Behinderten – sind keine Wahlthemen
mehr. Dass die Atomindustrie jetzt schon die Sektkorken knallen
lässt? Kein Problem. Dass die „Beschränkungen“
für die Wirtschaft aus so lästigen Gründen wie
Datenschutz und Umweltverträglichkeit in Zuversicht auf die
neue Regierung bereits wieder belächelt werden – ist
doch ok! Die Anbiederei an die Wirtschaftsbosse hat gestern keine
Arbeitsplätze geschaffen, wird es morgen auch nicht tun, aber
wir predigen es trotzdem und buckeln einfach weiter. Es könnte
ja eine Banane
für uns abfallen.
Dass Umweltschutz tatsächlich
Arbeitsplätze schuf und uns zu einem der wenigen Länder
mit einer gewissen Kompetenz in einer lebensfähigen Zukunft
macht (mit einem gar nicht zu verachtenden zukünftigen Markt,
wenn China endlich einsieht, dass selbst die Reichsten ohne
saubere Luft nicht leben können) – dieses Faktum
verwenden noch nicht einmal die Grünen mehr im Wahlkampf.
Also sterbt mal schön, Kinder, Hauptsache,
es kostet nichts.
Wird hart sein, in einer solchen Gesellschaft
mit ehrlicher Arbeit noch Geld zu verdienen.
Und genau das ist das Konzept von Open Source,
wie ich es sehe – einfach schön, dass es noch Leute
gibt, die daran glauben, dass ein Geschäft nicht auf Betrug
basieren muss, um richtig gut zu sein. Habe deshalb trotz der
vielen ärgerlichen Worte höchst optimistisch meine
Linkliste um ein paar interessante Open-Source-Anwendungen ergänzt
(Rubrik Geschäftsanwendungen).
15:07:15
Dixi: there is an end of the matter; everything that could be
said has been said – for today
10.05.2005
Anonymer Arbeitnehmerspruch: Die
Praxis schafft alles.
Nun ja, ob Python hält, was Omnis
verspricht, weiß ich noch nicht – dass ich weder mit
GNUe noch mit ERP5 oder Compiere (siehe Linkübersicht) etwas
anfangen kann, schon.
ERP5 ist mir zu speziell, scheint auf
irgendwelche Bedürfnisse zugeschnitten zu sein, die ich trotz
langer Berufstätigkeit im deutschen gehobenen Mittelstand
nicht wieder erkenne, GNUe ist keine ERP-Umgebung, sondern eine
ERP-Entwicklungsumgebung und erfordert noch viel Zeit, um
anwendbar zu werden und Compiere? Ist bereits zu weit
fortgeschritten, da brauchst du eine Firma, um es vernünftig
betreuen zu können.
Also wende ich mich jetzt anderen Produkten zu…
und ärgere mich derweil wieder, so als
Couch Potato, über die Erfolgreichen. Gestern zappte ich
zufällig in eine Talkshow mit einem Filmemacher, der als
Nachkriegskind über seine Erfahrungen sprach. Klang richtig
vernünftig, bis er auf das Thema „Globalisierung“
kam, da hörte er sich an wie ein Amerikaner. Die
Unaufhaltsamkeit der Globalisierung, Konkurrenzfähigkeit, die
Mühen der tapferen Unternehmer und die unsägliche
Kapitalismusdebatte müsste Deutschland, das doch seit den
90er Jahren im Stillstand vertrödelte, endlich überwinden.
Und weil ich diese „unsägliche
Kapitalismusdebatte“ bereits führte, als sie noch nicht
in den Medien war, muss ich mich doch kurz verteidigen.
Denn das Wirtschaftswunder und die ökonomisch
erfolgreichen 60er und 70er Jahre Deutschlands beruhten nicht, wie
wieder einmal angedeutet, auf den – damals noch – so
fleißigen und vor allem anspruchlosen, sprich billigen
Arbeitskräften.
Das haben wir heute schon längst wieder,
auch seit den „Stillstandsjahren“ der 90er, denn
gerade die Großkonzerne verlieren schon weitaus länger
Arbeitsplätze hier in Deutschland, nicht erst seit gestern.
Lange bevor der Begriff „Globalisierung“ geprägt
worden war, verlagerten die Riesen ihre Produktionsstätten
ins billige Ausland – erinnert sich jemand an VW Brazil, die
Textilindustrie, ganz zu schweigen von den verlorenen Branchen wie
die Optik- oder die Elektronikindustrie, die nach Japan und
anderen asiatischen Ländern abwanderten?
Und warum?
Wegen den „gierigen, faulen“
deutschen Arbeitnehmern – oder wegen den „kreativen,
einfallsreichen“ deutschen Unternehmern?
Wohl eher wegen letzteren. Denn das Problem mit
den stabshierarchischen Führerorganisationen ist, dass sie
wesentlich von ihren Führern abhängen.
Und deren Qualität wird, ganz genauso wie
die aller übrigen Professionen, nach der Gaußschen
Glockenkurve verteilt sein. Und das heißt im Prinzip die
20:80-Regel: 1/5 ist ok, der Rest durchwachsen bis ganz schlecht.
Kürzlich hörte ich einen Spruch, den
ich den Anbetern des Führungsprinzips kenntlich machen
möchte:
Anonymer Arbeitnehmerspruch: Die
Praxis schafft alles.
So weit ist es in Deutschland gekommen mit den
Führern. Das Problem der Stabshierarchie ist nämlich
Macht – und Macht aktiviert biologisch fundierte Instinkte,
die weitaus älter als das Großhirn sind. Bestes
Beispiel ist das Spiegelexperiment bei Schimpansen. Alle sehen
hinein und alle realisieren, dass der Spiegel nur ihr eigenes
Abbild ist – bis auf das Alphamännchen. Das ist dazu
nicht in der Lage, denn bevor sein Verstand einsetzt, hat seine
Machtgier bereits zugeschlagen: Es muss den „Konkurrenten“
gegenüber angreifen.
Und weil das Erkennen von Spiegelbildern als
ein deutliches Zeichen hoher Intelligenz angesehen wird, ist eine
herrlich einfache Schlussfolgerung:
Macht verblödet.
Das hat euch noch keiner gesagt, nicht wahr?
Macht ist ein Instinkt, dessen Gewalt über die menschliche
Psyche direkt aus dem Überlebensinstinkt stammt, denn wer
Macht hat, kann „machen“, kann seine Interessen
vertreten, seine Entscheidungen durchsetzen, kann sich wehren,
sich Nahrung beschaffen – lebt länger. Landet nicht in
Konzentrationslagern, wird nicht gefoltert, muss nicht verhungern
– ja, kann im Gegenteil Widersachern und Feinden, die das
eigene Überleben in Frage stellen, genau dies antun und sich
damit selbst beweisen, wie stark und ungefährdet er doch ist.
Aber die Menschen überlebten nicht, weil
sie den alten Instinkten folgten – sondern weil sie Kultur
und Wissen schufen, im Team zusammenlebten und Informationen
austauschten, weil ihre Führungsriege sich der Gemeinschaft
verpflichtet fühlte und nicht nur die Gemeinschaft der
Führung: herrliches Beispiel ist Häuptling
Däumling.
Und hier, mein erfolgreicher Filmemacher, ist
denn auch der große Unterschied zum Deutschland der
Vergangenheit und dem Deutschland des Killerkapitalismus. Denn
damals arbeitete die Führung noch zusammen mit ihren
„Untertanen“, fühlte noch so etwas wie
Verantwortung, opferte selbst und „ließ nicht nur
opfern“. Damals verdienten selbst die Konzernleiter nicht
das Vielhundertfache des Firmendurchschnitts, damals fuhren sie
nicht zweistellig prozentuale Gehaltserhöhungen dafür
ein, dass sie ihren eigenen Leuten die Existenz raubten…
damals sprach man noch von „wir“ in
einem Unternehmen – die Leute waren stolz darauf, in „ihrer
Firma“ zu arbeiten. Heute gibt es das nicht mehr. Ganz im
Gegenteil: Studien beweisen, dass wohl kaum ein europäisches
Land so unglückliche Arbeitnehmer hat wie Deutschland.
Und das, obwohl die „faulen Deutschen“
längst wieder die 40-Stunden-Woche haben, längst wieder
– relativ zu den Preisen und erst recht relativ zu den
Gehältern ihrer Führern – Gehaltsverzicht üben,
also „brav das tun“, was Wirtschaft und Politik von
ihnen verlangen, verlangen, verlangen – ohne jemals dafür
das, was zum Ausgleich dafür versprochen wird: „wachsende
Wirtschaft, neue Arbeitsplätze“ zu erhalten. Denn dafür
muss man schon zu 1-Euro-Jobs bereit sein als kleines Licht,
während gleichzeitig der Unternehmer sich in prächtiger
Großbauernmanier des Mittelalters gebärden darf, als
hätte er vergessen, dass er nicht alles alleine machen kann.
Der erfolgreiche Filmemacher kann sich das
erlauben, so etwas zu vergessen – er hat Geld und Macht und
schafft tatsächlich Arbeitsplätze. Ich aber, an der
unteren Ende der Nahrungskette, merke sehr deutlich, wie schnell
fehlende Arbeitskraft Grenzen setzt, wie viel nur die Gemeinschaft
schaffen kann – die, ganz wie es die ML-Methode
errechnet, eine zentrale Entscheidungsstelle haben muss..
eine Führung, aber (und das ist die Krux!)
eben keinen Führer.
Wer sich die Gemeinschaft zerstört,
zerstört sich damit auch die Effektivität und Effizienz
– denn auch das lehrt die ML-Methode: Nur eine
Gleichverteilung von Arbeit schafft das umfangreichste und dabei
qualitativ taugliche Ergebnis, nur der „demokratische
Aufbau“ ist die optimale Lösung einer
Informationsverarbeitung.
Das ist der wesentliche Unterschied, der die
Kapitalismusdebatte nährt: Dass rücksichtslos
Entlassungen stattfinden, um nichts weiter zu bewirken, als die
Gehaltserhöhungen der Führung zu bezahlen – und
vor allem…
deren Fehler wieder gut zumachen.
Anonymer Arbeitnehmerspruch: Die
Praxis schafft alles
heißt nämlich nichts weiter, als
dass die dümmsten Bosse von den deutschen Ameisen noch
„egalisiert“ werden können, dass genügend
Kreativität, Unternehmergeist und Fleiß in den „faulen
deutschen Mitarbeitern“ steckt, um die Selbstzufriedenheit,
Selbstüberschätzung und Selbstbedienungsmentalität
ihrer Bosse ausgleichen zu können und den „Laden am
Laufen“ zu halten…
wenigstens eine Zeitlang.
Das, meine Herren Unternehmeranbeter, ist
nämlich deutscher Alltag heutzutage.
Das ist genau das, was man „Dekadenz“
nennt: Verfall einer reichen Gesellschaft von oben her.
08:33:22
Dixi: there is an end of the matter; everything that could be
said has been said – for today
26.04.2005
Henrik Ibsen: Alle Entwicklung ist
bis jetzt nichts weiter als ein Taumeln von einem Irrtum in den
anderen
Taumeln - so ähnlich geht’s im
Moment auch mit meinem Projekt. Während ich mich anfangs noch
mehr um die Automatisierungsschiene der vorgefertigten
Programmbausteine beziehungsweise deren Grundstruktur kümmerte
– war der Grund, warum ich die „Zeitfresser“
eine Weile vorantrieb, auch wenn die Entwicklungsumgebung Omnis
Studio (siehe Linkübersicht) nicht wirklich viel mit UML und
Java zu tun hat – so begann die Einarbeitungszeit in Java
und seine „gigantischen Weiten“ an Frameworks und
Servern immer mehr Zeit zu kosten. Sogar ArgoUML blieb allmählich
auf der Strecke.
Doch zerfasern hilft niemandem etwas –
Konzentration ist das eigentliche Geheimrezept, willst du
vorankommen in neuen Gefilden. Das war schon immer meine Stärke:
Konzentration. Mich nicht unterkriegen zu lassen, auch wenn ich
klein anfangen muss und mich dann Schritt für Schritt tiefer
einarbeite. So begann ich mit Omnis Studio und schrieb am Ende ein
Buch darüber, um die Möglichkeiten, die ich damit
tatsächlich realisieren konnte, urheberrechtlich abzusichern.
Warum tat ich das nicht genauso hier?
Schlagartig finde ich mein Vorgehen nicht sonderlich professionell
– wieso habe ich nicht all die verführerischen
Möglichkeiten von Java links liegen lassen und mich über
das Problem und ArgoUML vorangearbeitet? Weil ich einfach wusste,
dass ich mit reinem Java auf einer reinen UML-Basis kaum Geld
verdienen könnte? Weil ich wusste, dass das Projekt
vorzeigbar in vernünftige, verwendbare Software münden
muss und das eben nur machbar ist, wenn du dich in der
Java-Umgebung wenigstens halbwegs orientieren kannst?
Außerdem kostet mich mein tägliches
Leben ganz schön Zeit. Du hast immer wieder ein Projekt
außerhalb deines „Hobbys“ und vor allem brauchst
du immer wieder Geld für deine Rechnungen, ich schätze
freilich, das sollte anderen genauso gehen.
Und weil die Zeiten so gar nicht rosig aussehen
für alte ERP-Hasen, die in 30jähriger Software Erfahrung
haben, machst du dir eben Gedanken. Und die Gedanken drehten sich
um Open-Source-ERP und -CRM, die sich langsam zu mausern beginnen,
wobei CRM schon ganz respektable Funktionsumfänge liefern
soll, wie es heißt. Wie aber, wenn du als Kunden gar nicht
den Großkonzern oder den oberen Mittelstand im Auge hast,
sondern die kleinen Firmen? Diese haben längst nicht die
Ansprüche wie die größeren – obwohl letztere
auch schon zurückstecken angesichts der Kostensituation. Und
wer sich Microsofts® Produkte kauft, rechnet, ganz wie bei
Open-Source, kaum wirklich mit intensivem Service, vielleicht mit
ein Grund, warum das größte deutsche ERP-Beratungshaus
für MS-ERP in Insolvenz gehen musste.
Warum sollte dieser Kundenkreis dann nicht auch
für kostengünstige Open-Source zu begeistern sein,
dachte ich mir und fing an, einfach mal den Pfaden nachzugehen,
die sich so langsam in der IT-Presse verbreiten. Und landete bei
drei Produkten, die bereits auf den ersten Blick ansprechend
waren: Compiere, GNU enterprise (GNUe) und ERP5 (siehe
Linkübersicht), wobei ersteres in Java geschrieben ist, über
MDA (model driven architecture) auf JBoss funktioniert und wohl
den größten Funktionsumfang zur Verfügung stellt…
die beiden anderen dagegen praktisch nur ein
höchst ansprechendes Toolset versprechen – dafür
aber in Python geschrieben sind, einer objektorientierten
Interpretersprache, die effiziente Metaprogrammierung verspricht –
mein absolutes Spezialgebiet!
Und weil ich Omnis Studio sehr liebte, das auch
eine objektorientierte Interpretersprache mit ausgiebigen
Möglichkeiten zur Metaprogrammierung ist, und weil ich es
leider wegen seiner höchst wankelmütigen Preispolitik
professionell nicht verwenden konnte, ziehe ich nun in Betracht,
mein Projekt umzustricken.
Möglicherweise…
möglicherweise ist eines der beiden
Python-Toolsets geeignet, das, was ich mit dem Projekt erreichen
will, zu unterstützen: eine abstrakte Modellierebene, auf der
die ML praktisch verwendet werden kann, um die Geschäftsprozesse
zu optimieren und zu installieren, die dann automatisierbar in
ausführbare Software umgesetzt wird.
Doch dazu muss ich erst herausfinden, ob Python
hält, was mir Omnis Studio verspricht – und wie die
Design-Strategie der ERP-Bausysteme GNUe und ERP5 ist…
14:00:12
Dixi: there is an end of the matter; everything that could be
said has been said – for today
15.04.2005
Faust, Studierzimmer: MEPHISTOPHELES:
Ich bin der Geist, der stets verneint denn alles, was
entsteht, Ist wert, daß es zugrunde geht
Faust und Mephisto, mit beiden fühle ich
eine echte Seelenverwandtschaft.
Aber die Romanfigur, die am Perfektesten in der
Welt der Literatur zu mir zu passen scheint,…
ist Don Quijote.
To dream the impossible dream, To
fight the unbeatable foe, To bear with unbearable sorrow, To
run where the brave dare not go --
To right the unrightable wrong, To
love pure and chaste from afar, To try when your arms are too
weary, To reach the unreachable star –
This is my quest: To follow that
star, No matter how hopeless, No matter how far, To
fight for the right, Without question or pause, To be
willing to march into Hell For a heavenly cause. And I know
if I'll only be true To this glorious quest, That my heart
will lie peaceful and calm When I'm laid to my rest
And the world will be better for this
-- That one man, scorned and covered with scars Still strove
with his last ounce of courage To reach the unreachable star.
From: Man of La Mancha (Quelle
15.04.2005 sowie 13.08.2005)
Nachtrag: Copyright Date: 1945,
Composer: Mitch Leigh, Lyricist: Joe Darion, Performer: Richard
Kiley, Illustrator: Oscar Le’buran, Publisher: Sam Fox Pub.
Co., Titel des Songs „The Impossible Dream“
16:18:55
Dixi: there is an end of the matter; everything that could be
said has been said – for today
08.04.2005
Alte Weisheit: Wer arbeitet, hat
keine Zeit, Karriere zu machen.
Nieten in Nadelstreifen.
Wer kennt ihn nicht, diesen eingängigen
Bestseller-Titel? Und vor allem, wer kennt nicht tausend Beispiele
dafür?
So hoch sich die Führungsriege selbst
einstuft – jederzeit an dem fast priesterlichen Ton
festzustellen, den sie im Fernsehen anschlagen, wenn es ans
Fordern geht oder ans Begründen hoher Selbstbelohnungen
selbst angesichts von Werthalbierung (per Aktienverlust der Firma)
oder dem heiß geliebten Stellenabbau – so wenig
scheinen die Deutschen letztendlich darauf hereinzufallen.
„Ob Mehrarbeit bei gleichem Gehalt oder
Lohnverzicht, ein großer Teil der Bevölkerung ist davon
überzeugt, dass der Gürtel enger geschnallt werden muss,
um die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen. Die Verzicht
predigenden Top-Manager sind jedoch in den Augen der Deutschen
selbst ihr Geld nicht wert - so das Ergebnis einer
Emnid-Repräsentativumfrage im Auftrag des Karriere-Portals
Jobware.“ (Quelle
08.04.2005)
Endlich mal ein aufmunternder Unterschied zu
den Amerikanern. Diesen wurde über die Jahre ein Pawlowscher
Reflex andressiert hinsichtlich des Begriffs „Kommunismus“
und damit hatte der Geldadel natürlich leichtes Spiel. Jedes
Mal, wenn Gewerkschaften auf das Recht der Arbeitnehmer pochten,
erklang der Ruf „Kommunismus“ (in Deutschland
abgemildert „Sozi“), jedes Mal, wenn die Höhe der
Selbstbelohnung der Chefetagen in Frage gestellt wurde, ertönte
die emotionale Fanfare „Neid“ – sehr schön
an den Reaktionen amerikanischer Durchschnittsbürger zu den
Zeiten des Enron- oder Worldcom-Skandals zu sehen, wenn normale
Leute, die täglich für das gerade stehen müssen,
was sie falsch machen, gefragt wurden, wie sie denn zu den ganzen
Vorkommen stehen würden. So Nebensätze wie „ich
neide sicher niemandem sein Einkommen“ waren geradezu an der
Tagesordnung. Diesen braven Untergebenen-Gemütern ist
augenscheinlich nie die Diskrepanz aufgefallen zwischen den
Anforderungen an sie, das Vielhundertfache des
Durchschnittsgehalts ihrer Firmen für diejenigen, die sich
selbst bedienen können, als angemessen ansehen zu müssen,
während ihnen selbst immer ein „viel zu hoher Lohn“
bescheinigt wurde – von genau diesen anderen. Erinnert das
nicht ein wenig an den Splitter im Auge des Nachbarn? Solange die
anderen etwas erhalten, ist es viel zu hoch, solange ich es
bekomme, ist es viel zu niedrig?
Ist freilich die Begründung für die
hohen Gehälter der Führenden nicht, dass sie soviel
Verantwortung tragen und dass sie deshalb entscheidend am Wohl und
Wehe der Firma beteiligt sind? Und ist das nicht letztlich eine
Begründung mit Hilfe des Leistungsprinzips?
Kennt noch jemand den Namen „Ken Lay“?
Der Enron-Manager, der sich Hunderte von Millionen Dollar
zuschusterte, als sein Unternehmen längst ruiniert war?
Vielleicht kein Wunder in solch einer Firma, für die
„anständiges Unternehmertum“ ein Fremdwort
gewesen zu sein scheint oder in einer Zeit, in der das wohl recht
verbreitet war.
Doch wie gesagt…
bei der Einschätzung der Führungsriegen
geht es in Deutschland vielleicht doch nicht ganz so komfortabel
für selbsternannten Propheten des Freien Marktes zu. Während
Ken Lay, der Tausende von Menschen in den Abgrund führte, ein
luxuriöses Leben führt aufgrund der Hunderte von
Millionen, die er sich rechtzeitig aus dem sinkenden Schiff retten
konnte, müssen unsere Herren wenigstens vor den Richter, auch
wenn nicht viele Chancen bestehen, die Seilschaften der Oberen
Zehntausend so einfach zu durchbrechen.
Und auch Jobpilot diskutiert ein Problem, das
weitaus häufiger vorkommt, als unseren hierarchisch
strukturierten Firmen lieb sein kann: das Problem der „Nieten
in Nadelstreifen“ – und der einfache Rat für die
betroffenen Mitarbeiter heißt: bloß nicht ehrlich
sein!
„Das ist eine ganz sensible Kiste. Viele
Chefs werden sauer, wenn sie direkt auf ihre vermeintliche
Überforderung angesprochen werden und rächen sich an dem
Mitarbeiter, der das offene Gespräch gesucht hat….
Wenn Ihr Chef überfordert ist, sollten Sie
trotzdem nicht vergessen, ihm Anerkennung und Achtung entgegen zu
bringen. Sie schaffen damit ein besseres Arbeitsklima und
erleichtern auch sich selbst die Arbeit.“ (Quelle
08.04.2005)
Im Klartext – während die Führung
„hart durchgreifen“ darf, um den starken Mann zu
markieren, soll der Untergebene verzeihend und gar einschmeichelnd
sein.
Während also der Chef „die Hosen
anhaben“ soll, hat der Angestellte möglichst „weibisch“
zu sein, Bewunderung und Anerkennung unabhängig von der
Leistung zu zollen und dabei möglichst wenig eigene Ansprüche
zu stellen, nur um den Vorgesetzten bei Laune zu halten. Während
der Chef Fehler über Fehler machen darf, die das Unternehmen
zum Untergang verdammen können, hat der Angestellte als das
natürlichste Prinzip der Welt zu akzeptieren, dass er nicht
nur selbst keinerlei Fehler machen darf, sondern dass er auch noch
dann Beifall klatschen muss, wenn er längst die umfassende
Inkompetenz erkannt hat.
Na, meine Herren Untergebenen, wie klingt das?
Gar nicht mehr so toll, wie?
Leistungsprinzip – das ist genau dasselbe
wie mit jedem anderen Prinzip, das menschliches Verhalten steuern
und bewerten darf: Es muss immer auf Umkehrbarkeit aufbauen, wenn
es tatsächlich funktionieren soll.
Da freilich Umkehrbarkeit kaum zwischen „oben“
und „unten“ gegeben ist, scheint auch die folgende
Textstelle plötzlich sehr verständlich zu werden:
„Gute Leistung im Job bringen viele. Bei
der beruflichen Karriere kommt es aber nur zu zehn Prozent auf die
Leistung an. Von Bedeutung sind nach einer Umfrage unter
Führungskräften und Personalverantwortlichen bei IBM ein
gutes Image und ein hoher Bekanntheitsgrad im Unternehmen.“
(„Redmark Newsletter: Mit dem Fachbeitrag "Karrieretricks
und Karrieretipps" machen Sie Karriere“ v. 06.04.2005)
10% Leistung, 90% Selbstvermarktung –
kein Wunder, dass die Top-Manager soviel verdienen, während
ihre Firmen – und ihre Nationen und deren Wirtschaften –
den Bach heruntergehen.
Das ist in Amerika so und das ist in
Deutschland so.
Führung kritisch zu sehen und sie an ihrer
Leistung zu bewerten, kann deshalb nur vorteilhaft sein –
der Punkt geht also an uns. Doch noch einen weiteren Vorzug haben
wir hier in Europa: Wir haben die Glaubenskriege längst
hinter uns gebracht, Amerika dagegen bereitet sich gerade darauf
vor, will Wissenschaft nicht nur der Politik unterwerfen, sondern
auch von der Zustimmung der Religion abhängig machen:
Stichwort Kreationismus (Quelle
08.04.2005). Angesichts dieser Entwicklung dürfte
uns der Große Bruder bald als ernstzunehmender Konkurrent
wegfallen, Kinder.
Ihr glaubt das nicht? Dann seht euch die
Mitarbeiterzahlen der amerikanischen Konzerne an – selbst
die höchstqualifizierten neuen Stellen sind in Indien
angesiedelt (es gibt sogar schon ein Wort dafür:
„bangladoren“), die neuen Jobs, die noch in Amerika
geschaffen werden, sind überwiegend im Dienstleistungssektor
angesiedelt.
„A country that permits its manufacturing
and its technical and scientific professions to wither away is a
country on a path to the Third World.“ (Quelle
08.04.2005)
Doch vielleicht liegt die höhere
Kritikbereitschaft der Deutschen auch schlicht und einfach in
ihrer Erfahrung mit Führern begründet?
Und da ist längst nicht nur Hitler
gemeint.
Sogar die Gewalt verliebten Amerikaner, die so
gerne nach dem Motto handeln „don’t think, just act“
sind als Führungspersönlichkeiten in Wahrheit angenehmer
als die deutschen Bonzen:
„Deutsche Manager pflegen einen härteren
Führungsstil als ihre Kollegen in anderen Ländern. Sie
verfolgen eher kurzfristige Ziele und lassen ein „klares
Profil auf die Ausrichtung in die Zukunft“ vermissen.“
(Quelle
08.04.2005)
Der Witz dabei?
Ihre Strategie schädigt nicht nur ihre
eigenen Firmen, sondern die ganze Nation:
„Dieses Führungsverhalten, das
kurzfristige Ergebnisverbesserungen in den Vordergrund stellt und
gegenüber langfristigen Wachstumsstrategien zurückhaltend
ist, schlage sich auch gesamtwirtschaftlich nieder, meint
Zehnder-Deutschland-Chef Bernd Wieczorek: „Die chronische
Wachstumsschwäche liegt wesentlich in der
Investitionszurückhaltung begründet.“
Und als I-Tüpfelchen sind diese „harten
Kerle“ dann noch diejenigen, die nicht nur keinen Grund
sehen, selbst für ihre Firmen und damit für ihre Nation
etwas zu tun, nein:
„Gefragt nach den Qualitäten ihres
jeweiligen Heimatstandorts, äußerte sich keine andere
Nationalität so negativ wie die Deutschen: Nur 16 Prozent
sehen in der Bundesrepublik Wachstumspotenzial“
Und wieder einmal – „der Splitter
im Auge des Nachbarn“…
Warum ein solch kurzfristiges Verhalten auch
kontraproduktiv zu ihrem Auftrag ist, die eigene Firma zu fördern?
"Im Fokus: Krisenbewältigung"
(CW 13/2005, S. 42, Kürzel hv):
Dort wird klipp und klar festgestellt, dass in
den Krisenzeiten sich die Spreu vom Weizen trennt – und dass
Geiz noch keine Firma gerettet hat. Ganz im Gegenteil waren in den
IT-Katastrophenjahren 2001-2003 diejenigen Firmen „am
erfolgreichsten, die sich auf ihre Technologie sowie auf Forschung
und Entwicklung konzentriert und dort kein Personal abgebaut
haben“. Die, denen dieses Geld zu wertvoll war und die
lieber in kurzfristige „Marketing- und
Vertriebsanstrengungen“ investierten, zogen dagegen „am
Ende den Kürzeren“.
Die Jahre waren wirklich hart gewesen für
die verwöhnte Branche, die zuvor häufig genug eine
Selbstbedienungsmentalität an den Tag gelegt hatte, die an
Betrug grenzte: Von den 700 befragten börsennotierten
ITK-Unternehmen überlebten nur 500.
Und diese lieferten herrliche Zahlen:
74% der Überlebenden waren solche, die in
Innovation trotz der „Durststrecke“ investierten, doch
nur bei 28% der Verlierer war dies der Fall. 63% der Überlebenden
haben auch die (Weiter)Entwicklung mit Partnern vorangetrieben,
nur 19% der Verlierer.
Sicher ist, dass Firmen, die kein Geld mehr
haben, auch nichts investieren können – doch die
meisten Firmen sind doch…
wie Karstadt.
Hätten die Allmächtigen an der Spitze
nicht nur selbst verliebt in den Spiegel
gesehen, wären sie ein wenig fähiger gewesen oder auch
nur ein wenig weniger gierig, dann würde Karstadt, das noch
vor kurzer Zeit ein Goldesel gewesen war…
nicht heute um sein Überleben bangen.
Und wer zahlt für diese Inkompetenz?
Die Herren in den Nadelstreifen nicht –
die haben längst ihr Schäfchen unerreichbar für
Schadensersatzansprüche jeglicher Art ins Trockene gebracht.
Nein, wir alle zahlen dafür – ganz
Deutschland. Eine skeptische Bevölkerung, die sehr
klarsichtig registriert, dass ihre Manager „hart
durchgreifen“ und „ihre Firmen bluten lassen“,
um zu beweisen, dass sie führungsstark sind, die häufig
sogar mit der Drohung von Arbeitslosigkeit als ganz alltäglichem
Führungswerkzeug bearbeitet wird und zusehen muss, dass trotz
aller Sparappelle die Vorgesetzten immer noch kräftige
Gehaltserhöhungen erhalten und sich dann noch bei solchen
Leuten einschmeicheln soll, weil diese eben die Macht dazu haben,
Unschuldige zu Sündenböcken zu machen - eine solche
Bevölkerung kauft nun mal nicht gerne. Wir Deutschen sind
doch nicht blöd, wir merken doch, dass unsere Herren Führer
in Staat und Wirtschaft uns schneller im Stich lassen, als wir
„Papp“ sagen können und dass wir schon selbst
unser Geld zusammenhalten müssen, wenn wir nicht im Armenhaus
landen wollen. Und so kann keine Wirtschaft glänzen.
So schlägt die Härte am Ende auf die
Manager selbst zurück – denn am Ende gibt es niemanden
mehr zu entlassen, außer ihnen selbst. Und dann mag ihr
„Schäfchen im Trockenen“ vielleicht doch nicht
reichen – nicht jeder ist ein Ken Lay.
Und selbst die ganz großen wird es früher
oder später treffen.
Denn die Jobs in Indien und China werden nicht
nur in Amerika immer häufiger von Hochqualifizierten erledigt
– das Know How wandert damit mit Siebenmeilenstiefeln in
diese Regionen und dieses Know How sowie die zwar geringen, jedoch
regelmäßigen Einkünfte: das schafft Märkte.
Und die kaufen den teuren westlichen
Schwachsinn nicht für ewig, Kinder. Die meisten Elektrogeräte
stammen in Indien bereits aus China, bald werden es auch die Autos
sein, die Chemie ist schon unterwegs ins Manager-Paradies billiger
Sklavenarbeiter…
warum also nicht auch eure Manager-Posten?
Ihr Herren Führungskräfte, wer
braucht euch denn eigentlich – wenn ihr keine Angestellten
mehr habt?
Die billigen Angestellten im fernen Ausland?
Die haben ihre eigenen Bosse.
Dämmert es euch jetzt?
Zuerst trifft es die Arbeiter, dann die kleinen
Handwerker und Dienstleistungs-Unternehmer – die jetzt schon
im Namen des allmächtigen freien Marktes durch die selbst
ausbeutenden Ostvölker an den Rand des Ruins getrieben
werden…
dann werden die Großhändler und die
mittelständischen Zulieferer an die Reihe kommen…
und am Ende auch die deutschen Großkonzerne.
Denn, Ihr Herren Top-Manager – wer
braucht euch Mercedes- und BMW-Führer noch, wenn Mercedes und
BMW in China (nach)gebaut werden?
Bis ihr euere „Markenehre“ dort
verteidigt habt, haben die Chinesen längst genug gelernt, um
ihre eigenen, wahrscheinlich sogar zuverlässigeren Autos zu
bauen, ganz wie es die Japaner vor ihnen taten.
Ja, Denken ist Glücksache.
Und je weiter du nach oben kommst, umso
schwerer wird es – nicht zuletzt, weil der Puffer um dich
herum die Widersprüche zur Realität auffängt, die
deine falschen Entscheidungen verursacht haben und die die
eigentlichen Antriebskräfte dafür sind, überhaupt
etwas zu lernen nach dem Motto: (Nur) aus Fehlern wird man klug.
Glücklicherweise ist Information
physikalisch – und Dummheit somit etwas, was sich früher
oder später auch an den Dummen rächt, selbst wenn es die
mächtige, vorsätzliche Dummheit des Spiegelsaals
ist.
Der Witz beim Spiegelsaal? Die
Schimpansen-Alphamännchen sind die einzigen ihrer Rasse, die
nicht fähig sind, ihr Spiegelbild zu erkennen – weil
sie vorher bereits ihren vermeintlichen Konkurrenten attackieren.
16:40:43
Dixi: there is an end of the matter; everything that could be
said has been said – for today
01.04.2005
Deutsches Sprichwort: Wes’
Brot ich ess', des Lied ich sing'
Cave Nominem.
Und nein – das ist kein Aprilscherz, das
ist nur wieder einmal ein Hinweis darauf, dass meine Behauptung
“wir machen alles, was die Amerikaner machen, nur mit
einigen wenigen Jahren Verzögerung” leider viel zu wahr
ist.
Die Hälfte oder gar 2/3 aller ganz
normalen Artikel werden inzwischen wohl als Werbung eingestuft,
geschrieben von PR-Journalisten, die in Lohn und Brot von Firmen
stehen, denen die normalen, offenen Marketingmethoden schlicht zu
ineffektiv und zu teuer sind. Warum sich also nicht der
effizienteren Propaganda zuwenden? („Panorama“ v.
31.03.2005, ARD 21.45h – 22.30h)
Und die Medien machen mit, weil sie, sogar die
öffentlichen Einrichtungen, den heimlichen Privatisierungen
unterliegen nach dem Motto: der freie Markt wird’s schon
richten. Bei der Presse sind es die Quoten, die entscheiden, wo es
langgeht. Quoten entscheiden, dass billige Talkshows billige
Voyeursbedürfnisse befriedigen dürfen und dass
anspruchsvolle Reportagen zugunsten von Medien-Fastfood a la
Infotainment gestrichen werden...
und dass „kostenlose“ Artikel, die
nur halbwegs neutral klingen, zur Veröffentlichung gelangen –
denn damit kannst du so tun, als würdest du deinen
Lesern/Zuschauern etwas bieten und musst dafür nicht zahlen.
Geiz ist geil ist die Devise, leider aber auch: Wer nicht zahlt,
der kriegt auch nichts, früher bekannt als „von nichts
kommt nichts“. Also werden all die teuren Pressearbeiten
schlicht…
outgesourct – einmal anders. Ganz
kostengünstig, weil ganz kostenfrei. Doch lässt sich bei
Information das Sklavenprinzip, das der „freie Markt“
so liebt, nicht ganz aufrecht erhalten, denn Information muss
durch die Köpfe laufen, da lässt sich das Gehirn des
Untergebenen nicht ganz so einfach ausschalten. Also müssen
die Recherchierenden, die Schreibenden bezahlt werden.
Wenn es aber nicht die Medien selbst sind, dann
wird das wohl nur geschehen können von einer anderen Seite,
die sich davon etwas verspricht.
Denn „Geiz ist geil“ gilt nur für
die Ratten, für die Rattenfänger ist Geld nur ein Mittel
zur Macht, das – wie es die Konservative Revolution in
Amerika beweist - selbst von den größten Firmeninhabern
mit den katastrophalsten Arbeitsbedingungen mit vollen Händen
aus dem Fenster geworfen wird…
und das über Jahre…
wenn es nur der eigene Macht dient, selbst im
urkapitalistischen Amerika:
„Big individual donors and large
foundations - the Scaife family and Olin foundations, for instance
- form the base of the pyramid. They finance conservative research
centers like the Heritage Foundation, the Cato Institute and the
Intercollegiate Studies Institute, entities that make up the
second level of the pyramid. The ideas these organizations
develop are then pushed up to the third level of the pyramid - the
political level. There, strategists like Karl Rove or Ralph Reed
or Ken Mehlman take these new ideas and, through polling, focus
groups and careful attention to Democratic attacks, convert them
into language that will appeal to the broadest electorate.“
(Quelle
01.04.2005, Registrierung erforderlich)
Und die „Konsumenten der Propaganda“
werden nicht einmal darüber aufgeklärt, denn alles läuft
ja seine juristisch sauberen Bahnen – auch in Deutschland.
Warum das alles so erschreckend ist? Weil das
die amerikanische Regierung jetzt ganz gezielt einsetzt –
als ganz richtige, ganz politische Propaganda, die wir so gut
kennen in Europa:
„It is a world where government-produced
reports disappear into a maze of satellite transmissions, Web
portals, syndicated news programs and network feeds, only to
emerge cleansed on the other side as "independent"
journalism. It is also a world where all participants benefit.“
(Quelle
01.04.2005, Registrierung erforderlich)
Und wir alle wissen, was diese amerikanische
Regierung „verkauft“: Unmenschlichkeit.
Unnütze Kriege voller Tod und Zerstörung,
Verarmung der eigenen Unterschicht mit der Konsequenz der
„Wiedereinführung“ des Hungers, Senkung von
Lebenserwartung und Steigerung der Säuglingssterblichkeit,
Abbau des Sozialnetzes und Verherrlichung des Rechts des Stärkeren
als „Sozialdarwinismus“ (von wegen Terri Schiavo! Nur
wer zahlen kann, darf leben, auch wenn er nicht wirklich viel
Medikamente, Operationen oder Nahrung bräuchte).
Dabei hat dieser PR-Journalismus sicher drüben
auch erst…
ganz klein angefangen.
Also, liebe Leser/Zuschauer:
Cave Nominem.
Seht ihr in irgendeinem Artikel einen
Firmennamen, hört ihr in irgendeiner TV-Reportage eine
Bevorzugung eines Produkts, dann ist das genau das, was wir alle
unter „Schleichwerbung“ verstehen.
Und es ist das, was uns unsere Demokratie
verkaufen wird, unseren Rechtsstaat madig machen wird…
in the end.
Bush lässt grüßen.
Oder glaubt ihr tatsächlich, dass ihr
alleine so stark seid, euch in einer Welt von 6.000.000.000
Menschen durchzusetzen ohne die starke Gemeinschaft Deutschlands?
Dass ihr so klug und erfahren, so
durchsetzungsstark und beliebt seid, dass ihr niemanden braucht?
Auf den Schutz der Gruppe verzichten könnt?
Dann, ihr Einzelkämpfer, haben die, die
wirklich genug Geld und Einfluss haben, schon gewonnen nach dem
alten Rezept der Römer: Divide et impera.
Ben Franklin: We must all hang
together, or we shall surely all hang sepearately.
Wir alle, ihr Einzelkämpfer, haben nur
deshalb so ein gutes Leben, weil unsere Nachkriegsgeneration –
ja die, die jetzt ständig im Fernsehen ist und der jetzt
bereits ihre Rente geneidet wird – die Ärmel
hochgekrempelt hat und schuftete.
Und weil ihre Kinder noch wussten, wie leicht
eine ganze Nation schlicht zertrampelt werden kann, wie leicht
Erspartes, ja Häuser, sich in Rauch auflösen können
und wie viel Arbeit und Mühe darin steckt, es nicht nur
aufzubauen, sondern zu erhalten.
Doch diese dritte Generation – die Enkel
– die haben davon keine Ahnung mehr. Für sie ist es
nichts weiter als „normal“, reich und behütet zu
sein.
Dass hinter unserem jetzigen Lebensstandard
gemeinsame Mühen stecken (mit der Betonung auf „gemeinsam“,
meine Herren Einzelkämpfer und „Führungspersönlichkeiten“)…
dass unser Leben auf tönernen Füßen
steckt, sogar unser herrlich mildes Klima keinesfalls eine
Selbstverständlichkeit ist…
das scheinen sie nicht
mehr zu begreifen.
Und so verspielen
sie das Fundament unseres Wohlstandes – die Demokratie, den
Rechtsstaat, die auf dem Respekt vor jedem einzelnen beruhen,
nicht nur auf dem Respekt vor denen, „die es geschafft
haben“ und dass nur die gemeinsame Anstrengung aller (oder
wenigstens der meisten) nicht nur unseren Wohlstand sichert,
sondern gar unser Leben, denn Armut, das sagen euch immer noch die
Nachrichten, kann schnell nicht nur unangenehm, sondern sogar
tödlich werden.
Die Führerhörigkeit, die wir überall
sehen in Wirtschaft und Politik, das selbstgefällige
Vertrauen in die eigene Kraft oder die des Bosses ist nichts
weiter als ein Überbleibsel aus unserer Vorgeschichte –
eine wieder belebte Variante des Australophithecus robustus.
Der sich auf seine Stärke verließ
und nicht auf seine Kultur, seine Intelligenz und seine
Mitmenschen…
und der ausstarb.
Cave nominem.
Was mich an den frühen Kulturen –
die, die uns aus dem Dunkel der Geschichte holten, die Schrift und
Wissenschaft begründeten – immer so faszinierte, ist,
dass ihre Relikte keine Namen tragen.
Keine Besitzer haben – keine Götter,
keine Päpste, keine Könige.
Wie ein wirklich objektiver Zeitungsartikel.
18:34:11
Dixi: there is an end of the matter; everything that could be
said has been said – for today
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