27.02.2005
George Bernard Shaw (1886-1950): Was
wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an,
wohin uns die Normalen gebracht haben
Nachdem Bush, der Mann, der es fertig bringt,
sein Land auszunehmen wie eine Weihnachtsgans, der Steuern senkt,
damit die Reichen weniger zahlen müssen und danach in
düsteren Prophezeiungen verkündet, wie doch das soziale
Netz so teuer für den Staatshaushalt sei – dass es
deshalb privatisiert werden müsse, damit die kleinen Leute
den großen Leuten noch mehr Profit bringen -, der Mann,
unter dessen Regierungszeit tatsächlich die durchschnittliche
Lebensdauer der Amerikaner wieder sinkt und die
Geburtensterblichkeit wieder ansteigt…
nachdem dieser Mann willkürlich nicht nur
über das Wohl seiner eigenen Landsleute, sondern auch über
fremde Völker Tod und Verzweiflung brachte aus höchst
fadenscheinigen Gründen, die nur unter dem Gesichtspunkt von
Geld- und Machtgier erklärlich werden…
nachdem also dieser Mann gezeigt hat, wes'
Geistes Kind er ist...
will dieser Mann uns erzählen, wie
Freiheit und Demokratie geht? Der will Putin etwas lehren? Putin
mag ja wahrlich nicht der Vorzeigedemokrat sein, doch nachdem die
vorbeugenden Kriege eines George W. Bush gezeigt haben, dass der
Starke immer Recht hat, kann ihm kaum noch jemand, der „auf
GWB's Seite steht“, vorwerfen, auf einem Weg weiterzugehen,
der nun einmal schwerer kaum sein könnte: vom Kommunismus
ausgehöhlte Staatsressourcen, Machtstrukturen, die der Mafia
so ähnelten, dass es kein Wunder ist, wenn diese die
„legitime Nachfolgerin“ der alten politischen
Rädelsführer wurde und dann noch die gierigen
internationalen Großkonzerne, die wie Geier über seinem
armen, reichen Land schweben – das ist nicht so einfach mit
lockeren Sprüchen von Steuersenkungen für die Reichen
und Abschiebung von Lasten auf die Kleinen zu erledigen, wie hier
unsere Konservativen im Gleichschritt mit den Amerikanern predigen
– denn bei den Kleinen ist in Russland nichts mehr zu holen.
Wenn die Masse nichts hat, sinkt freilich nicht
nur das Bruttosozialprodukt wegen fehlenden Inlandsmarktes. Weil
dies vor allem der Mittelstand und die Kleinunternehmer zu spüren
bekommen, sinkt der Reichtum eines Volkes insgesamt – auch
wenn Russland unseren amerikanisch-deutschen Gierexperten
vorführt, dass die Superreichen immer noch prächtig
superreich sein können in solch einem Land.
Wieso aber hecheln dann die vielen Amerikaner
und Deutschen in ungebrochenem Glauben hinter ihrem „Führer“
her? Dort Bush, hier Stoiber – die Einpartei-Staaten
scheinen sich in vielem zu ähneln: Inselgebiete der
Hochtechnologie dümpeln in einer breiten Masse zutiefst
gläubiger Landbevölkerung, die überwiegend nicht
wählt, was politisch erfolgreich ist, sondern was von der
Kanzel herunter gepredigt
wird.
Da hat ein Joschka Fischer natürlich keine
Chance. Denn seine Wähler sind typischerweise diejenigen, die
nachdenken, die Zeitung lesen, die geschichtliche Verläufe im
Blick behalten – und wenn er einen Fehler macht, denn muss
er dafür geradestehen.
Wäre ja echt toll, eine Superdemokratie…
wenn es bei den Gläubigen bloß
genauso wäre. Doch Helmut Kohl nennen wir heute noch den
Superkanzler, als wüssten nicht alle, die damals offenen
Auges Politik verfolgt haben, dass er seine Fehler niemals zugab,
sie im Gegenteil in geradezu sprichwörtlicher Weise „aussaß“,
als wäre nie etwas geschehen - und wenn es einmal nicht zu
vermeiden war, dann eben ein paar Freunde als Bauernopfer stolpern
ließ, um ungestört an der Macht bleiben zu können.
Seine wirtschaftlichen Erfolge? Genauso wenig
selbst gemacht wie die Wiedervereinigung. Die Wirtschaft blühte
im Schlepptau Amerikas, die Wiedervereinigung im Schlepptau von
Gorbi.
Jedes Mal, wenn Kohl gefragt war, versagte er,
doch dank des schnellen Vergessens seiner Medienfreunde ist er
heute eine „geschichtliche Größe“. Dieses
kurze Gedächtnis war wohl auch der Grund, der damals auch die
„gerechte Entrüstung“ verhinderte, die nach
Abdankung schreit. Ja vielleicht außer bei denjenigen wie
mir – aber die „bild dir deine Meinung“-Menschen
sicher nicht, schon allein deshalb, weil die zumeist größere
Probleme als Politik haben.
Diese kurze Gedächtnis gilt jedoch nur für
Freunde – nicht für die „Sozis“, ganz wie
in Amerika, wo die Medien hinter nackten Busen jahrelang
herweinen, den Anblick verstümmelter irakischen Kinder, die
nur aus Macht- und Geldgier ihrer Zukunft beraubt wurden, jedoch
scheuen – um die sensiblen Gemüter der Amerikaner zu
schonen, sie davor zu schützen, was sie angerichtet haben –
genau das Gegenteil dessen, was Intelligenz tun muss: sich über
Verifikation, den Widerspruch
an der Realität orientieren.
Und so großzügig sie zu Freunden
sind, so „scharfsichtig“ werden sie bei „Feinden“.
Also hecheln sie heute hinter Joschka her und ihm wird ihr kurzes
Gedächtnis sicher nicht gegönnt.
Aber liebe Leute, seht euch doch einfach mal
das Datum seiner Verfehlung an! Das war zu Zeiten des
heraufdämmernden Irakkriegs, als langsam klar wurde…
dass „unser Amerika“ nicht mehr
existiert, dass unsere Welt sich verändert und mit einer
gewissen Wahrscheinlichkeit schlicht kollabiert…
gegen die globalen Möglichkeiten des
Schadens, die aus dieser Entwicklung sich ergeben, ist ein Erlass
(für mehr Freizügigkeit, aber die hassen wir ja seit
Plato) mit einer lokalen negativen Auswirkung
einfach nur – sekundär.
Aber das begreift unsere
Merkel-Koch-Stoiber-Parade natürlich nicht. Dass die globale
Erwärmung Fakt geworden ist während der konservativen 16
Jahre, die locker unsere Zukunft verschenken konnten, interessiert
sie nicht – noch können wir ja atmen, noch ist es warm,
noch transportiert der Golfstrom genügend Wärme für
Europa, noch…noch…noch…
noch können wir vor Gier sabbern, uns an
unsere Stühle klammern und unsere kleinen Intrigen spinnen,
als gäbe es keine Physik, keine Erde, keine Luft und kein
Wasser – wie die Lemminge auf dem Weg ins Meer, die
Kaninchen in Australien, die kurzsichtigen Spezies in düsteren
Science Fiction Romanen.
Dafür schauen wir mit weit geöffneten
Augen nach Amerika, um ja von Bush zu lernen, wie man den dummen
Wähler an der Nase herumführt.
Das Rezept?
Lügen, lügen, lügen – und
wenn es herauskommt, mit den Achseln zucken. (Ja klar, die
„Spendenaffäre“ fällt unter
Kurzzeitgedächtnis, Herr Koch, nicht wahr?)
Obi-wan Kenobi: The Force can have
a strong influence on a weak mind.
Das funktioniert prächtig bei den
Meinungen, die „gebildet werden“ durch Fernsehen und
Großbuchstaben-Titelseiten.
Die Hexenjagd auf Joschka arbeitet genau nach
dieser Methode – während Kohl wenigstens noch subtil
seine Pressefreunde auf diejenigen ansetzte, die ihm zu nahe
kamen, um das, was für alle Politiker üblich ist,
plötzlich edelmütig „investigativ“ zu
offenbaren (wohl wissend, dass das Meiste übliche
Polit-Schmarotzerei war), wird jetzt ganz offen gelogen:
Der Volmer-Erlass soll die ukrainische
Zwangsprostitution gefördert haben? Ist mir nicht
aufgefallen, sagt eine Rechtsanwältin, die ihr Leben den
Opfer solcher krimineller Handlungen gewidmet hat…
der Volmer-Erlass soll die Schwarzarbeit um
Milliarden erhöht haben laut einem von der CDU zitierten
Institut? Weiß ich nichts davon, sagt das Institut, die
Milliardenzahlen sind zumeist „selbstgemacht“,
deutsche Schwarzarbeiter, nur ein Bruchteil davon sind
Osteuropäer…
in beiden Fällen sank nach dem Erlass
sogar der Anteil der Ukrainer gemäß den statistischen
Datensammlern („Monitor“ v. 24.02.2005, ARD
21.45h).
Doch Politmagazin „Monitor“ hat
eben keine Quoten – Bild schon.
Und weil Monitor auch noch von
Pro-Bush-Bloggern erzählte, die zwar gegen Abtreibung sind
und Bush als edle Verkörperung der konservativen Werte sehen
- den Massenmord in Irak freilich kaum als besonderes Problem für
ihr Gewissen betrachten können…
muss ich hier nun klar und deutlich
feststellen, dass es bei mir umgekehrt ist. Ich habe mir nicht
jahrelang erzählen lassen, was für Verbrecher wir
Deutschen waren, ohne hinzusehen, wie es denn damals funktioniert
hat: Und für mich sind die Verhaltensweisen viel zu
übereinstimmend, um nicht alarmiert zu sein, für mich
sind die „Law and Order“-Menschen mit ihren
lautstarken, zumeist gewalttätig vertretenen moralischen
Vorstellungen nicht einfach eine Kleinigkeit, die man „aussitzen“
dürfte.
Wer Abtreibung verbietet und gleichzeitig
Sexualaufklärung behindert, fördert –
geschichtlich bewiesen – nichts anderes als eine Erhöhung
ungewollter Schwangerschaften mit all dem Leid im Gefolge, das
nicht selten in Misshandlung oder gar Tötung der Geborenen,
ob groß oder klein, endete. Wer dies dazu noch im Namen des
Lebens tut, während er mühelos Hunderttausende
Unschuldiger töten, verstümmeln, entrechten und
enteignen kann, nur weil sie in einem Land wohnen, das mit viel Öl
auf den Euro umsatteln wollte (und damit die Rolle des Dollar als
Reservewährung in Frage stellte)…
der hat kein Recht, vom Wert des Lebens und der
Freiheit zu reden.
Und wenn Pro-Bush-Blogger das Netz benutzen, um
wie die Päderasten, Antisemiten oder andere
Gewaltverherrlicher ihre Meinung zu veröffentlichen…
dann tue ich das auch:
Werner Heisenberg: Es ist immer
schwierig, über den Wert politischer Ziele zu urteilen, wenn
deren Erreichung noch in weiter Ferne liegt. Ich glaube daher,
daß man eine politische Bewegung nie nach ihren Zielen
beurteilen darf, die sie laut verkündet und vielleicht auch
wirklich anstrebt, sondern nur nach den Mitteln, die sie zur ihrer
Verwirklichung einsetzt
18:21:58
Dixi: there is an end of the matter; everything that could be
said has been said – for today
19.02.2005
Martin Luther King, Jr.: Our lives
begin to end the day we become silent about things that matter
Nein, mein Blog ist immer noch meinem Projekt
gewidmet...
aber „Anne Frank von Irak“
erschüttert mich immer wieder. Ihre Geschichten über
das, was Amerika da verbrochen hat – und was wir hier im
satten, selbstmitleidigen Deutschland so gerne, gerne übersehen
– ist genau das, was die Geschichte uns schon tausendmal
gelehrt hat.
Die Zugewinnfunktion
der Intelligenz spricht gegen uns.
Wir sind schon längst nicht mehr auf dem
aufsteigenden Ast der Evolution, wir sind nichts weiter als ein
Haufen jämmerlicher Versager, ein Haufen Lemminge, die auf
alten, längst im Meer verschwundenen Pfaden weiter vorwärts
trampeln – und das mit wachsender Begeisterung – und
von Mutter Natur auch sicher nicht am globalen Selbstmord
gehindert werden…
wohl weil wir ohne den Massenselbstmord nicht
mal als Rasse überleben könnten.
ein Haufen von Blindgänger, die nur hinter
ihren Bossen
herlaufen können und sich auf Befehl gegenseitig quälen
– alles irgendeinem „oberen Prinzip“ opfernd, ob
das nun Führer, Volk, Gott oder König ist, ist reichlich
egal.
Amerika, das sich selbst so liebt und andere so
verachtet, dass sie problemlos zu Hunderttausenden getötet
werden dürfen, hat Irak, das doch wirklich schon nicht
sonderlich reich war vor dem Krieg, nun endgültig zu einer
Hölle gemacht.
Vor allem – für Leute wie uns.
Gemäßigte, gebildete Leute, die sich keinen totalitären
Strukturen, weder von Kirche noch von Staat, unterwerfen wollen,
müssen jetzt das „Maul halten“. Nicht, weil es
schon Gesetz wurde wie im Iran, nein, weil diejenigen, die moderat
sind, zwar möglicherweise die Mehrheit bilden, die anderen
aber die Gewalttätigen sind.
Und wer anständig
ist, versucht, nicht nur sich, sondern auch seine Familie und
Freunde zu schützen.
Und ist damit in einer solchen Umgebung…
der Schwächere.
Und der Schwächere verliert, wo nur noch
das Gesetz des Stärkeren regiert. Ganz genau das ist es, was
heute in der Vorzeigedemokratie Amerika geschieht und wir wussten
das doch schon seit 10 Jahren - jetzt aber nicht wieder das
deutsche Gejammere vom „ich hatte keine Ahnung“,
bitte!
Wir können das seit mehr als 10 Jahren
nicht nur sehen, wir fühlen es auch am eigenen Leib, bezahlen
für diesen Trend mit Jobs und Lebensstandard – diese
Boss-Hörigkeit, diese völlige Unterwerfung unter die
Führermentalität ist nicht erst seit Bush nicht mehr zu
leugnen. Genau das ist es doch, was sich in unserer Industrie
breit machte – das Bananenhaufen-Prinzip,
das Gier als oberste Prämisse akzeptiert und Verantwortung
nur als einen Ballast predigt, den „man“ abwerfen
muss, will man „Führungsqualitäten“
beweisen.
Die paar „Heulsusen“, die dem
entgegnen, dass eine Firma eine Gemeinschaft ist, die mit
Gemeinschaftsmethoden geführt werden muss und nicht mit der
harten
Hand, die sogar behaupten, dass in einer schnelllebigen
Zeit feste Herrschaftsstrukturen, sprich die mit Ritualen
arbeitende Konfigurationsmethode,
völlig unpassend ist, werden nur als „Memmen“,
als „Mamas“, Mütter – als Frauen –
diffamiert, um zu zeigen, dass sie nicht „viril“ genug
sind, um zu dominieren.
Frau – das perfekte Schimpfwort, denn
Frauen sind minderwertige Versager, sie haben noch nie etwas
geleistet, es gibt keine großen Erfinderinnern unter den
Frauen und sie wollen sogar ihre eigene Unterjochung, ganz wie im
Iran, wo sie die muslimischen Sekten wählen, die ihnen alle
Menschenrechte verweigern.
Wie das kommt?
Weil eine einzige Frau nicht gegen eine ganze
Stadt ankommt – und weil mit ihr auch immer ihre ganze
Familie am Pranger steht, wie Riverbend, die irakische Anne Frank,
erzählt:
And Life Goes On...: „“Please
dress appropriately next time you come here.” The man said
to me. I looked down at what I was wearing- black pants, a beige
high-necked sweater and a knee-length black coat. Huh? I blushed
furiously. He meant my head should be covered and I should be
wearing a skirt. I don’t like being told what to wear and
what not to wear by strange men. “I don’t work here- I
don’t have to follow a dress code.” I answered coldly.
The cousin didn’t like where the conversation was going, he
angrily interceded, “We’re only here for an hour and
it really isn’t your business.”“ (Quelle
19.02.2005)
Wenn sie „aufmuckt“, trifft es eben
auch den „Cousin“ - weil der sonst mitbestraft wird,
weil der sonst „für sie“ zu kämpfen hat. Und
das ist nicht anständig, also darf sie es nicht tun,
zumindest nicht sehr lange und so erzählt Riverbend, wie sich
die Frauen langsam, aber sicher den fremden Anweisungen
unterwerfen:
Groceries and Election Results...: „You
feel it all around you. It begins slowly and almost insidiously.
You stop wearing slacks or jeans or skirts that show any leg
because you don’t want to be stopped in the street and
lectured by someone who doesn’t approve. You stop wearing
short sleeves and start preferring wider shirts with a collar that
will cover up some of you neck. You stop letting your hair flow
because you don’t want to attract attention to it. On the
days when you forget to pull it back into a ponytail, you want to
kick yourself and you rummage around in your handbag trying to
find a hair band… hell, a rubber band to pull back your
hair and make sure you attract less attention from *them*.“
(Quelle
19.02.2005)
Was keinesfalls heißen muss, dass sie
sich „für die Unterdrückung entscheidet“,
ganz im Gegenteil:
Groceries and Election Results...: „The
subject of the veil and hijab came up and I confessed my fear that
while they might not make it a law, there would be enough pressure
to make it a requirement for women when they leave their homes. He
shrugged his shoulders and said, “Well women in Iran will
tell you it’s not so bad- you know that they just throw
something on their heads and use makeup and go places, etc.”
True enough. But it wasn’t like that at the beginning. It
took them over two decades to be able to do that. In the eighties,
women were hauled off the streets and detained or beaten for the
way they dressed. It’s also not about covering the hair.
I have many relatives and friends who wore a hijab before the war.
It’s the principle. It’s having so little freedom that
even your wardrobe is dictated. And wardrobe is just the tip of
the iceberg. There are clerics and men who believe women shouldn’t
be able to work or that they shouldn’t be allowed to do
certain jobs or study in specific fields.“
Es ist nicht das Bedecken der Haare selbst,
schreibt sie klarsichtig, es ist der Zwang dazu, dass du nicht
einmal das kleine Recht hast, über deine Kleidung selbst
entscheiden zu dürfen. Und dass dies eben „nur die
Spitze des Eisbergs“ ist, weil Frauen dann auch nicht mehr
studieren, nicht mehr arbeiten dürfen…
Groceries and Election Results...: “I
nodded and handed over the bags to be weighed. “Well…
they’re going to turn us into another Iran. You know list
169 means we might turn into Iran.” Abu Ammar pondered this
a moment as he put the bags on the old brass scale and adjusted
the weights. “And is Iran so bad?” He finally
asked. Well no, Abu Ammar, I wanted to answer, it’s not bad
for *you* - you’re a man…”
eigentlich ist es im Iran doch gar nicht so
schlecht, meint der Gemüsehändler und Riverbend denkt,
dass es eben nur für ihn als Mann nicht so schlecht ist, doch
das stimmt nicht wirklich. Sicher trifft es zuerst die Frauen, sie
sind nun einmal der Maßstab einer Kultur.
Wie eine Kultur mit ihren Müttern umgeht,
zeigt, welchen Respekt sie vor dem Leben hat, welchen Wert sie den
einzelnen Menschen vergönnt.
Und genau hier verschlechtert sich auch das
Leben eines jeden Mannes in einem solchen System. Er erhält
zwar das Recht über den weiblichen Körper, doch nur als
Ausgleich für seine eigene Freiheit. Das aber ist für
die meisten Leute nur schwer zu verstehen, sie vergleichen einfach
niemals, niemals die Lebensqualität in freiheitlichen und in
rigiden Kulturen. Doch von nichts kommt nichts und wer seine
Freiheit liebt, darf die „gleichen Rechte für alle“
nicht an einer einzigen, noch so winzigen Stelle aufgeben, auch
wenn es ihn nicht selbst betrifft und er nur Vorteile darin sieht.
Er zahlt dafür.
Groceries and Election Results...: „Baghdad
is once more shrouded in black. The buildings and even some of the
houses have large black pieces of cloth hanging upon them, as if
the whole city is mourning the election results. It’s
because of “Ashoura” or the ten days marking the
beginning of the Islamic New Year but also marking the death of
the Prophet’s family 1400+ years ago in what is now known as
Karbala. That means there are droves of religious Shia dressed in
black from head to foot (sometimes with a touch of green or red)
walking in the streets and beating themselves with special devices
designed for this occasion. We’ve been staying at home
most of the time because it’s not a good idea to leave the
house during these ten days. It took us an hour and 20 minutes to
get to my aunt’s house yesterday because so many streets
were closed with masses of men chanting and beating themselves. To
say it is frightening is an understatement. Some of the men are
even bleeding and they wear white to emphasize all the blood
flowing down backs and foreheads. It’s painful to see small
children wearing black clothes and carrying miniature chains that
really don’t hurt, but look so bizarre. Quite frankly,
it’s disgusting. It’s a quasi political show of
Sadomasochism that has nothing to do with religion. In Islam it’s
unfavorable to hurt the human body. Moderate Shia also find it
appalling and slightly embarrassing. E. teases the Shia cousin
constantly, “So this your idea of a good time, ha?”
But the cousin is just is revolted, although he can’t really
express it. We’re so “free” now, it’s not
good idea to publicly express your distaste to the whole bloody
affair. I can, however, express it on my blog…“
Rigide Kulturen unterdrücken niemals „nur“
die Frauen – es mag den Gläubigen bei der „Ashoura“
zwar „Spaß“ machen im Sinne von „irgendwie
gearteter Befriedigung“, sich mit Peitschen blutig zu
schlagen wie im Mittelalter (und es auch von ihren Kindern zu
verlangen), die Frage ist jedoch erlaubt, ob sie tatsächlich
den Schmerz freiwillig wählen würden. Haben nicht die
Christen ähnliche Selbstgeißelungsriten „bevorzugt“
und was denken sie heute darüber?
Dass sich solch selbstzerstörerisches,
menschenverachtendes Verhalten überhaupt durchsetzen kann,
liegt an nichts weiter als an simpler, unintelligenter
Gewaltbereitschaft, weil es dann für die Gemäßigten
„nicht mehr gut ist, seine Abscheu vor einem solchen
blutigen Spektakel öffentlich kundzugeben“ – und
die Dummen können nun einmal nicht vorhersehen, wohin ihr Tun
sie und andere führt, sie genießen nur irgendwelche
kurzfristigen
Vorzüge.
Alte Weisheit: Stärke folgt
dem Maximum Intelligenz dem Optimum
Das Ende der freien Rede. Die Herrschaft der
Dummheit.
Natürlich „erhalten“ die
„kleinen Leute“ auch etwas für ihre Unterwerfung
– zumindest am Anfang, doch da sie ihre Möglichkeiten
zur Selbstverteidigung aufgeben, müssen sie früher oder
später dafür zahlen, denn ein solches System ist ein
Teufelskreis. Zuerst gibst du ein paar Freiheiten auf, nur ein
paar, denkst du, doch du erziehst damit deine Kinder in einer
Welt, die sich ohne diese Freiheiten in ihre Gehirne
einbrennt, dafür aber mit deiner Neigung zur
Unterwürfigkeit, zur Toleranz gegenüber der
Ungerechtigkeit.
Physik
der Information, ISBN 3-935031-03-3, Epilog: das Yin und
Yang der Intelligenz, S. 249
„Unsere Intelligenz hat sich soweit
entwickelt, dass sie alles lernen kann.
Sogar den größten Schwachsinn.
Er muss nur wiederholbar und unterscheidbar
sein, dann ist es Information und dann ist es „Wahrheit“.“
Ich kann nicht viel tun gegen das Unrecht, die
Ungerechtigkeit, die Riverbend erfahren muss. Aber Deutschland ist
Anne Frank verpflichtet, nie wieder so etwas zuzulassen.
Also schreibe ich darüber.
“I can, however, express it on my blog…“
18:11:47
Dixi: there is an end of the matter; everything that could be
said has been said – for today
13.02.2005
Bertrand Russell: Many people would
rather die than think; in fact, most do
Die Hexenjagd auf Joschka Fischer ist also
eröffnet.
Hat wieder nichts mit meinem Projekt zu tun,
doch mein Projekt stemmt sich sowieso praktisch chancenlos gegen
eine Welt, deren Zwänge aus einem Verhalten stammen, das
Konrad Lorenz weitaus besser beschreibt als irgendein
Erklärungsmuster, das rationale Motive unterstellt.
Wir folgen brav dem Weg der Amerikaner in den
absolutistischen Konservatismus. Stoiber und Merkel mit dem
lauernden Koch im Hintergrund, (der schon längst die
Bush-Weisheit lernte, dass du machen kannst, was du willst,
solange du dich durch Anstand nicht behindern lässt),
streiten sich ja nicht umsonst um die neuen Machtverhältnisse
in dem neuen Einparteien-Staat der Zukunft – der
bildzeitungsgelenkten Faux-Welt, in der die Freiheit des Denkens
auf die Freiheit des Nachlaufens eingeschränkt ist.
„Aus der Demokratie
entwickelt sich die Tyrannei, wenn Freiheit im Übermaß
bewilligt wird. – Gleichheit ist die Parole! Eltern und
Kinder, Lehrer und Schüler, alt und jung, alle sind gleich!
– Der Vater fürchtet den Sohn, und der Sohn hat
keinen Respekt vor den Eltern. Der Lehrer fürchtet die
Schüler und schmeichelt ihnen, und die Schüler verachten
ihre Lehrer. Schließlich tolerieren die Bürger keine
Art von Autorität und Gesetz. - Sie tolerieren keinen
Herrn über sich. - Die Folge ist letzten Endes die
Tyrannei. Das Übermaß von Freiheit führt zum
Übermaß von Sklaverei, und je größer die
Freiheit, desto größer die Sklaverei“ –
Plato, 400 v. Chr.
Das klingt so bekannt – das ist die
Geschichte des neuen Amerikas (und das alten Deutschland), so
scheint es.
Zuviel Freiheit für Menschen ist ungesund,
wir brauchen Herren und Führer, die uns Ordnung schaffen und
Halt geben?
Tut das nicht allen Menschen mit ein bisschen
Stolz weh – die genug Hirn im Kopf haben, um zu erkennen,
dass das Highlander-Prinzip (es kann nur einen geben) die
Wahrscheinlichkeit gegen sie sprechen lässt, dass sie „die
einen“ sind, die die anderen führen dürfen?
Wo also liegt der Fehler?
Der Fehler liegt darin,
dass wir nicht entscheiden können, wie viel Freiheit wir uns
gewähren.
Wir können uns nur für Tod oder Leben
entscheiden – für Dummheit oder Intelligenz.
Intelligenz ohne Freiheit funktioniert nun
einmal nicht.
Und selbst wenn Freiheit,
die dann natürlich auch für die Dummheit gelten muss,
eine Katastrophe aufgrund dieser Dummheit hervorrufen mag, so ist
die Katastrophe, die Unfreiheit für Intelligenz früher
oder später verursachen muss, weitaus unbezwingbarer, weitaus
unvermeidbarer und umfassender. Schlicht weil Dummheit die
Konsequenzen der eigenen Aktionen generell nicht sehen kann und
deshalb generell trotz schrillender Alarmglocken munter weiter in
die Sackgasse läuft, wenn die Karotte nur deutlich genug vor
der Nase hängt – oder der Bananenhaufen
am Ende der Fahnenstange leuchtet. Keine Freiheit oder Unfreiheit
hält die Gier auf, nur wirklich physische Fesseln vermögen
dies – wenn aber Unfreiheit herrscht, kann Intelligenz diese
freilaufende Gier nicht einmal mehr erkennen und stoppen.
Unbezwingbar wie der Tsunami – dafür
genauso vorhersehbar, zumindest in kurzen Zeitfenstern. Denn
bereits wenige Minuten nach dem pazifischen Monsterbeben war aus
modernen Aufzeichnungssystemen bereits zu erkennen, dass sich ein
Tsunami bildet.
Doch es gab kein
Informationsverarbeitungssystem, das den Input hätte
aufnehmen können! (Quelle
13.05.2005)
Die Herren wussten schlicht nicht, wen sie
anrufen sollten – oder die Emails landeten in Büros,
die auf Urlaub waren. Dafür starben dann fast 300.000
Menschen.
Dabei ist dieser Tsunami nicht einmal ein gutes
Beispiel für die selbstverschuldeten Katastrophen, denn hier
war das Zeitfenster, das verschenkt wurde, nur knappe zwei Stunden
offen. Auch Vulkane und Erdbeben sind keine besonders guten
Beispiele, denn hier dürfte menschliches Versagen zwar sicher
am Ausmaß der Katastrophe beteiligt sind, ist es jedoch eher
weniger an der Ursache.
Aber bei Fluten ist das schon ein wenig anders,
Kinder.
Und bei Unwettern.
Und wie es aussieht, haben wir das Zeitfenster,
das hier Jahrzehnte währte – spätestens seit dem
Club of Rome waren wir ja gewarnt – wohl verschlafen.
(Quelle
13.05.2005)
Freiheit ist kein Luxus – Freiheit ist
das einzige System, das uns Überleben garantiert.
Spektrum der Wissenschaft (siehe Medienlinks),
8/2000, „Der Hominiden-Korridor Südostafrikas“,
Dr. Friedemann Schrenk/Timothy G. Bromage, S. 47:
„Wenn also robuste Australopithecinen und
die ersten Vertreter der Gattung Homo gleichzeitig aus ihren
jeweiligen leichter gebauten Australopithecinen-Vorfahren
entstanden, dann musste es zur Entwicklung der überdimensionalen
Zähne eine geeignete Alternative gegeben haben, die ebenfalls
der zunehmend härteren Nahrung Paroli bot. Diese Alternative
war offensichtlich der Einsatz von Werkzeugen…
Unter dem Druck der damaligen
Umweltveränderungen war es sicherlich gerade die Fähigkeit
der Hominiden zu kulturellem Verhalten, welche die Gattung Homo
entstehen ließ…
Homo rudolfensis zeichnete sich unseres
Erachtens vor allem durch ein besonders flexibles Verhalten aus,
was etwas später – auf der nächsten
Evolutionsstufe – mit der Entwicklung eines größeren
und leistungsfähigeren Gehirns einherging…
Die Größe des Gehirns innerhalb
dieser Gattung, der auch wir angehören, nahm stark zu. Dank
einer Werkzeugkultur verloren die Backenzähne an Bedeutung
für die Nahrungszerkleinerung“. (© Spektrum der
Wissenschaft Verlagsgesellschaft Heidelberg)
Werkzeuge statt Backenzähne: Intelligenz
statt Kraft, Flexibilität statt Spezialisierung.
Und warum, wo doch der „Spiegel“
deutlich macht, dass Dummheit
sehr wohl Vorzüge hat?
Weil sich die Verhältnisse änderten…
„Trotz einer gewissen Eigenständigkeit
stand die Sambesi-Ökozone also mit dem südlichen und
östlichen Afrika in Austausch. Allerdings konnten Tiere, die
an einen sehr spezifischen Lebensraum gebunden waren, die Region
jeweils nur dann durchqueren, wenn ökologisch extreme
Bedingungen geeignete Lebensräume süd- beziehungsweise
nordwärts verlagerten. Eine solche Phase begann vor ca. 2,8
Millionen Jahren, als das Klima im Zusammenhang mit der
zunehmenden Vereisung der arktischen Regionen auch in Afrika
kühler und hier vor allem trockener wurde“ (aus dem
Spektrum Artikel).
Der Werkzeuggebrauch bot trotz der höheren
Anforderungen an Intelligenz und Kultur, sprich der Notwendigkeit,
es den Jungen auch beizubringen, nämlich einen großen
Vorteil, den Kraft und Spezialisierung nicht bieten konnten:
„Die zunehmende Unabhängigkeit vom
Lebensraum führt zu zunehmender Abhängigkeit von den
dazu benutzten Werkzeugen“.
Unabhängigkeit vom Lebensraum sprich
Unabhängigkeit von der Umgebung – einer Umgebung, die
sich so schnell änderte, dass schlicht keine Anpassung an die
aktuelle Situation auf dem „konservativen“ Weg der
Evolution möglich war.
Und hier sind wir tatsächlich wieder bei
der Hexenjagd auf Joschka Fischer.
Denn die Konservativen wissen genau, wie man
sich an der Macht hält, das haben sie in den Instinkten, die
sie von den Schimpansen erbten – Konrad Lorenz hat
wunderschön das Baby-Küssen und das Hofieren und
Intrigieren beschrieben, mit dem sich ein Möchtegern-Alpha
mindere Männchen und praktisch nur als Stimmvieh nützliche
Weibchen günstig stimmte, weil es keine Alphas ohne Betas
geben kann.
Und weil Mr. Bush in Amerika die Demokraten mit
dieser Methode der persönlichen Angriffe tatsächlich
völlig ausgeschaltet hat – es gibt keine
funktionierende Opposition mehr in Amerika, nicht einmal der
massive Vorwurf eines Wahlskandals und eine rege
Grassroots-Bewegung (Quelle
13.02.2005) zur Verteidigung des Werts der
Wahlstimmen konnte mehr etwas bewegen, die ersten linken
Rechtsanwälte werden bereits verurteilt, als wären sie
Komplizen derjenigen, die sie verteidigten (wobei gerade der
Patriots Act die Sache einer wahrheitsgemäßen
Beweisfindung seitens des Staates inzwischen sehr fragwürdig
macht) und Widerstand gegen einen heraufdämmernden Iran-Krieg
existiert erst gar nicht -, weil er mit den neuen Gesetzen zum
Schutz der Wirtschaft vor juristischen Klagen genau die
Rechtsanwälte trifft, die eine Basis der Demokraten (und „des
gemeinen Volkes“) darstellen, weil er mit der Zerschlagung
des Sozialstaates Armut hervorruft, die die Menschen notwendig
wieder in den Extremismus (und, lieber Herr Stoiber, auch in die
Sekten) der Heilsapostel ohne Verstand, dafür mit viel
Versprechungen zurücktreibt…
weil er eine „faith-based presidency“
schaffen kann, die auf die Realität pfeift, nur um an der
Macht zu bleiben (Quelle
13.02.2005)…
deshalb wird er zum großen Vorbild (fast)
aller (konservativen) Politiker in diesem Lande. War Stoiber schon
immer so unsachlich, dafür aber „marketing-technisch“
versiert wie mit diesem Vorwurf gezeigt, die Arbeitslosigkeit –
übrigens einerseits hervorgerufen durch Kohls Gier, der
Vereinigungskanzler zu werden und uns damit einen Schuldenberg zu
hinterlassen, der dem Staat jede Handlungsfreiheit nimmt, und
andererseits durch den jahrzehntelangen Kniefall vor den
Unternehmern, der zu nichts anderem als wachsenden Gehältern
der Führenden und zu Entlassungen der „niederen
Chargen“ führte – sei nicht nur von der
rot-grünen Regierung „gemacht“, sondern
unterstütze auch die braune Brut? Deren Neuauflage, die
Republikaner, interessanterweise in Bayern stattfinden konnte?
Faith-Based Community (Quelle
13.02.2005):
“The aide said that guys like me were 'in
what we call the reality-based community,' which he defined as
people who 'believe that solutions emerge from your judicious
study of discernible reality.' I nodded and murmured something
about enlightenment principles and empiricism. He cut me off.
'That's not the way the world really works anymore,' he continued.
'We're an empire now, and when we act, we create our own
reality. And while you're studying that reality --
judiciously, as you will -- we'll act again, creating other new
realities, which you can study too, and that's how things will
sort out. We're history's actors . . . and you, all of you, will
be left to just study what we do.'” (©The New York
Times Company, Unterstreichung eingefügt.)
Schriftgelehrtenwissenschaften
(wie Politik und Betriebswirtschaft), die die Schrift über
die Wissenschaft stellten, die das Ritual
zum Selbstzweck werden ließen…
das soll die bewunderungswürdige Fähigkeit
der Konservativen hinsichtlich der Wirtschaft sein?
Deren Rezept ist nichts weiter als das Ritual,
sich dem Mächtigen zu unterwerfen, um auch ein Stückchen
von dem Kuchen zu erhalten: das Bananenhaufen-Prinzip.
Denn wie funktioniert das konservative
Allheilmittel zur Förderung der Wirtschaft? Gebt den
Unternehmern/Unternehmen mehr
Gewinne! Egal von woher – ob von der Umwelt oder von der
Gegenwart oder Zukunft des „gemeinen Volkes“,
Hauptsache mehr Gewinne, denn mehr Gewinne schaffen Arbeitsplätze!
Erinnert sich jemand an die 90er Jahre? Ist
schon mehr als fünf Jahre vorbei, sicher, ihr Faux-News und
Bild-„Informierten“ – aber die 90er Jahre
kreierten den Begriff des „Wachstums ohne Arbeitsplätze“.
Die großen Unternehmen wurden immer reicher, bis sie wie der
Esel aufs Eis gingen, um die Kohle im Ausland zu verjubeln,
während die Arbeitslosenzahlen im Inland beständig
wuchsen.
Das Rezept taugt nichts. Schon lange nicht
mehr. Es taugt nichts, sich dem Führer zu unterwerfen, in der
Hoffnung auf ein paar Brosamen – denn der Führer wird
nur immer gieriger, nichts sonst. Haben nicht gerade wir Deutschen
das reichlich ausgekostet? Habt ihr aus Dresden tatsächlich
nur das gelernt, was die Sachsen-NPD demonstrierte?
Das Radfahrerprinzip – nach oben buckeln,
nach unten treten – ist völlig nutzlos. Es kann
vielleicht gerade einmal dazu dienen, eine freiheitliche Kultur
einer jungen Gesellschaft oder eines jungen Unternehmens
auszubeuten, doch wenn diese Ausbeutung erledigt ist, bricht das
System in sich zusammen.
Und für alle, die noch an das
Führer-Prinzip und die Kreativität der Konzerne glauben
– Führer sind der Anfang vom Ende, Schmarotzer an der
Intelligenz ihrer Vorgänger. Der Spiegelsaal
führt zu nichts weiter als zu „faith-based
presidencies“.
Das war schon in Rom so (Quelle
13.02.2005):
Arbeitslosigkeit und Inflation,
Technologieverfall und hohe Militärausgaben – das gab
schon Rom den Rest, nachdem die Welt soweit erobert war, dass es
nichts mehr zu stehlen gab. Und die Herren Führer sind nun
einmal zu nichts anderem in der Lage, als an die Macht zu kommen
und dort zu bleiben, das ist alter Schimpansen-Instinkt. Der lehrt
nur leider nicht, wie neue Technologien entwickelt werden können,
der kann nur weiter entwickeln, was bereits da war – und
natürlich, was sich für das Militär verwenden
lässt, dieses herrlichste aller Machtinstrumente.
Dummheit
siegt, sagte der „Spiegel“.
Nur leider verliert damit die Menschheit.
Das ist wie bei den kräftigen
Backenzähnen, die die harte Nahrung zerkleinern konnten, die
der zarte Australopithecus niemals hätte essen können –
wenn da nicht das Werkzeug gewesen wäre, mit denen die zarten
Hände die harten Schalen zerschlugen, um an das weiche,
nahrhafte Innere zu kommen.
Unser starker Vorfahr ist tot, überlebt
hat der Intelligente.
Darwins Gesetz heißt nämlich
keinesfalls „das Gesetz des Stärkeren“, es heißt
„Law of the fittest“ – und das ist weitaus
treffender mit „das Gesetz des Bestangepassten“
übersetzt.
Doch leider gibt es eine natürliche Grenze
für jede Informationsverarbeitung, Intelligenz für sich
zu nutzen – es gibt einen Scheitelpunkt für jedes
System, an dem mehr Intelligenz nicht mehr Voraussicht, sondern
nur mehr Aufwand, mehr Ärger bedeutet: die Zugewinnfunktion
der Intelligenz.
Und den haben wir erreicht und zwar wohl seit
Erfindung der Landwirtschaft. Seit damals schaffen uns unsere paar
kreativen Köpfe eine Umwelt, die die Masse nicht mehr
versteht.
„Die zunehmende Unabhängigkeit vom
Lebensraum führt zu zunehmender Abhängigkeit von den
dazu benutzten Werkzeugen“ (aus dem Spektrum Artikel).
…zunehmende Abhängigkeit von
Werkzeugen…
heißt zunehmende Anforderungen an…
Intelligenz und Kultur.
Die Masse, die konservativ lernen muss, die in
Ritualen denken
muss, um trotz fehlendem Verständnis handlungsfähig zu
bleiben, die passiv Informationsverarbeitung treiben muss, weil
sie es aktiv gar nicht kann, weil nur die Konfigurationsmethode
des Auswendiglernens, des vorgeführten Beispiels, ihnen die
Möglichkeit des komplexen Handels verschafft: das Ritual. Das
aber heißt, dass vieles ihrer „Intelligenz“
nicht in ihnen selbst steckt, sondern in diesen Ritualen, die
jedoch auf einen bestimmten Problembereich zugeschnitten sind.
Ändert sich dieser Problembereich, müssten
sich eigentlich auch die Rituale ändern, doch wie anpassen,
wenn man das Ritual zum Selbstzweck erklärt hat?
Deshalb wird unsere Politik auch weiterhin die
Freiheit verdammen wie Plato und den Führern hinterherlaufen
wie weiland hinter Hitler – weil Denken so furchtbar weh
tut.
Es macht nämlich wirklich Arbeit und nur
dann, wenn du es richtig tust, hast du auch Erfolg, ansonsten
wirst du durch Versagen bestraft. Das kann reichlich schmerzhaft
werden. Da ist es viel, viel leichter, gleich denjenigen
hinterherzulaufen, die bereits Erfolg haben.
Denn die müssen doch „richtig
gedacht“ haben?
Das Prinzip der Anerkennung,
obwohl von Mutter Natur selbst als Lustgewinn in unsere
Verhaltensprogramme Instinkt
und Gefühl eingepflanzt wegen seiner Nützlichkeit,
hat seine Grenzen - und zwar schlicht seit der Erfindung der
Sprache, die die Unabhängigkeit der menschlichen
Informationsverarbeitungen weitgehend aufhob.
Ein Erfolgsrezept der Schimpansen kann bei
Menschen nur dann funktionieren, wenn die Verhältnisse gleich
blieben – doch genau das tat es nicht beim Führerprinzip.
Die weitaus höhere Vernetzung der Abbildungen
(Weltvorstellungen) in den einzelnen Informationsverarbeitungen
Mensch durch die Sprache erschuf deshalb zusammen mit dem
Führerprinzip den Spiegelsaal:
das Phänomen, das der Leithammel so sehr von seinen
untergebenen Schafen von der Realität abgeschirmt wird, dass
er den Widerspruch, den seine falschen Entscheidungen hervorrufen,
nicht mehr zu spüren braucht. Natürlich ist der
Widerspruch immer noch vorhanden, doch ausbaden
muss es eben jemand anderes.
Ja, es scheint sich sogar zum Sport unter den
modernen Führer zu entwickeln, andere „bluten“ zu
lassen – wer es heute in die Schlagzeilen schafft mit diesem
herrlichen Begriff, sein Unternehmen „bluten zu lassen“,
beweist Führungsstärke – er kann sich über
die Existenzen fremder Menschen ohne jegliche Rücksicht
hinwegsetzen, nur um ein paar Großaktionäre noch ein
wenig reicher zu machen. Das muss belohnt werden! Pfeif’ auf
die Zukunft!
Nur leider schafft das Ausbluten keine neuen
Technologien, die dann neue Märkte schaffen könnten –
ohne etwas zu vernichten, sondern einfach durch Fortschritt,
vielleicht sogar, wie uninteressant, durch Verbesserung von
Lebensqualität und Umweltverträglichkeit.
Nach Amerika müssen wir hier schon lange
nicht mehr schauen – dort wird, wie bei den Römern, nur
noch ausgeschlachtet, was in den Jahrzehnten davor in Gang
gebracht wurde. Neues kommt längst nicht mehr von Amerikas
Industrie, nicht einmal in der so berühmten
amerikanisch-dominierten IT. Auch dort ist der wahre Motor der
Erfindung nur die „Freiheit“: entweder die Freiheit
der Nobelpreisträger in den Labors oder des Open Source. Und
diese Ecke ist nicht nur international, sie gehört auch nicht
wirklich einem „Unternehmen“ und schon lange keinem
Konzern.
Das, Herr Stoiber, Herr Koch und die sich
längst verabschiedende Frau Merkel, sollten Sie sich
vielleicht zu Gemüte führen, wenn Sie Ihren
Konservativismus weiterhin genießen wollen – denn das
amerikanische Vorbild radiert gerade alles aus, an was Sie
glauben.
Auch wenn es Ihnen im Moment nicht so scheinen
mag.
Aber das hat es mit Höhepunkten so an
sich…
von nun an geht’s bergab.
Sie werden nicht gewinnen können mit
solchen Hexenjagden – früher vielleicht, doch jetzt
nicht mehr, dafür ist gar nicht mehr lange genug Zeit, meine
Herren. Nur ein umweltbewusstes und soziales Verhalten hat noch
eine klitzekleine Chance, die Menschheit überleben zu lassen.
Sie glauben nicht an Kassandra? Troja glaubte es auch erst, als
die Kinder dafür brennen mussten. Wie in Dresden. The sins of
the fathers: Die Kinder büßen für die Dummheit der
Eltern.
Go, Joschka, go!
18:41:09
Dixi: there is an end of the matter; everything that could be
said has been said – for today
11.02.2005
Albert Einstein: “the least
comprehensible about the universe is, that we can comprehend it”
#879: die QuBits
17:40:50
Dixi: there is an end of the matter;
everything that could be said has been said – for today
09.02.2005
Farscape, Aeryn: It's always about
time
Über
die Natur der Veränderung.
Bei all den Überlegungen über die
Transformationen X, die sich verknüpfen lassen und
wiederholbar sind, stolperte ich immer wieder über dasselbe
Problem:
Wiederholbarkeit
heißt, dass aus einem bestimmten Anfangszustand immer
derselbe Endzustand folgt.
Das ist völlig korrekt in der Praxis, weil
die Realität so viele Einschränkungen erzwingt, dass
weder die gesamten Umfänge aller realen Zustände noch
die Ewigkeits-Bedingung des „immer“ real machbar sind.
Jegliche Informationsverarbeitung muss deshalb mit Hypothesen
arbeiten, die über das Eingehen bestätigender Ereignisse
bestärkt oder durch einen Widerspruch
erledigt werden.
Aber eigentlich dreht sich bei der Information
alles um Transformationen. Zustände sind nur „Beiwerk“
- zwar unerlässliches Beiwerk, aber eben nur Beiwerk.
Physik
der Information, ISBN 3-935031-03-3, Verknüpfungen von
Transformationen: Wiederholbarkeit und Zusammenhang, S. 130
„Sollen die Translationen also eine
„vernünftige“ Funktion darstellen, muss die
Transformation „wiederholbar“ in dem Sinne sein, dass
in der Menge der Transformationen, die die Werte der betreffenden
Eigenschaft verändern können, nur solche mit
unterschiedlichen Anfangszuordnungen auftreten oder anders gesagt:
Es darf keine Gruppe von Transformationen existieren, die zwar
einen gleichen Anfangszustand, aber unterschiedliche Endzustände
aufweisen. Wie bei der Bestimmung der Eindeutigkeit einer
Korrespondenz muss durch die Anfangszuordnung festgelegt sein, wie
die Endzuordnung aussieht und dies in jedem Fall.
7. Wiederholbarkeit: für
X(e|w) = e|w’ und X(e|w)=e|w’’
==> w’ = w’’
Werden Zuordnungen betrachtet als durch
Transformationen erzeugt, lässt sich dies auch folgendermaßen
formulieren: Wiederholbarkeit heißt, dass vorangehende
Transformationen keinerlei Einfluss auf die aktuelle
Transformation haben dürfen
8. Wiederholbarkeit: für
X(e|w) = e|w’ und XX(e|w’’) = e|w’’’
für X(e|w’’) =
e|w
==> w’= w’’’
Dann nämlich ist sichergestellt, dass auch
der „Schatten“ der Transformationen auf den Werten
nicht mehrdeutig wird, egal, wie oft und viele Varianten von
Transformationsketten auch gebildet werden.
Wiederholbare Transformationen sind also
„geschichtslos“, sie hängen nur von der Art der
Transformation und ihrem Anfangszustand ab. Sie sind
„deterministisch“ in dem Sinne, dass eine
Anfangszuordnung mathematisch hinreichend für die
Endzuordnung und diese notwendig für die Anfangszuordnung
ist.“
Wiederholbarkeit ist demnach primär eine
Eigenschaft von Transformationen und die sind nicht nur die
mathematischen Strukturelemente der Mengenmathematik: Die
Transformationen der Informationsmathematik sind die
tatsächlichen, realen Veränderungen, die einen Zustand
in den nächsten überführen.
Dass wir nur mit Zuständen arbeiten
können, ja dass wir nur in Zuständen denken können,
weil so unser Denken funktioniert, ändert nichts, aber auch
gar nichts an der Tatsache, dass es die Transformationen sind, die
diese Eigenschaft haben müssen.
Die Veränderung selbst muss wiederholbar
sein.
Das freilich bringt mich fast jedes Mal wieder
ins Straucheln.
Denn selbst wenn ich unzweifelhaft und
unerschütterlich weiß, dass die Veränderung die
Grundlage der Information ist, so sind meine Methoden des
Verstehens doch immer noch die alten: über Abbildungen ein
Modell erschaffen, das gegenüber den ständig neuen
Situationen der Umwelt auf Tauglichkeit geprüft werden muss.
Mein Modell ist unglaublich tauglich – es
funktioniert überall, wo ich es nachprüfen konnte.
Aus diesem Fehlen
bisheriger Verifikation lässt sich freilich noch kein
Widerspruch zu all den 879 weiteren
Definitionen der Information herleiten, die ich gegenüber
meiner 1001. Definition noch
nicht in Augenschein nehmen konnte. Weil jedoch das Verständnis
für Veränderung so fundamental ist für das
Verständnis von Information, bezweifle ich auch, dass
irgendein Experte aus einem anderen Lager sofort einen gültigen
Beweis oder Widerspruch abliefern kann. Warum? Weil er mithilfe
der Mengenmathematik argumentieren wird – muss er, ist sein
zuverlässiges, hochtaugliches, vielseits erprobtes Werkzeug,
also wird er es ohne nachzudenken auch für die Überprüfung
der 1001. Definition verwenden.
Und sehr wahrscheinlich nicht daran denken,
dass er an jede, wirklich jede seiner benutzten Formeln die Frage
stellen muss:
Giltst du auch für einfache Gruppen? Oder brauchst du nicht
doch wenigstens einen Ring, einen Vektorraum, einen Hilbert-Raum?
Das wiederum heißt, dass er mit einer
großen Wahrscheinlichkeit sogar auf Widersprüche stoßen
wird – weil er nicht konsequent genug Mathematik treibt,
denn das oberste Gebot der Mathematik ist nicht das
Auswendiglernen hoch komplizierter Formeln und der Wettstreit
darüber, wer am schnellsten ein Gedankenspiel lösen
kann.
Das oberste Gebot der Mathematik ist zu wissen,
nicht zu glauben und wissen kannst du nur, was du selbst
nachgeprüft hast. Deshalb wird in der Mathematik alles, aber
wirklich alles explizit dargelegt, was für eine Behauptung
oder einen Satz verwendet wurde: „Weil
das Ungenannte nicht nachprüfbar ist.“
Aber
Selbstverständlichkeiten
sitzen tiefer als rationales Denken, sie sind die (zumeist
tauglichen) angelernten „Instinkte“,
die uns rasch durch unbekannte Situationen manövrieren, ohne
dass wir umständlich (und vor allem zeitaufwändig)
darüber nachdenken müssen, weil sie uns „anscheinend
bekannt“ sind. Wir müssen nur bestimmte Signalreize
erkennen, die ein rudimentäres Muster
zu bilden haben, damit das hinter diesem Muster kodierte Programm
zur Lösungsfindung ablaufen kann. Das funktioniert, weil in
einer Welt, die aus Information erbaut ist, Zyklen das
ausschlaggebende gestaltende Element sind. Und weil Zustände
nur Beiwerk sind, weisen sie deshalb immer Abhängigkeiten von
ihren Zyklen auf. Solche Abhängigkeiten lassen sich oft durch
einige „herausgehobene Eigenschaften“ beschreiben,
deren Verhalten so dominant ist, dass sie als Stellvertreter
für ihren gesamten Zustand dienen können.
Ob solche Eigenschaften nun „Charakteristik“
heißen, „Symbol“,
„Stichwort“ oder „Signalreiz“, ist
letztlich uninteressant. Interessant ist nur, dass sie eine
Reduktion von Eigenschaftsvielfalt
erlauben, die das gesamte Problem vereinfacht. Und einfachere
Probleme erlauben zumeist schnellere Lösungen. Birgt
natürlich die Gefahr, dass durch eine solche Abstraktion
Fälle ähnlich erscheinen und somit gleich behandelt
werden, die nicht „ähnlich genug“ sind.
Genau dieses Problem macht denn auch die
Mathematik so wertvoll. Sie erlaubt durch Routine zwar auch solche
„Selbstverständlichkeiten“, ihre Strenge lässt
aber – zumindest auf Dauer – keine „Ritualisierung“
zu.
Und damit bin ich wieder an dem, was mich zum
Stolpern bringt. Denn die Veränderung ist Basis meiner
Mathematik.
Aber ich habe sie nie wirklich „beschrieben“
– ich formulierte nur ein Symbol, das als Stellvertreter für
die Veränderung steht und formulierte, was die Veränderung
tut, wie sie zu erkennen ist, was sie zu machen hat.
Nicht das, was sie in ihrem innersten Kern ist.
Das berührt nicht die Wahrheit meiner
Formeln, so wenig wie meine Erweiterung der Mathematik die
Wahrheit der anderen mathematischen Gebiete berührt, denn
meine Formeln basieren auf Zuständen und Werten. Auf
Mengenelementen und ihren Relationen. Sonst nichts. Und nur diese
mir bekannte Eigenschaft der Veränderung, die sich knallhart
bestimmen lässt, habe ich letztlich mit dem Symbol “X”
charakterisiert.
Doch jedes Mal frage ich mich wieder:
Was ist denn X? Kann es verschiedene geben?
Muss ich nicht doch unterscheiden? Kann ich einfach nur X(e|w)
schreiben, wie ich es tue, oder muss ich nicht doch auch ein
Y(e|w) berücksichtigen?
So habe ich in meinem ersten Buch noch
vorsichtig formuliert:
Die
Individualität liegt in den Daten, ISBN
3-935031-00-9, Wiederholbarkeit oder Datenanonymität, S.
12
„Die Wiederholbarkeit von
Transformationen, die zentraler Bestandteil der Information ist,
bedeutet Situationsunabhängigkeit dieses speziellen Vorgangs,
derselbe Anfangszustand erreicht denselben Endzustand unter der
Einwirkung dieses Prozesses, unabhängig von vorangehenden
Ereignissen oder von einer unüberschaubaren Menge von
Situationselementen.“
Dann habe ich aber recht widersprüchlich –
aus meiner Erfahrung mit Programmierung heraus gestützt,
weniger aus einem echten Verständnis für Veränderung
– weiter ausgeführt:
„Nur der anfängliche Zustand der
Eigenschaft oder der Profilschablone selbst darf das Ergebnis
wiederholbaren Verhaltens bestimmen, nicht das Verhalten selbst.“
Ich habe normalerweise kein gutes Gedächtnis,
doch diese Stelle prägte sich mir ein – weil ich bis
dato von der Übermacht der Zustände ausgegangen war und
hier zum ersten Mal, beim klaren Ausformulieren der Worte, zu
stolpern begann.
Und das tue ich seit damals jedes Mal wieder.
Denn die Veränderung ist das zentrale
Element der Information, der Zustand ist nur Beiwerk –
deshalb ist die Relation
zwischen Anfang und Ende auch weitaus bedeutender als die
einzelnen Zustände selbst.
Wie aber kann ich dann eine mathematisch exakte
Formulierung ohne ein genaueres Eingehen auf die Veränderung
durchführen? Muss das nicht scheitern? Muss ich nicht doch
den Antrieb der Veränderung, den Grund für die vielen
Wechsel, „den inneren Kern der Zeit“ kennen?
Nein, muss ich nicht.
Und kann ich auch nicht. Denn die Veränderung
als solche ist nicht abbildbar und deshalb außerhalb unseres
Verstehens.
Und was wir nicht verstehen, können wir
nicht unterscheiden. Und was wir nicht unterscheiden können,
ist gleich: Leibniz.
Und ja.
Für alle, die jetzt sich bestätigt
fühlen mögen, dass Wissenschaft, Physik und der Verstand
nicht alles beherrschen können…
es ist auch völlig und absolut außerhalb
jeglichen Glaubens.
Denn auch der funktioniert nur als
Informationsverarbeitung. Und auch der braucht Abbildung.
Die
Natur der Veränderung liegt außerhalb unserer
Geistesfähigkeit. Die Zeit, die Zerstörerin der Welt,
die Mutter der Götter, die Vernichterin jeder Existenz, ist
damit zwar sowohl allmächtig, ewig und überall als auch
unvorhersehbar, aber durch nichts und niemand verständlich.
Von keinem Theologen oder Philosophen erklärbar
– als Teil der Physik zwar Aufgabe der Physiker, leider
trotzdem niemals „herleitbar“, weil Veränderung
auch außerhalb des Bereichs jeglicher Wiederholbarkeit und
damit jeglicher Formalisierbarkeit existiert.
Und damit auch außerhalb der Mathematik,
die sonst unsere Krücke bis hinein in die schwarzen Löcher
und die Wolken dunkler Materie ist.
Wir müssen uns damit abfinden. Es gibt
etwas in diesem Universum, das vielleicht sogar den größten
Teil davon ausmacht und das wir nicht mal ansatzweise verstehen
können, von dem wir nur die Grenzen kennen können,
sozusagen. Dort, wo dieses Universum des Wechsels gewissen Regeln
unterliegt, können wir es auch erfassen. Freilich nur die
Regeln, die Randbedingungen, niemals jedoch den „inneren
Kern“. Aus Prinzip nicht. Kein Stück davon.
Nichts. Null. Nada.
Ist doch auch eine Form von Gewissheit.
16:02:17
Dixi: there is an end of the matter; everything that could be
said has been said – for today
30.01.2005
Faust, Studierzimmer: MEPHISTOPHELES:
Ich bin der Geist, der stets verneint denn alles, was
entsteht, Ist wert, daß es zugrunde geht
Information prägt
Informationsverarbeitungen – und genau das sind wir, als
Tiere, als Menschen, als kulturelle Wesen und genau deshalb führt
dich das Grübeln über Information gelegentlich in die
merkwürdigsten Richtungen.
Bin gerade wieder über eine Studie NET vs.
J2EE gestolpert, die so augenscheinlich das eine über den
grünen Klee gegenüber dem anderen lobt, dass du dich
nicht des Verdachts der Käuflichkeit erwehren kannst. Und ja
klar beschwerte sich jemand darüber mit ganz klarem Nachweis,
dass die Studie zugunsten der mächtigsten Software-Firma der
Welt schlicht log, sprich bekannt falsche Ergebnisse verwendete.
Doch wie heißt es so schön von der Presse? Ihre Reue
schreibt sie so klein, dass du sie nur mit der Lupe finden kannst.
Presse.
Ein Thema, das doch sehr verliert in der
letzten Zeit. Was haben wir in Anbetung vor der „Macht des
vierten Standes“ nach Amerika gesehen! Was haben wir
bewundert, wie McCarthy und Nixon durch die mutigen Reporter
gestürzt wurden!
Doch haben wir dabei nicht eine Kleinigkeit
übersehen?
Auch für die Presse gilt:
Wes’ Brot ich ess', des Lied ich
sing'
Und wenn deine Chefreporter nun mal finden,
dass es ihren Gönnern nicht gefällt, was du da entdeckt
hast, dann wird es nicht geschrieben.
Oder umgekehrt?
Fiel niemandem auf, wie Herr Kohl, der
Überdrüberkanzler aller Deutschen, Gutfreund mit
mächtigen Medienhäusern, von allen Störenfrieden
befreit wurde, die seiner Machtposition zu nahe zu kommen drohten,
weil jene plötzlich irgendwelche Skandälchen am Hals
hatten? Banalitäten, die sicher schmutzig waren, die aber bei
der ganzen „feinen Gesellschaft“ als völlig
selbstverständlich gelten, wurden aus der Masse herausgepickt
und urplötzlich als das „erkannt“, was es war:
Schmarotzerei auf Staatskosten. Sich ungeniert zu bedienen ist
freilich seit jeher das Privileg der Reichen und/oder Mächtigen
und wer was wissen darf, ist letztlich auch ihre Entscheidung –
Informationskontrolle ist das Rezept. (Daher auch das Lese- oder
Schulverbot für bestimmte Personengruppen in vielen
Kulturen.)
Hat jemand die Inaugurationsfeier Bushs
gesehen? Ein Volk, das mit „trillions of debts“,
Millionen von Millionen Dollar Staatsschulden kämpft, das
sage und schreibe sein ganzes soziales Netz plündern wird –
wie weiland der Überdrüberkanzler aller Deutschen im
Namen der Wiedervereinigung – leistet sich trotzdem ein
40-Millionen-Dollar-Spektakel und schenkt seinem Herrscher ein
3-Millionen-Dollar-Auto: Repräsentationskosten für den
mächtigsten Mann der Welt.
Und regt das jemanden auf?
„Einen kleinen Hitler“ nannte heute
ein Bekannter von mir den amerikanischen Präsidenten, fast
nebenbei, als wäre das nicht eine der größten
Katastrophen, die der westlichen Welt passieren kann – dabei
kannte er nur das, was die deutschen Medien ihm gnädig vor
die Füße werfen. Denn über die Vorwürfe von
massivem Wahlbetrug in Amerika (eklatante Abweichungen von
Wahlbefragung und Wahlergebnis, was sogar in der Ukraine
ausreichte, die Ergebnisse zu prüfen), über die völlige
Niederlage der Grassroots und damit, sind wir doch ehrlich, der
Demokratie als Ganzes, über die totale Knebelung der Presse
und die Prostitution der Justiz hören wir hierzulande nichts
und wenn, dann mit dem sanften Hinweis auf Verschwörungstheorien.
Ob Neville Chamberlain wohl so argumentiert hat?
Da musst du selbst erst auf dem Internet
herumsuchen und vorsichtig Streu von Weizen trennen, um überhaupt
zu erfahren, was im Gange ist. Zum Ausgleich für die
„Objektivität“ hören wir dann jedoch von
allen Sendern die mehr oder minder deutliche Lobpreisung „freier
Wahlen“ im Irak – Wahlen, bei denen aus
Sicherheitsgründen der Wahlkampf so eingeschränkt wird,
dass mancherorts die Listen der Kandidaten erst 5 Minuten vor 12
bekannt gegeben werden, bei denen die Wähler gezwungen werden
müssen unter Androhung von Gewalt oder gar durch Entzug von
sauberem Wasser oder den überlebensnotwendigen Essensrationen
„ihr Recht in Anspruch zu nehmen“, Wahlen, bei denen
die Kandidaten von einer fremden Macht sanktioniert werden müssen,
die zuvor die Kinder der Wähler umgebracht hat im Namen ihrer
Befreiung – solche Wahlen werden von deutschen Medien
kritiklos „frei“ genannt.
IKI – Infinity kills information. Wir
haben es tatsächlich geschafft, nicht wahr? Wir sind dort
angelangt, wo unsere Informationsgesellschaft mehr Information
vernichtet, als sie bewältigen kann, wohl nicht zuletzt
deshalb, weil wir unseren Stolz nicht mehr auf unsere
Menschlichkeit setzen, unser Streben nicht mehr nach Wissen und
Weisheit ausrichten, sondern nur noch aufgrund von Macht und Gier
funktionieren: die Bananenhaufen-Gesellschaft,
der Rückfall in die Vorsprachenzeit der Primaten.
Vorsätzlich falsche oder offenkundig
kritikwürdige Angaben zu deinen Gunsten zu machen, weil
gerade mal viele Leute vor dir stehen, die es schlucken sollen und
du ganz genau weißt, dass du vor viel weniger Leuten stehen
wirst, wenn du deine Aussagen dann zurücknehmen musst –
das ist die Bush-Strategie zur „Neugestaltung seiner
Realität“. Und tatsächlich: Amerikas Elite glaubt
nicht mehr an die Physik, sie glaubt wirklich und wahrhaftig, die
Realität gestalten zu können, vergisst dabei aber, dass
sie nur die menschliche Kultur gestalten kann. Sicher auch ein
Teil der Realität, aber einer, der nicht wirklich ausreicht.
Oder hast du vergessen, warum nach 200 Jahren Betens gegen die
Pest die Renaissance auflebte, faith-based community of America?
Vorsätzlich falsche Angaben zu machen, ist
Lügen und das ist keine Erfindung der Menschen, das können
schon Schimpansen. Auch das Führerprinzip lässt sich bei
ihnen prächtig bewundern. Wir sind also letztlich stolz
darauf, ein System zu haben, das auf Affen-Regeln basiert? Denn
sind wir ehrlich – unsere ganzen anderen „modernen“
Strategien lassen sich bis zu unseren behaarten Verwandten
zurückverfolgen. Das, was uns tatsächlich von ihnen
unterscheidet, die egalitären, neugierigen Kulturen der
Vorzeit, die Schrift und Wissenschaft erfanden, haben wir doch
schon längst „überwunden“.
Uns interessiert nicht mehr unsere Freiheit,
solange wir angeben können vor unseren Nachbarn im großen,
ölfressenden Schlitten, uns interessiert nicht mal mehr unser
Überleben in einer industriegeschädigten Umwelt, solange
wir im Augenblick noch zu essen und zu trinken haben. Und genau
deshalb konnte der „vierte Stand“ entmachtet werden.
Wes’ Brot ich ess', des Lied ich
sing'
Denn hätten wir uns für das Unbequeme
interessiert, hätten die mutigen Reportagen sich auch
rentiert, wären sie nicht zugunsten der Sex- and
Crime-Banalitäten aus TV und Presse verschwunden.
Wir haben uns dafür interessiert? In den
60ern, bei der Entstehung der Grünen? Doch leider kam der
Weltuntergang nicht
rechtzeitig für unser Kurzzeitgedächtnis und wir
haben es vergessen?
Die Zugewinnfunktion
der Intelligenz (cost/gain function of intelligence) hat einen
Scheitelpunkt für jedes informationsverarbeitende System,
dort, wo mehr Intelligenz nur mehr Kosten bringt, jedoch ohne mehr
Voraussicht. Entwickelt sich dieses System freilich weiter, kann
es den Scheitelpunkt und seine Probleme verzögern.
So konnten die Neuronen die Grenzen der DNA
überwinden, das Zwischenhirn, die Erfindung der
programmierten Verhaltensmuster, erweiterte die Grenzen der
Körperkontrolle „Kleinhirn“, so wie das Großhirn
als die Kontrolle der programmierten Verhaltensweisen durch
Einzelfall-Analyse und –Bewertung den Scheitelpunkt ein
weiteres Mal verschob. Wie viel Zeit lag wohl zwischen diesen
Entwicklungsstufen? Irgendein Evolutionsbiologe am Lesen, der mir
sagen kann, wie diese Zeitabstände sich zueinander
verhielten?
Der letzte Schritt war jedenfalls die Erfindung
der Sprache: Auch sie glich die Grenzen der Intelligenz aus durch
eine Steigerung der Kommunikationsfähigkeit mit der
Besonderheit, dass es diesmal nicht im Organismus stattfand,
sondern eine Ebene höher – zwischen den Organismen, wie
seinerzeit beim Evolutionsschritt vom Einzeller zum Mehrzeller.
Der nächste Schritt der Evolution wird also mit einer
weiteren „Vergruppung“ der Menschen einhergehen
müssen, wir werden kulturelle Organismen zu bilden haben,
deren Zusammenhalt weitaus enger sein muss als das, was wir heute
erleben. Natürlich nur, wenn wir überleben wollen.
Und dass ein paar Leute wie Herr Bush oder Herr
Kohl sich aufschwingen können zu entscheiden, wem es gut
gehen soll und wer zu leiden hat, dass ein „soziales Netz“,
nichts anderes als die gemeinsame Rücklage ganzer
Generationen, ruhig einmal für das verwendet werden kann, was
einem einzelnen gerade so in den Kram passt – weil er in die
Geschichte eingehen will als Einheitskanzler oder als
Welteneroberer -, das muss dann schlicht abgeschafft werden.
Denn
Entscheidungsstellen mit Machthabern zu verwechseln, kann
sich kein Organismus leisten. Ja sicher wird das Gehirn bevorzugt
behandelt, besonders geschützt, besonders genährt, doch
ist es auch dasjenige, das niemals schläft, das immer am
Arbeiten ist und sich überall auskennen muss – ganz im
Gegensatz zu dem, was wir Machthaber nennen.
Wie zu unterscheiden?
Ganz einfach:
Das Gehirn bezahlt für
seine Fehler selbst. Wenn es einen Teil seines Organismus
opfern muss, dann erleidet es Schmerzen und langwierige Traumata,
nicht wie unsere Manager und Politiker, die für ihre
Fehlschläge ständig andere bezahlen lassen und sich für
diese „Führungsstärke“ dann noch belohnt
sehen wollen.
Nun also der Untergang Amerikas – die
Chinesen wollen sie wohl nicht mehr finanzieren – mit Pauken
und Trompeten, zuvor der dramatische Untergang Nazi-Deutschlands,
praktisch das Synonym für „Führerprinzip“…
und trotzdem kein Zeichen am Horizont, dass es
irgendwo einen Ort auf dieser Welt gibt, wo die Machthaber nicht
genau nach demselben Schema vorgehen – „ich kassiere,
du zahlst“…
das sieht doch sehr danach aus, als wären
wir schon recht weit unten auf dem absteigenden Ast hinter dem
Scheitelpunkt der Zugewinnfunktion. Überbevölkerung,
Umweltverschmutzung, die globale Erwärmung, die
möglicherweise gar nicht mehr einzudämmen ist („Global
Warming Approaching Point of No Return, Warns Leading Climate
Expert“, Quelle
29.01.2005)…
das könnte wirklich das Ende der
Menschheit bedeuten und zwar sogar bereits in den nächsten
Jahren, Kinder.
Das aber hieße, dass es gerade mal zwei
oder drei Millionen Jahre seit Erfindung der Sprache gedauert
hatte, bis der nächste Scheitelpunkt erreicht war.
Was nun, wenn…
wenn auch die Funktion der Scheitelpunkte einen
Scheitelpunkt hätte?
Was das heißt?
Das heißt, dass SETI sofort aufhören
könnte, denn dann gibt es eine absolute Obergrenze für
die Intelligenz – und selbst wenn diese Obergrenze
systemabhängig ist und selbst wenn unsere biologische
Konstitution der alpha-gelenkten Primaten möglicherweise
reichlich ungeeignet ist für Hochintelligenz und es andere
Konstrukte gibt wie beispielsweise maschinelle Intelligenz, deren
Grenzwerte weit über den unsrigen liegen, so dürfte es
wohl kein endliches System geben, das sich über das Universum
oder wenigstens weite Teile davon ausbreiten kann.
Denn das Weltall ist groß.
Richtig groß.
Mit richtig vielen und richtig weitläufigen
Zuständen und Anordnungen von Zuständen.
12:43 Dixi: there is
an end of the matter; everything that could be said has been said
– for today
16.01.2005
Albert Einstein: If you can't
explain it simply, you don't understand it well enough.
Vielleicht sollte ich mein Projekt verlagern?
Ist schon ein wenig üppig, was ich mir da
vornahm – Java mit all den mächtigen, aber auch
umfangreichen Frameworks, ohne die du nicht wirklich programmieren
kannst, Eclipse, das auch nicht gerade ein Winzlings-Tool ist und
ArgoUML als Source und UML…
andererseits ist da SOA und die regelbasierte
Programmierung, die ich nun überall in amerikanischen Texten
finde: conceptual objects, Rule Engines oder auch nur die kleinen,
aber feinen Tipps, wie du Regeln mit XML aus dem Programm
heraushältst, um sie einfacher veränderbar zu machen…
das ist die aktive
Informationsverarbeitung und bisher habe ich nur „intuitiv“
eine Vorstellung davon. Aber die Rules Engines zeigen wunderschön
klar auf, dass auch hier exakte Richtlinien zu finden sein müssen…
die müsste man nur einmal deutlich
formulieren…
wie ist das Huckepackverfahren zu
strukturieren, wie werden die Ebenen separiert, wie die Typen- und
Einzelfallzuordnung bestimmt, wo liegt die Grenzen der jeweiligen
Differenzierungen? Hübsch einfach und klar, zählen,
messen, wiegen, sodass es sogar Computer verstehen können…
ganz klare Vorschriften, geradezu primitive
Checklisten, so wie bei der 1001. Definition
der Information…
dann hätten die kleinen Werkstätten
endlich etwas, was sie auch auf ihre Software anwenden könnten
– weil es nicht an irgendeine moderne Programmierumgebung
oder ein komplexes Framework gebunden ist, das sie erst aufwändig
erlernen müssen – und was ihnen helfen würde, sich
auf die neue Zeit umzustellen, die soviel schneller kommt, als sie
es überhaupt merken…
09:49 Dixi: there is
an end of the matter; everything that could be said has been said
– for today
09.01.2005
Albert Einstein: If 'A' equals
success, then the formula is 'A = X + Y + Z'. 'X' is work. 'Y' is
play. 'Z' is keep your mouth shut.
Wie das alte Jahr aufhörte, so fängt
das neue Jahr an.
Mit Einstein.
Weil das Jahr 2005 das „Einstein-Jahr“
wird: 100 Jahre Relativitätstheorie.
„1905 - ein kleiner Angestellter brütet
in seiner Freizeit über Problemen, die die größten
Wissenschaftler seiner Zeit beschäftigen und für die er
weder zuständig noch professionell genug war. Seine Familie
und Freunde schütteln nur still den Kopf über die
verrückten Ideen.
Trotzdem veröffentlichen die hoch
angesehenen „Annalen der Physik“ in Band 17 drei
seiner Abhandlungen, darunter die Relativitätstheorie, die
wirklich nicht viel mit den aktuellen wissenschaftlichen
Erkenntnissen zu tun hat, und ermöglichten damit die
möglicherweise steilste Physikerkarriere der Welt.“
Ja.
So habe ich mir das vorgestellt.
Und bewies wieder einmal, wie sehr doch der
Wunsch Vater des Gedankens sein kann. Denn meine bewunderten
Außenseiter
waren niemals wirklich Underdogs. Da Vinci und Newton hatten
einflussreiche Onkel und Emmy Noether und Einstein stammten aus
wohlhabenden jüdischen Kreisen, wobei Emmy Noether zwar durch
ihr Geschlecht behindert wurde, der Beruf ihres Vaters als
Mathematikprofessor jedoch augenscheinlich als Gegenkraft wirksam
genug war.
Und Einstein?
Tja, da stolperte ich über falsche
Informationen im Internet und bewies wieder einmal, dass „Papier
geduldig“ ist, vor allem im HTML-Format.
Es war eine kleine Site, die mit viel Respekt
vor Einstein wohl von einer Schule stammte und somit wirklich
vertrauenswürdig aussah, zumal die Daten stimmig schienen.
Doch Daten machen nun einmal keine Information und die vielen
Umzüge, die Einstein in seiner Jugend erlebten, wiesen eben
nicht darauf hin, dass der Vater aus der Elektronikbranche ein
„Elektriker war, der seine Familie kaum ernähren
konnte“ und der durch ständige „Fehlschläge“
zu den Umzügen gezwungen war.
Das hatte mir aber prächtig in den Kram
gepasst. Denn das ist meine Geschichte.
Vater Alkoholiker, Mutter Flüchtling, die
mehr schlecht als recht den kleinen Landwirtschaftsbetrieb
fortführte, den ihr Vater nach dem Krieg aufgebaut hatte, und
die währenddessen von einer guten Ausbildung träumte,
was sie als Frau im ländlichen Deutschland freilich niemals
erhoffen durfte: Sie hatte ihren Vater zu bedienen, ihm den
Haushalt zu führen. Doch sie machte als eine der ersten
Teilnehmer des damaligen Telekolleg ihren ersehnten
Schulabschluss, völlig ohne jede Aussicht indessen, ihn
jemals nutzen zu können, und sparte sich dabei noch jeden
Pfennig vom Munde ab, um ihren Kindern ein Studium zu ermöglichen.
Denn das war für sie immer glasklar gewesen, dass ihre Kinder
studieren mussten. „Nur das, was du im Kopf hast, gehört
dir wirklich“, sagte sie immer, denn alles andere, das
schöne Gut, die Pferde, die Äcker, das wohl umsorgte
Leben einer wohlhabenden Familie, hatte sie bei der Flucht
aufgeben müssen.
Solch ein tief sitzender Glaube an die Bildung
scheint sich einem Kind unauslöschlich einzupflanzen, denn
ich vermute, dass genau hier mein unbändiger Trieb nach
Wissen herstammt. Und die Zeit meiner Jugend schien auch auf
unbremsbaren Fortschritt hinzudeuten, nach den Kriegswirren und
dem Wirtschaftswunder.
Und ich schien es ja auch zu schaffen –
aus dem heraus, was in meiner Jugend noch „asoziale Familie“
genannt wurde, eroberte ich mir mithilfe der Unterstützung
meiner unermüdlichen Mutter zwei Diplome und gönnte mir
mit dem letzteren, dem Studium der Physik, sogar einen Traum, der
nicht gerade „praktisch“ und „vernünftig“
anmutete. Der Sprung in die Computerbranche schien dies freilich
zu widerlegen. Es schien, als würde alles prächtig
laufen.
Doch dieser stete Trieb nach Wissen zerstörte
die schönen Aussichten.
Anstatt mich auf meine Karriere zu stürzen,
stürzte ich mich auf den Erwerb von Fachkompetenz und verlor
damit wichtige Zeit zur Netzwerkbildung. Das war mir seinerzeit
natürlich nicht bewusst, seinerzeit glaubte ich noch, dass
allein höheres Wissen der Motor für die Industrie ist.
Aber nicht nur die amerikanische Geschichte der
Profitverherrlichung, die in jüngster Zeit ihr wahres Gesicht
zeigt, öffnete mir die Augen. Die einfache Tatsache, dass
meine ständig wachsende Perfektion in der Arbeit überhaupt
keinen Erfolg zeigte, weil ich dumm genug war, an das
Leistungsprinzip zu glauben, begann mich in meiner Überzeugung
zu beirren, dass der Bessere gewinnt.
Und nun bin ich zynisch genug zu sagen, dass
der Bessere nie gewinnt, höchstens der bessere Verkäufer.
Was ist denn die IT-Krise anderes als die Einsicht des Marktes
nach Jahrzehnten vollmundiger Prophezeiungen, dass aus all den
goldenen Versprechungen noch nie etwas wurde? Dass die
tatsächliche, stete und sogar massive Verbesserung trotzdem
nichts, aber auch gar nichts war im Vergleich zu dem
elektronischen Paradies, das verheißen wurde?
Dabei sind die Fortschritte wirklich nicht zu
verachten. Wenn ich mir die Schrifterkennung heute ansehe oder die
Textinterpretation, dann kann ich nur sagen: „Alle Achtung“.
Oder die Gehirnscanner! Ich machte früher Witze darüber,
dass zum Verständnis von Kunden ein Gerät zum Scannen
ihrer Köpfe nötig sei, und nun sind die ersten richtig
guten Schritte wirklich bereits gemacht.
Bei all diesen erstaunlichen Fortschritten sind
jedoch die Theoretiker der Information kaum einen Schritt weiter
gekommen als Shannon (1949) und Wiener (1948) – bis heute
diskutieren die Experten um die wahre Natur der Information und
streiten sich gelegentlich sogar recht heißblütig
darüber. (Quelle
09.01.2005)
60 Jahre und kein bisschen weiser.
In Worten: sechzig. Seit so langer Zeit finden
die Wissenschaftskreise und die bestbezahlten Profis der
Computerfirmen die Grundlage dessen nicht, was sie da treiben. Auf
die Idee, dass sie auf der falschen Fährte sind, scheint
dabei keiner zu kommen, denn alle ihre Versuche, die Definition
der Information zu erstellen, wurden von der nächsten
Definition der Information wieder auf ihre eigene Disziplin
zurechtgestutzt, weil sie andernorts nicht passte, und das alte
Spiel ging weiter. Eine für alle schafften sie nicht mit
ihren Denkstrukturen.
Das, so hatte ich mir so um die Zeit der
Sonnenfinsternis gedacht, muss sich doch als Hinweis verwenden
lassen, um zu erkennen, was Information ist. Und ich suchte
dort, wo niemand sonst suchte, in den Grundlagen der
Mathematik und stellte eine Definition
der Information auf, die stimmig war und die plötzlich
das gesamte Universum in einem anderen, verständlicheren
Licht erstrahlen ließ.
Oh ja, ich war echt begeistert von mir und
verkündete es jedem, der es hören wollte oder auch
nicht, was ich gefunden hatte. Ich wagte seinerzeit sogar, Gerd
Binnig, den Nobelpreisträger in Physik, anzuschreiben –
und er ließ mir sogar antworten! Doch ich vermasselte es
durch falsche Wortwahl und verstand es auch später nicht,
irgendjemand zu überzeugen. Das freilich habe ich schon am
28.04. und am 23.11.
beklagt, obwohl ich den „Wert“ von Selbstmitleid
eigentlich kennen sollte: Ich hatte mir früher schon einiges
damit verdorben, ständige Rückschläge sind jedoch
ein Problem, mit dem sich nicht gar so einfach fertig werden
lässt.
Informatiker lachten mich sogar aus, weil die
„Definition der Information“ doch längst von
Shannon erstellt sei, der freilich niemals behauptet hatte,
Information zu erklären. Er sprach immer nur vom „Gehalt“
an Information, den seine Formel einkreiste. Dieses Auslachen
öffnete mir dann aber die Augen, dass tatsächlich
bereits viele Definitionen auf dem Markt waren und das meine nur
die 1001. Definition der Information war. Nur eine von vielen, so
wie ich eine anonyme Witzfigur von vielen war, die sich aufspielen
wollten.
Irgendwann fiel mir dann wohl auf, dass ich
nicht wirklich Erfolg hatte und das all meinen schönen
Einsichten wirklich niemanden interessierten. So begann ich, die
Erfolgsgeschichten von „Erfindern“ zu untersuchen.
Dabei stellte ich fest, dass selten ein Erfinder alleine Erfolg
hatte, es war zumeist jemand dabei, der die Idee auch erfolgreich
vermarkten konnte.
Damit konnte ich nicht aufwarten, also begann
ich, mein Augenmerk auf Wissenschaftler zu richten, doch auch hier
schien immer ein Gönner vorhanden gewesen zu sein.
Bis ich über Albert Einstein stolperte,
besser gesagt, diese kleine Website, die es heute nicht mehr gibt.
Es hat wohl jemand bemerkt, dass sie nicht so ganz der Wahrheit
entsprach.
Aber damals begann ich, mich mit Einstein zu
vergleichen.
Oh nein, dass mein IQ nicht an den seinen
heranreicht, ist keine Frage, auch sein Mut, sein Rebellentum
auszuleben, übersteigt bei weitem den meinen. Als
Alkoholikerkind fehlt unsereins wohl das „Urvertrauen“.
Aber seine Underdog-Herkunft, seine Erkenntnis,
gewonnen in der Freizeit neben der täglichen Arbeit, die
sogar gegen die damaligen wissenschaftlichen Überzeugungen
lief, das passte schon schön. Und ich begann mich zu fragen,
wie er es denn geschafft haben könnte.
Das weiß ich nun. Papas Liebe, Geldbeutel
und Freunde erlaubten ihm einen ständigen Kontakt zu
Wissenschaftskreisen, sodass seine „nebenberufliche Arbeit“
im erforderlichen wissenschaftlichen Sprachgebrauch verfasst
werden konnte und genügend Leute existierten, um sie sogar
als Dissertation anzuerkennen. Und damit war der Schritt zu den
„Annalen der Physik“ eben keinesfalls mehr so
unendlich weit, wie ich es mir vorgestellt hatte.
Mein Schritt zum „Spektrum der
Wissenschaft“ ist dagegen unmöglich, denn ein solch
hoch angesehenes Wissenschaftsmagazin veröffentlicht nicht
jeden Text eines jeden Spinners, sondern nur solche, die durch ein
Gremium von Experten sanktioniert wurden – wie es sicher
einer Dissertation möglich sein könnte.
Eine Dissertation ist aber für mich
undenkbar – nicht nach 15 Jahren Berufstätigkeit fernab
jeglicher wissenschaftlichen Terminologie und Methodik, und vor
allem: ohne Beziehungen. Außerdem veröffentlichte ich
meine Erkenntnisse schon, also sind sie weder patentierbar noch
dissertationsfähig.
Ich habe wohl alles vermasselt, was sich
vermasseln lässt in der „Vermarktung“ meiner Idee
– und Einstein schien mir zu beweisen, dass es meine Schuld,
mein eigenes Versagen war. Denn er hatte es aus den Kreisen
geschafft, aus denen auch ich stamme.
Und ich schätze, deshalb fühle ich
mich jetzt richtig erleichtert. Nachdem ich meine
wissenschaftlichen Underdogs genauer unter die Lupe nahm und nun
feststellte, dass sie höchstens Außenseiter waren, nie
jedoch „Underdogs“, ist mir klar geworden, dass keiner
„aus meinen Kreisen“ stammt. Keiner stammt von fast
„ganz da unten“.
Es gibt keine echte Erfolgsstory vom
Tellerwäscher zum angesehenen Wissenschaftler oder Erfinder.
So etwas kommt nicht vor. Und es kam auch
niemals vor. War alles nur ein Irrtum.
Was aber garantiert kein Irrtum war: Ohne die
Erfahrung aus der Praxis, die Einstein im Patentamt von Bern
gewann und die ihm Zugang zu einer Vielfalt gewährte, wie sie
kein Elfenbeinturm bieten kann, hätte er genauso wenig auf
Ideen „gegen den Strom“ kommen können wie seine
Kollegen, auch wenn die vielleicht nicht ganz seinen IQ von 180
hatten.
16:39 Dixi: there is
an end of the matter; everything that could be said has been said
– for today
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